Connaissez-vous les innovations françaises?
Von: Hans Berger
Als am vergangenen Donnerstag in der Kirche St. Johann in Laufenburg die Konzertbesucher das Programm studierten und die Frage entdeckten „Connaissez-vous les innovations françaises?“ (kennen Sie die französischen Innovationen?) waren die spontanen Antworten wohl meist: „Na klar - französische Revolution, Napoleon, Eiffelturm, Essen, Wein und die Liebe“. Da aber der Veranstalter, seiner Berufung folgend, eher an die musikalische Innovation der Franzosen dachte, hätten Namen wie Maurice Ravel, Claude Debussy und wenn’s hoch kam Darius Milhaud, Louis Vierene oder Gabriel Fauré fallen müssen.
(v.l.) Thomas Wicky-Stamm, Gérhard Wyss, Yukiko Okukawa, Andrey Smirnov, Verena Krause, Ferdinando Vietti
Die Konzertreihe „Connaissez-vous“ hat sich zwischenzeitlich in Laufenburg etabliert und ist aus dessen Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Die Drahtzieher der anspruchsvollen Konzerte sind im künstlerischen Bereich der Violinist Thomas Wicky-Stamm und für die Organisation Hedy Stalder. Ein Merkmal der jeweils fünf Konzerte pro Saison, in Laufenburg die Vierte, ist, dass sie unter einem Zyklus stehen - heuer „innovations françaises“ und eine zweite Besonderheit, dass mehrheitlich unbekannte Werke bekannter Komponisten gespielt werden.
Entführung
Nach einem hektischen Tag war die melancholische, einschmeichelnde „Sonate posthume“ von Maurice Ravel ((1875-1937) die beste Therapie, um loslassen zu können. Nachdem auch noch das Handy abgeschaltet war, hatten die beiden virtuosen Künstler Thomas Wicky-Stamm, Violine und Gérhard Wyss, Klavier ein leichtes Spiel, zusammen mit der melodiösen Musik Ravels ihr Publikum in den an der Decke der Kirche dargestellten siebten Himmel zu entführen.
Auszug
Wer nun aber beim nächsten Stück partout dort oben verweilen wollte, traf jenen Himmel wie ihn der Dienstmann Nummer 172 vom Münchner Hauptbahnhof Alois Hingerl erlebte. Daher hiess die Devise schnellstmöglich zurück in die irdischen Gefilde, um der mystischen, depressiven Musik von Darius Milhaud (1892-1974) eine passendere Umgebung zu geben.
Ein richtiger Entscheid, denn tatsächlich beschäftigte sich Milhaud in seiner Komposition nicht mit dem Himmel als vielmehr mit der sterbenden Natur, wie später in der ausführlichen Beschreibung nachzulesen war. Mit der Sopranistin Verena Krause kehrte allerdings auch ein Engel auf die Erde zurück und sang mit seiner klangvollen, glöckchenklaren Stimme einen Vers des von Milhaud vertonten Gedichtes von Léo Latin.
Spekulation
Hätte seinerzeit der Engel Aloisius die beiden Musiker Gérhard Wyss, Klavier und Ferdinando Vietti, Violoncello droben getroffen und hätten diese rein zufällig auch Claude Debussys (1862-1918) „Nocturne et Scherzo“ gespielt, Aloisius hätte den Auftrag Gottes, der bayrischen Regierung seine göttliche Ratschläge zu überbringen bestimmt nicht angenommen, denn angeblich sitzt der Aloisius noch heute im Hofbräuhaus, da er noch keine Gelegenheit zur Auftragserfüllung fand. Allerdings wäre „2 pièces“ von Louis Vierne (1870-1937) wohl dann doch nichts für den bodenständigen, tölpelhaften Engel Aloisius gewesen, umso mehr aber genoss das Publikum das Spiel der beiden begnadeten Musiker.
Amors Pfeile
Mit „La Bonne Chanson“ von Gabriel Fauré (1845-1924) entführte die Sopranistin Verena Krause die Konzertbesucher nochmals in den siebten Himmel der Liebe. Auch wer der französischen Sprache nicht mächtig, konnte den getragenen Melodien des Komponisten, dem gefühlvollen Spiel des Quintetts sowie dem ausdruckstarken, emotionalen Gesang der Sängerin entnehmen, dass sie wohl allesamt mannigfach von Amors Pfeilen getroffen waren.
Die Frage bleibt
Das vierte Konzert von „Connaissez-vous“ findet am 12. April, 19.30 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul in Frick statt. Aber auch dort wird wiederum die Frage gestellt: „Connaissez-vous les innovations françaises?“ Gewiss werden auch dann die herkömmlichen Antworten wiederum nicht die Richtigen sein.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»