Wie war doch früher die schweizerische Agrarpolitik einfach: Die Bauern produzierten, der Staat zahlte einen festen Preis und verwertete das Produzierte. Bis die Bauern zu viel produzierten, die Verwertung den Staat zu viel kostete und das Ganze einfach nicht mehr ging.
Inzwischen ist alles anders: Nicht mehr derjenige Bauer verdient am besten, der am meisten produziert. Derjenige kassiert am meisten, der am schlausten optimiert. Das heisst, er bewirtschaftet eine möglichst grosse Landfläche möglichst ökologisch und sorgt darüber hinaus dafür, dass sich seine Tiere so richtig glücklich fühlen, im Laufstall auf ihre Spaziergänge gehen, sich verpflegen, wenn sie der Hunger packt, und sich dort niederlegen können, wo es ihnen gerade passt.
Klar, dass dieses Agrarparadies auf Erden nicht ohne Nebenwirkungen zu haben ist. Kühe, die nicht mehr angebunden sind und frei zirkulieren können, kriegen schon mal den Rappel und gehen aufeinander los, mit dem Resultat, dass es zu Verletzungen durch die Hörner kommen kann. Also enthornt man die Viecher und die Gefahr ist gebannt.
Doch halt! Nun droht die Gefahr von einer anderen Seite. Militante Tierschützer sehen die Tiere plötzlich nicht nur ihrer Hörner, sondern auch ihrer Würde als Kreatur beraubt. Frage: Wo ist der Unterschied? Wie kann man bei einer enthornten Kuh von einem gestörten Sozialleben sprechen? Und bei kastrierten Hunden und Katzen ist das kein Thema?
Hier setze ich ein riesiges Fragezeichen! Ich finde, dass ein gelernter Bauer absolut in der Lage ist, selbst zu entscheiden, ob er die Kühe mit oder ohne Hörner halten will. Hier wieder eine neue Form von Direktzahlung einzuführen pro Tier, um Hornkühe zu fördern, finde ich deplaziert. Ich stimme am 25. November klar Neinzur Hornkuh-Initiative. Paul Wachter, ehem. SP Grossrat, Kaiseraugst
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