Viel „Klamauk“ im Namen Gottes
Von: Hans Berger
Es muss vergangenen Sonntag für den ansonsten mit Lob überhäuften ref. Pfarrer von Kaiseraugst, Andreas Fischer, wohl eine richtiggehende Tortur gewesen sein, dem Affen Theobald seine Kanzel zu überlassen, selber in die hinterste Ecke des Kirchgemeindehaus versetzt zu werden, von wo aus er sich ab und an zu Wort melden durfte und dabei auch noch konstatieren musste, dass er dem Affen weder theologisch, geschweige dann philosophisch das Wasser zu reichen vermochte. Komisch daran war allerdings, dass ihm das sogar Spass zu machen schien, was wiederum darin zu begründen sein könnte, dass der Affe provozierende Thesen in die Welt setzte, die er sich als Pfarrer nie und nimmer erlauben würde.
Grossstadtchnulleris als Förster
Entgegen der Norm
Aber an diesem sonntäglichen Gottesdienst entsprach auch das übrige Drum und Dran nicht der Norm. Zum einen fanden sich im ref. Kirchgemeindehaus Menschen aller Glaubensrichtungen ein, was ja ansonsten nur bei einem offiziell als ökumenisch deklarierten Gottesdienst der Fall ist. Zum anderen waren einige Besucher auffällig geschminkt, die zudem in Försterkluft auch noch eine Art von Musik machten, die jenseits der Tradition lag, den Besuchern jedoch gehörig in die Beine fuhr. Es fehlt wahrlich nicht viel und sie hätten gar noch getanzt, was dann für den armen, verstossenen Pfarrer gewiss der Gipfel der Obszönität gewesen wäre.
Mist oder Gift
Sein Gegenspieler, dieser vorwitzige, altkluge Affe Theobald hätte dies natürlich köstlich amüsiert. Zugegeben, dumm ist dieser Theobald ja nicht, nein er ist sogar sehr belesen und weiss seine provokativen Aussagen wie „Manches, was steht in der Heilgen Schrift, ist Mist. Oder Gift!“ mit überholten Gesetzen aus dem alten Testament zu belegen. Sein Fazit: „Wir sollen nicht alles, was in der Bibel steht, wortwörtlich nehmen. Manches ist veraltet, manches schlicht lebensfeindlich.“
Eine Empfehlung, mit der Theobald einmal mehr beim Auditorium punktete. Ergänzend meinte der Affe allerdings: „Doch merkt euch: Vieles, was in der Bibel steht, ist gut und schön und wahr. Alles, was Mut macht, frei macht, fröhlich macht. Die wichtigste Aussage der Bibel lautet: Gott ist mit uns. Und: Habt keine Angst.“
Nur kein Bedauern
Nein, Angst hatte vergangenen Sonntag im voll besetzten Kirchgemeindehaus gewiss niemand, denn schliesslich hatte man sich zum närrischen Fasnachtsgottesdienst versammelt. Und wenn der Pfaff mit seinem Aff (Zitat Pfarrer Fischer) nicht klar kommt, so ist er selber schuld. Denn als Studierter sollte er eigentlich Goethes Ballade vom Zauberlehrling kennen und daher gewusst haben, welch Geister er rief, als er sich auf den unnatürlich begabten, der menschlichen Sprache mächtigen und obendrein hochintellektuellen Affen einliess.
In alter Form
Im Bilde darüber, dass die musikalische Umrahmung in den Händen der Kaiseraugster Gugge Grossstadtchnulleri lag, waren indes auch die Besucherinnen und Besucher und so konnten sie deren irren Sound auf freiwilliger Basis mit oder ohne geniessen (Ohrstöpsel natürlich). Besonders eindrücklich war die Interpretation von „The Sound of Silence“ von Simon and Garfunkel, bei dem im Original Text und Musik diametral sind, die Gugge aber brachte mit ihrem schrägen Klang die Musik näher an den bedrückenden Text.
Zu begeistern wussten die Chnulleris ebenso mit Leonard Cohens „Halleluja“, dem „Hippygspängstli“, „Road Jack“ sowie der tiefsinnigen, dreistrophigen Kaiseraugster Hymne: „Mir si vu Chaiseraugscht, mir si vu Chaiseraugscht…..“ (1. Strophe) „Mir trinke grossi Bier, mir trinke grossi Bier….“ (2. Strophe) „Mir säge dankeschön, mir säge dankeschön…“ (3. Strophe).
Offensichtlich hatte der Pfarrer kurz zuvor wieder zu seiner alten Form zurückgefunden und vermochte die drei grüblerischen Verse theologisch nachvollziebar zu interpretieren, so dass die vom Plenum lautstark gesungene Hymne beinah wie ein Kirchenlied klang. Die Botschaft muss jedenfalls oben angekommen sein, denn beim abschliessenden Apéro stand tatsächlich das grosse Bier bereit.
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