Gemeindepräsidentin Sibylle Lüthi wird mit Standing Ovation verabschiedet
Von: Hans Berger
Trotz dem lauen Sommerabend und trotz Fussball-WM nahmen gestern Abend 202 (6.24%) stimmberechtigte Einwohnerinnen und Einwohner im Liebrüti-Saal von Kaiseraugst ihr Privileg als gesetzgebende Gewalt (Legislative) wahr. Das für die Gemeinde relativ grosse Interesse begründete sich einerseits im Traktandum „Hallenbad“ und andererseits in der Verabschiedung der rundum geschätzten Gemeindepräsidentin Sibylle Lüthi.
Gemeindepräsidentin Sibylle Lüthi
Die meisten der insgesamt zehn Traktanden schlugen keine grossen Wellen. Das Plenum stand grundsätzlich hinter dem Gemeinderat. Ab und an gab‘s Fragen, die jedoch die Strategie des Gemeinderates nicht ins Wanken brachten.
Selbst der Hauptbrocken einer Sommergemeindeversammlung, die Rechnung des vergangenen Jahres, welche 21 Seiten der 39-seitigen Vorlage beanspruchte, wurde rasch abgehakt. Logisch, bei einem Überschuss von beinah 1,3 Millionen Franken, zumal das Budget einen solchen von „nur“ 758‘400 Franken vorgesehen hatte.
Hallenbad
Die meiste Zeit beanspruchte zweifelsfrei das 44-jährige Hallenbad Liebrüti, welches trotz den jährlich durchgeführten Unterhaltsarbeiten stark renovationsbedürftig ist. Ein erstes Projekt, welches Investitionskosten von 10.5 Millionen Franken vorsah und zu 55% (CHF 5,775 Mio.) vom Eigentümer und zu 45%, (CHF 4,775 Mio.) von der Gemeinde hätte finanziert werden sollen, schickte die Einwohnergemeindeversammlung im Dezember 2017 mit 92 Ja- zu 59 Nein-Stimmen bachab.
In der Folge handelte der Gemeinderat mit dem Eigentümer eine Leistungsvereinbarung aus. Diese sieht vor, dass sich die Gemeinde an der Bestandessanierung mit maximal sechs Millionen Franken beteiligt und einen jährlichen Kostenbeitrag von 100‘000 Franken für das Benutzen des Hallenbades durch die Schule Kaiseraugst leistet.
Dafür verpflichtet sich die Eigentümerschaft, das Hallenbad Liebrüti zwanzig Jahre zu betreiben. Die technische Sanierung im Umfang von 4.1 Millionen Franken plus allfällige Mehraufwendungen der Bestandessanierung sowie die Zusatzmodule für die Attraktivitätssteigerung hat die Eigentümerschaft Liebrüti zu berappen.
Ein Votant störte sich an den 100‘000 Franken, weil ihm der Betrag zu hoch schien und ein anderer befürchtet bei einem allfälligen Fiasko des modernisierten Hallenbades eine Erhöhung der Mietzinsen in der Überbauung Liebrüti.
Bei der Schlussabstimmung war die zuständige Gemeinderätin und künftige Gemeindepräsidentin Françoise Moser sichtlich erleichtert, als das Plenum dem Antrag des Gemeinderates mit grossem Mehr zustimmte.
Verabschiedung
Kaum hatte sich die scheidende Gemeindepräsidentin Sibylle Lüthi bei all ihren politischen Wegbegleitern bedankt, spendete ihr das Plenum, begleitet von einem tosenden Applaus eine minutenlange Standing Ovation. Im Namen der Ortsparteien CVP, SP, SVP lobte der FDP-Präsident Rolf Baumgartner das Wirken von Sibylle Lüthi in den höchsten Tönen.
Gemeinderatskollegin Françoise Moser meinte: „Mit Herz und Verstand bist Du in den Gemeinderat eingezogen und hast Deinen Weg erfolgreich bestritten. Nach zwei Jahren wurdest Du zur Vizepräsidentin gewählt. Im 2012 hattest Du unsere Herzen komplett erobert und wer nur etwas Verstand hatte, wählte Dich zur Gemeindepräsidentin.“
Als politische Highlights erwähnte Moser die Einführung der Blockzeit in der Volksschule, die Planungsarbeit des Projekts Domus (in der planerischen Endphase befindliches Hochhaus im Liebrütizentrum), die Entwicklung des Areals Ost von Roche und ganz aktuell den Kauf und Umbau vom historischen Restaurant Adler, das am 14. Juli neu eröffnet wird.
Lobende Worte bekam Sibylle Lüthi auch von Regierungsrat Urs Hofmann, der in seinem persönlichen Schreiben bedauerte, aus Termingründen nicht an der Verabschiedung teilnehmen zu können. Zitat aus dem Brief:
„Deine ruhige, freundliche und zugleich kompetente Art wurde von der Kaiseraugster Bevölkerung sehr geschätzt, und auch bei den Mitarbeitenden der Gemeinde warst Du sehr beliebt. Viele werden Dich vermissen. Nach allem, was Du geleistet hast, kannst Du jedoch mit gutem Gewissen einen neuen Lebensabschnitt beginnen.“
Es gab wohl kaum jemanden im Saal, der dieser Analyse etwas entgegenzusetzen hatte.
So endete die Einwohnergemeindeversammlung in fröhlicher Harmonie mit vielen Prosits und einem Apéro - der eher ein Apéro riche war – im, dem Liebrütisaal gegenüberliegenden – aufgrund des Andrangs beinah aus den Nähten platzenden - Kulturzentrum Violahof.
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