Oldtimertreffen Laufenburg faszinierte, begeisterte
Von: Hans Berger
Der wachhabende Ritter auf dem Marktplatz in Laufenburg staunte vergangenen Sonntag nicht schlecht, als er konstatierte, dass viele der um ihn herum parkierenden Autos seinem Jahrgang näher sind wie dies ansonsten der Fall ist. Der Grund ist schnell erklärt: Die Kult-Werkstatt der Gebrüder Marc und Vital Widmer lud zum traditionellen Oldtimertreffen ein, der, trotz regnerischem Wetter, viele Eigentümer von historischen Fahrzeuge gefolgt sind.
Oldtimertreffen Laufenburg faszinierte, begeisterte. (v.l.) Rolls-Royce, Buick
Eine Studie besagt, dass für 78 Prozent der 18- bis 35-jährigen Männer und Frauen ein eigenes Auto auf lange Sicht das wichtigste Fortbewegungsmittel ist. Nur 15 Prozent setzen auf Alternativen wie Fahrrad, Bus oder Bahn. Es erstaunt daher kaum, dass im Jahr 2018 in der Schweiz rund 4,6 Millionen Personenkraftwagen für den Strassenverkehr zugelassen waren. Will heissen, das Auto hat trotz diesbezüglichen Bemühungen an Attraktivität nichts eingebüsst. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Autos faszinieren die Menschheit seit es sie gibt.
Je oller, desto doller
Kaum eine andere Errungenschaft aus den Anfängen der Industrialisierung hat eine grössere Fangemeinschaft wie die Ur-, Ur-Ur-, Ur-Ur-Ur- und Ur-Ur-Ur- Ur-Grosseltern der heutigen Autos. Und wenn dann so ein Oldtimertreffen wie vergangenen Sonntag in Laufenburg stattfindet, lautet die Devise „Je oller, desto doller!“. Augenfällig in Laufenburg war dann auch, die Autoschau war nicht nur lohnend für ausgesprochene Oldtimerfans, sondern ebenso für interessierte „Laien“, die „einfach mal nur mal gucken“ wollten.
Pure Begeisterung
Nicht wenige Seniorinnen und Senioren wurden beim Anblick der Fahrzeuge in ihre Jugend zurückkatapultiert und konnten aufgrund der Vertrautheit mit den Modellen auch oft kaum glauben, dass diese bereits der Oldtimer-Klasse angehören und damit mindestens dreissig Jahre auf dem Buckel haben müssen.
Vor lauter Begeisterung über das Zusammentreffen mit den Autos der Generation ihrer Gross- oder gar Urgrosseltern wurde in dem Moment ignoriert, dass das Einparkieren mangels Lenkhilfe und ein Vollstopp mangels Bremshilfe ein kräftezehrender „Chrampf“ ist. Aber auch das Befahren einer Passstrasse ist nicht ohne, wenn‘s bergauf geht, kann das Kühlwasser zum Kochen und bergab die Bremsen zum Glühen kommen.
Angesicht der Designs der Oldtimer sind diese Probleme jedoch sekundär. Damals war ein Autotyp noch eindeutig der Marke zuzuordnen, heute ist dies nicht einmal mehr beim Mercedes der Fall. Damals war das Strassenbild noch bunt, heute ist es eintönig schwarz, grau, weiss.
Mysterium
Warum die Oldtimer so zu faszinieren vermögen, ist eigentlich nicht erklärbar. Sie fressen Unmengen Benzin, bieten kaum Komfort und haben keine Fahrhilfen, aber kaum jemand kann sich ihrem Zauber entziehen. Was fasziniert Millionen Menschen in aller Welt an alten Fahrzeugen?
Es ist wohl eine Kulturpflege, nach deren Sinn man nicht fragen darf. Das Auto als Kulturgut, als Status-Symbol, als Lifestyle-Accessoire oder als Kunstwerk - nur um von A nach B zu kommen, braucht man keine Ikonen wie etwa den klassischen Ford Mustang, den Citroen DS oder den Jaguar E–Type. Und dennoch lassen auch wenige extravagante Vertreter der Gattung Oldtimer wie etwa die beiden Karossen auf dem Titelbild, ein VW-Käfer oder ein Fiat 500, die Herzen der meisten Menschen höher schlagen.
Oldtimer sind eben jene Autos, die nicht einfach an den Laptop angeschlossen werden können, um einen Fehlerbericht zu bekommen. Zudem sind die heute noch zeig- und fahrbaren Exponate meist keine Massenprodukte und mit Sicherheit spezieller, einzigartiger als die heutigen windkanalgeformten Einheitsmodelle der letzten Jahrzehnte.
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