Kaiseraugster Chilbi glänzte im eitlen Sonnenschein
Von: Hans Berger
In der Regel ist der himmlische Wettermacher der Kaiseraugster Chilbi wohlgesonnen. Für heuer allerdings prognostizierten die Wetterfrösche einen Bruch dieser uralten Solidarität. Na ja, am Samstagmorgen sah es noch so aus, als ob die Vorhersage stimmte. Doch mit zunehmender Belebung der Dorfstrasse reduzierte Petrus den nassen Erguss, so dass am Abend, als die Megaparty ihren Anfang nahm, die mitgenommenen Schirme nur noch als Ballast empfunden wurden. Was Petrus dann am Sonntag dazu bewog, die Tapferkeit der Kaiseraugster Chilbigänger und deren Durchhaltevermögen mit einem strahlendblauen, wolkenlosen Himmel und beinah sommerlichen Temperaturen zu belohnen.
Ja, die Kaiseraugster Chilbi hat eben Tradition. Wann sie jedoch ihre Premiere hatte, verhüllt vermutlich einzig ein staubiges, noch handgeschriebenes Gemeinderatsprotokoll. In den Köpfen der Kaiseraugster ist einzig, dass der dritte Sonntag im Oktober ausschlaggebend ist, damit tags zuvor um elf die zweitägige Fete vom Stapel läuft. So auch am vergangenen Samstag.
Beinah wie eh und je
Wie vieles, unterliegt auch die Kaiseraugster Chilbi einem stetigen Wandel. Der Zeit zu trotzen verstehen einzig das Kinderkarussell und die Putschautelibahn, welche sich heute zwar Auto-Scooter nennt, ansonsten aber noch so funktioniert wie anno 1919, als diese Art der Fahrgeschäfte ihren weltweiten Siegeszug durch die Lunaparks in Angriff nahm.
Gewiss - die Nutzer sind jünger, die Beleuchtung ist greller und die Musik lauter geworden, jedoch vermögen die Burschen mit ihrem Fahrgehabe kaum noch jungen Mädchen zu imponieren, weil die Emanzipation eben auch auf der Putschautelibahn längst Einzug gehalten hat.
Wie eh und je hingegen scheint sich die Szenerie auf dem Kinderkarussell abzuspielen. Sich auf einem Velo, Töff oder in einem Auto um die Welt drehen zu lassen und den am Rand stehenden Eltern zuzuwinken ist für die Kids ein erhabenes Gefühl geblieben. Manchmal allerdings gibt’s auch ein paar Tränen, weil die erste, scheinbar kaum noch zu stoppende Loslösung von Mami und Papi für die Kleinen unerträglich ist.
Freudenfest
Käsefondue, Raclette, Chili con Carne, Pizzas, Käse-Speck-Brettli, Pilzpastetli, Chnoblibrot, Steaks, Hamburger, Pommes, Röschti, Süssigkeiten jeglicher Art und vieles mehr sorgten dafür, dass sich niemand hungrig auf den Heimweg begeben musste. Ein bisschen beschwipst könnte sich dabei die Eine oder der Andere jedoch schon gefühlt haben, worüber sie sich nach dem Besuch der vielen Beizlis und dem unzähligen Anstossen mit Freunden, Bekannten und Unbekannten allerdings kaum wunderten...
Ja, die Kaiseraugster Chilbi ist ein geselliges Freudenfest und ganz besonders dann, wenn, wie am vergangenen Sonntag, die Wetterbedingungen so optimal sind, dass sich das Beizen-Happening zu einer megagrossen Streetparty entwickelte. Im Unterschied zum „Saturday Night Fever“ waren am Sonntag die Senioren deren Kinder und Enkel im Kreise des Partyvolks keine Minderheit mehr. Die Festmeile war proppevoll, die Partygänger genossen den eitlen Sonnenschein genauso wie das Plaudern, Schnabulieren, die Geselligkeit und das Beobachten des quirligen Treibens.
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