Ein Stück Jazzgeschichte mit Live-Power im Rheinfelder Schützen
Von: Ruedi Ankli
Fulminant war vergangenen Montag der Konzertauftakt des Buster Williams Quartetts im Kulturkeller vom Hotel Schützen in Rheinfelden.
«Ah-Leu-Cha» von Charlie Parker ist eine klassische Bebop-Nummer von 1948, die von Altsaxophonist Jaleel Shaw mit packender Virtuosität auf einem rasend schnellen Rhythmus interpretiert wurde. Drummer Lenny White setzte seine ersten Akzente mit einer packenden Polyrhythmik, deren Intensität er auf «Christina» mit gefühlvoll eingesetzten Besen überzeugend zurückzunehmen wusste.
Diese Komposition stammte wie «The Triumphant Dance Of The Butterfly» aus Williams Feder. Der Standard «I Did’n’t Know What Time It Was» beschloss den ersten, knapp einstündigen Set, ein Song «nota bene», den Williams als junger Kontrabassist schon anfangs der sechziger Jahre an der Seite der Sängerin Sarah Vaughan interpretiert hatte.
Zwei weitere Kompositionen von Williams und eine von Pianist Eric Reed mündeten im zweiten Set in eine packende Version von Thelonious Monks «Epistrophy», bevor der Bassist in der ersten Zugabe zum Mikrophon griff und sich überraschend als augenzwinkernder Sänger äusserte, fast schon im Stile eines Crooners. Das gut zweistündige Konzert fand nach starken Ovationen des zahlreich erschienenen Publikums in der Williams-Komposition «After The Ninth Wave» einen besinnlichen Ausklang.
Das Quartett wurde den hohen Erwartungen gerecht. Die Referenzen der Mitglieder des Quartetts von Charles Anthony «Buster» Williams bilden einen kleinen Querschnitt der Jazzentwicklung der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
Der 74-jährige Bassist löste 1967 Ron Carter bei Miles Davis ab. Drummer Lenny White spielte 1969 mit dem Meister das legendäre Album «Bitches Brew» ein und trieb danach Chick Coreas berühmte «Return To Forever» an. Pianist Eric Reed spielte als blutjunger Spund in den neunziger Jahren im Septett von Wynton Marsalis und in dessen Lincoln Jazz Orchestra. Der jüngste im Bund, Jaleel Shaw, war im Poll des Jazz Times Magazine 2011 «Altsaxophonist des Jahres», gemeinsam mit Phil Woods, Lee Konitz und Kenny Garrett.
Das Quartett bot ein Konzert von berauschender Dynamik im Interplay. Der als stilbildend geltende Bassist Williams überzeugte mit prägnantem Anschlag und hinreissender Sonorität, Drummer White mit stupender Technik und feinem Gehör, Pianist Reed mit seiner vom Gospel her kommenden Inspiration und Shaw wirkte auf dem Altsax so ausdrucksstark wie auf dem Sopransax.
Das Quartett vertritt souverän einen Jazz der guten alten Schule, der live so spannend gestaltet wird wie ein Krimi. Es war ein Jazzhighlight im aktuellen Programm des Jazzclubs Q4, das am 12. Dezember mit dem Tobias Meinhart Quintett einen weiteren Leckerbissen verspricht.
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