Gospelchor Kaiseraugst - feurig, rockig, bravourös
Von: Hans Berger
All die Heiligen in der römisch-katholischen Kirche St. Gallus & Othmar Kaiseraugst könnten, so sie dann könnten, über manch grosses Musikerlebnis berichten, das sie in ihrem 117-jährigen Dasein erlebt haben. Aber ein Konzert mit so viel feurigem Power, einem Chor mit elektrifizierendem, voluminösem Gesang, einem sich davon hinreissenden, frenetischen Publikum war vergangenen Samstag und Sonntag anlässlich der beiden Auftritte vom Gospelchor Kaiseraugst unter der temperamentvollen Leitung von Isabel Torres auch für die stummbleibenden Frommen bestimmt ein absolutes Novum.
Gospelchor Kaiseraugst - feurig...
Fulminantes Intro
Die „d-Moll-Toccata“ für Orgel ist - neben der „Air" - das bekannteste Instrumentalstück von Johann Sebastian Bach (1685-1750), mit dem der Gospelchor das Konzert eröffnete, dürfte den Heiligen gewiss nicht unbekannt gewesen sein, so sie das auch hätten hören können. Übrigens: „Toccata" bedeutet „berühren", „betasten", „begreifen". Aber in dieser eingegroovten Intension des Chores haben sie diesen virtuosen Edelstein bestimmt noch nie vorgetragen bekommen. Genauso spektakulär trumpften die rund vierzig Sängerinnen und Sänger mit einem Andrew Lloyd Webber- Medley „A Concert Celebration“ auf (dazu gehörte, wie der ausführlichen Fotoreportage zu entnehmen ist, „The Phantom of the Opera“).
Authentisch
So wie dies eigentlich nur in einem Gottesdienst der schwarzen US-Amerikaner zu erwarten ist, sangen Solist und Chor den Gospel „I love to praise his name“ (Ich liebe es, seinen Namen zu preisen) so identisch, als würden sie dies tatsächlich tun, nicht anders war indes am Sonntag auch die frenetische Reaktion des begeisterten Publikums in dem überfüllten Gotteshaus.
Spätestens nach „Lord’s a coming, we’re awaiting“ (Derr Herr kommt, wir warten) oder allerspätestens nach „He is always close to you“ (Er ist immer in deiner Nähe), gab‘s keinen Zweifel mehr, die Sängerinnen und Sänger lassen sich nicht nur vom rockigen Rhythmus der Gospels und vom Feuer der Dirigentin treiben, sondern folgten ganz der Empfehlung des Songs „Let the river run“ (Lass den Fluss laufen).
Religiös ausgerichtet war auch das Instrumentalstück aus Harry Schröders Popmesse - der fantastisch begleitenden Band, wie selbstredend das Halleluja des Chors, bei dem die Dirigentin das Publikum erfolgreich ermunterte, mitzusingen. Dabei ist nicht völlig auszuschliessen, dass dem mitsingenden Auditorium selbiges wiederfuhr, was der Gospelchor im nachfolgenden Lied offenbarte „Ev’ry time i feel the spirit“ (Jedes Mal fühle ich den Geist).
Rockig
Er war nicht nur der erste Nummer-eins-Hit der 1970 gegründeten britischen Rockband Queen, nein, der Rocksong „Bohemian Rhapsody“ wurde zum Inbegriff des musikalischen Schaffens des Leadsängers und Komponisten Freddie Mercury (1946-1991). Nein, es war nicht zu erwarten, dass der Gospelchor das bisher gebotene noch zu toppen vermag. Genau das aber machte er mit seiner Version von Mercurys grossem Vermächtnis „Bohemian Rhapsody“.
Enthusiastisches Finale
Ihre grosse Liebe zum Gesang beschworen die enthusiastischen Sängerinnen und Sänger im übertragenen Sinne mit dem Mash-Hit „Ewigi Liebi“ und verwendeten vermutlich das rockig-poppige „Hallelujah, salvation and glory“ um sich abschliessend an höherer Stelle für das nachhaltigen, unter die Haut gehenden Gospelkonzert zu bedanken.
Den frenetischen Applaus und die vielen Bravorufe quittierte der Gospelchor Kaiseraugst mit dem feurigen „Un poquito samba“, Andrew Lloyd Webbers Jesus Christ superstar / Go Go Go Joseph und als dritte Zugabe „I love to praise his name“
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»