Die „Lange Nacht der Musik“ in Kaiseraugst
Von: Hans Berger
Über ein mangelndes Kulturangebot kann die Kaiseraugster Bevölkerung nicht klagen. So sind auf der Vereinsliste über sechzig Eintragungen zu finden, daneben ist die Kulturkommission sehr aktiv, zu den traditionellen Dorffesten gehören die Fasnacht, das Bötmefest, die 1.-August-Feier, die Chilbi, ferner bereichern, ebenfalls aus eigenem Boden, Konzerte, Theater, Weihnachtsmarkt und die Vorfasnachtsveranstaltung Fotzelschnitte das kulturelle Leben. Doch damit nicht genug, auf privater Basis wurde im Oktober zudem erfolgreich das mehrmals im Jahr stattfindende „Kaiseraugst tanzt“ lanciert und der neuste Clou ist die am 2. Juni 2018 ihre Premiere feiernde „Lange Nacht der Musik“ im alten Dorfteil.
Das OK lauscht der Musik von Sareena Overwater (v.l.) Dieter John, Andreas Schätti, Valentin Sacher, Katja Widrig, Samantha Freivogel, Clemens Schmid, Dirk Meiwes
Kultur
Jeder kennt das Wort Kultur, es begegnet einem in nahezu allen Lebenslagen und Alltagssituationen. Doch was genau steckt eigentlich hinter diesem bedeutungsvollen Wort und woher kommt es?
Kultur leitet sich aus der lateinischen Sprache ab und ist eine Abwandlung vom Wort "cultura", das soviel bedeutet wie Bearbeitung, Ackerbau oder etwas pflegen. Die Kultur wurzelt also in der Scholle.
Im Grunde genommen ist Kultur alles vom Menschen Geschaffene. Welcher Mittel er sich bedient und was er ausdrücken kann und will, hat mehr mit den Ansprüchen und dem Selbstverständnis jedes Einzelnen zu tun, als damit, was gesellschaftlich akzeptiert ist. Kultur lebt von Veränderung und Innovation genauso wie von Tradition und Bewahrung. Kultur ist Kultur, egal woher sie kommt.
Subkultur
Die Kulturlandschaft in der Schweiz und besonders auch im Aargau, der sich gerne mit dem Titel „Kulturkanton" rühmt, ist jedoch von einem ausgedehnten Beamtenwesen und einer fortschreitenden Institutionalisierung geprägt, die einhergeht mit einem Selbsterhaltungswillen, der seinesgleichen sucht.
Häufig wird Kultur in eine Art staatliche Zwangsjacke gesteckt, die je nach Befindlichkeit und aktuell politischer Situation, aber eben oft nicht von den Kulturschaffenden selbst, definiert wird. Ein so heterogenes Feld einzugrenzen scheint schier unmöglich und lässt viel Raum für Interpretation und somit auch Willkürlichkeiten offen. Daraus resultiert eine von der Mehrheit der Bevölkerung kaum genutzte, viel Geld kostende „Hoch- oder Subkultur“.
Es soll an dieser Stelle in den Raum gestellt sein, ob diese Strukturen des Umgangs und der Förderung (Beispiel AG) von Kultur die richtigen sind für eine sich immer schneller wandelnde Gesellschaft, für etwas, das Freiraum zur Entfaltung braucht.
„Lange Nacht der Musik“
Jedenfalls ist es nicht hoch genug zu würdigen, wenn aus der Scholle ein vielversprechendes, zukunftträchtiges Kulturprojekt wie beispielsweise die Kaiseraugster „Lange Nacht der Musik“ entspringt, dessen Konzept Clemens Schmid, Präsident des siebenköpfigen OKs den Medien vergangenen Dienstag vorstellte.
Bei einem Schlummertrunk zur späten Stunde blitzte in kleiner Runde der Gedanke an ein Kaiseraugster „Woodstock der anderen Art“ erstmals auf. Aus der „Schnapsidee“ entwickelte sich sukzessive ein Grobkonzept, das dem Gemeinderat und der Ortsbürgerkommission vorgelegt wurde. Nach deren Zusage einer generösen finanziellen Unterstützung machte sich das OK vor achtzehn Monaten an die Arbeit. Das Resultat: Ein Musikevent der Extraklasse.
Am 2. Juni agieren auf der autofreien Musikmeile zwischen sechzehn und zwei Uhr früh auf vierzehn Bühnen rund 400 MusikerInnen und SängerInnen aus allen Stilrichtungen, von Klassik über Volksmusik, Chansons, Gospel bis hin zu Jazz, Rock und Pop. Zudem verwöhnen zahlreiche Kaiseraugster Vereine und Institutionen in verschiedenen Lokalen und entlang der Musikmeile die Konzertbesucher mit einem vielseitigen kulinarischen Angebot.
Wie Clemens Schmid betonte, ist die „Lange Nacht der Musik“ nicht als Judihui-Volksfest gedacht, sondern als kultureller Grossanlass, an dem jedoch die Gemütlichkeit nicht zu kurz kommen soll.
Der zehnstündige Musikmarathon wird von rund dreissig Solisten, Kleinformationen, Ensembles, Bands und Chören bestritten. Angesichts dieses Angebots ist der Eintrittspreis (Vorverkauf) von neunzehn Franken für Erwachsene und neun Franken für Kinder (6 bis 16 Jahre) als bescheiden zu klassieren, zumal auf hohem Niveau musiziert wird, wie der OK-Präsident versicherte. An der Abendkasse kosten die Tickets dann 24 / 14 Franken.
Fazit
Kaum jemand kann und will sich ein Leben ohne Musik vorstellen. Musik hat eine ganz besondere Wirkung auf den Menschen, von ihr geht eine unsichtbare Kraft aus, die unter anderem fröhlich, traurig oder nachdenklich stimmen kann. Musik fördert aber auch den sozialen Zusammenhalt. „Die Musik ist der vollkommenste Typus der Kunst: Sie kann ihr letztes Geheimnis nie enthüllen“, sagte Oscar Wild.
Stimmen all die Analysen, so ist gewiss, dass am 2. Juni die Besucherinnen und Besucher der Kaiseraugster „Lange Nacht der Musik“ in eine andere, be- und verzaubernde Welt eintauchen werden. Ja und wer weiss, vielleicht entwickelt sich zur späten Stunde selbige Spontanität wie am 8. November 2009 im Bahnhof Leibzig...?
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