Alphorn trifft Kammerorchester
Von: Albrecht Sieber
Anlässlich des Sommerkonzerts in der Dorfkirche Maisprach vom 31. August 2014 wagte das Leimentaler Kammerorchester unter der Leitung von Konzertmeister Wim Viersen ein vielbeachtetes Experiment: Die Integration von Alphorn und Büchel in das Kammerorchester.
Balthasar Streiff (Fotos: zVg)
Mit dem Solist und Komponist Balthasar Streiff ist damit ein gelungenes Konzert zu Stande gekommen. Das Zusammenführen der zwei verschieden gestimmten Klangkörper (Naturtöne und wohl temperierte Stimmung) ist für Musiker und Komponisten keine einfache Sache.
Schon beim «Einzug des Solisten mit dem Alphorn» werden die Zuhörer deutlich, dass sie etwas ganz Besonderes erwartet. Aus dem nassen Regenwetter werden sie auf eine sommerliche Alp entführt, wo sich das Gebimmel von Herdenglocken (in den Händen der Orchestermusiker) mit den immer näher klingenden Tönen des Alphorns mischen. Die Stimmung wird in Mendelsons «Schweizer Sinfonie» von feinen Geigenklängen aufgenommen und von Celli und Bass kraftvoll weitergetragen.
Im «Konzert für Alphorn und Streichorchester» von Carl Rütti wird das Glockenspiel von den Geigen mit Pizzicato imitiert, das Alphorn spielt alle seine Möglichkeit aus, im Wechselspiel mit dem Orchester bleibt dem Spieler kaum Zeit zum Atemholen. Die Schnittpunkte der Harmonien zuerst noch zaghaft, werden nun deutlich ausgespielt und führen zu ungewohnten Klangerlebnissen. Erst das «Schweizerlied» (aus der Sinfonie Nr 11) von Mendelson gibt den Ohren der Zuhörer Zeit zum Ausruhen.
Auch in den «Ländlerischen Tänzen» (Mozart) und den Appenzeller Tänzen (E.Heim) ruht man sich in den Terzen und Quartsext Akkorden aus, die Organisation ist klar: Die Geigen «spielen vor» die Bässe begleiten. Wer sich bequem zurück gelehnt hat wacht bei der Uraufführung von Balthasar Streiffs «Dr Leimetaler» wieder auf.
Ein zuerst nicht lokalisierbares Geräusch wird durch Reiben und schaben von Kieselsteinen erzeugt bis der zuerst leise Büchel übernimmt und sich über die breiten Bässe hebt. Die Streicher untermalen mit allen Registern und Tonspektren, zum Teil als Geräuschkulisse auf ungeahnte Art. Der Komponist und Spieler erntet verdienten Applaus für das gelungene Werk.
Die drei Sätze aus der Serenade op. 242 von C.H. Reinecke hatte es nach der fassettenreichen Uraufführung nicht leicht. Erst im Finale erwacht das Orchester zur grosser Leichtigkeit und Transparenz.
Im «Ausklang» wird den Zuhörern demonstriert, dass Naturtöne auch auf den Streichinstrumenten erzeugt werden können (Flageolett) und so einen harmonischen Klangteppich für den Büchel legen können. In Maisprach freut man sich nun auf das nächste Konzert am 11. Januar 2015 mit dem Soloprogramm von B. Streiff «Musik und Geschichten».
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