Dies vorweg: Dass ein Bundesamt sich derart verrechnen kann, ist für mich unverständlich. Noch weniger verständlich ist aber die Reaktion in den Medien und namentlich der hohen Politik. Da schliesst also die AHV-Rechnung im Jahr 2033 gemäss Prognosen um 4 Milliarden Franken bzw. im gesamten Zeitraum bis 2023 total um 14 Milliarden besser ab.
Statt dass man sich darüber freut, fängt nun ein ärgerliches Gezänk an um die «gefundenen» Milliarden. Die Linken wollen diese postwendend verteilen und nehmen dies gar zum Anlass, um eine verlorene Volksabstimmung gerichtlich anzufechten. Für die Rechten ist es eine willkommene Gelegenheit um die an sich dringende Regelung der AHV-Finanzen auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben.
Klar sind 4 Milliarden auf den ersten Blick viel Geld. Nur muss man dazu wissen, dass man damit aktuell knapp eine Monatsrente finanzieren kann und dass trotz der 4 Milliarden die AHV-Rechnung defizitär wird, nur dauert dies ein kleines Bisschen länger.
Wenn 2026 erstmals die 13. AHV-Rente fällig wird, sinkt nämlich der AHV-Fonds, trotz der jetzt vorgenommenen Korrektur, bereits ein Jahr darauf unter die gesetzlich vorgeschriebene Marke von 100 Prozent. 2033 wird dann das Defizit gemäss Bundesamt bereits über 4 Milliarden betragen.
Dies heisst nichts anderes, als dass das Defizit der AHV-Kasse im Vergleich mit den Zahlen der fehlerhaften Prognose weiterwächst, lediglich etwas langsamer. Es besteht folglich überhaupt keine Veranlassung dazu, dass die politischen Parteien jetzt in völlig unnötigen Aktivismus verfallen.
Den Medien mache ich den Vorwurf, dass sie sich gierig auf die gefundenen 4 Milliarden stürzen, statt dass sie ihrer Leserschaft darzulegen versuchen, was letztlich die Auswirkungen dieser Korrektur tatsächlich bedeuten. Kurz gesagt: Man soll sich darüber freuen, die AHV ist damit aber überhaupt nicht gerettet.
Dasselbe Trauerspiel erleben wir übrigens auch mit der bevorstehenden BVG-Abstimmung. Da werden laufend Halbwahrheiten, schlimmstenfalls gar Falschmeldungen in Umlauf gesetzt, statt dass man versucht, der Leserschaft und den Stimmberechtigten klaren Wein einzuschenken.
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