Kaiseraugster Fotzelschnitte im närrischen Olympiageist
Von: Hans Berger
Zwar hat die Kaiseraugster Vorfasnachtsveranstaltung Fotzelschnitte für ihre gestern gestartete neunte Auflage die Olympiade zum Motto erkoren. Doch beruft sie sich dabei wohl eher auf deren noch blutrünstige Werte vom 2. Jahrtausend v. Chr., denn mit ihren Sketchen stechen die Fotzelschnitte-Athleten - zum Gaudi der Zuschauer*innen - genauso gnadenlos zu wie damals die Gladiatoren mit ihren Schwertern.
Kaisraugster Fotzelschnitte im närrischen Olympiageist
Dabei fing es mit dem, zugegeben etwas gar absonderlichen Fackellauf quer durch Kaiseraugst, recht friedlich an. Doch spätestens bei der gestrigen Eröffnung der Spiele im majestätisch herausgeputzten Prunksaal vom Violahof, wo die zehn wichtigsten Götter des Olymps hausen, konnte den Worten des IOC-Präsidenten Michi entnommen werden, dass die Kaiseraugster Olympiade 2020 sich von all ihren Vorgängern und Nachfolgern beispielhaft, aber unnachahmlich herausheben wird.
Invasionen
So verspritzte dann in der Kategorie „Schnitzelbänk“ der Athlet „Giftspritzi“ unbarmherzig sein giftiges Gift und legte all seine Kontrahenten im Nu flach.
Angezogen durch die Jubelrufe des gemeinen Volkes konnte seitens des IOC vermutlich nicht mehr verhindert werden, dass die „Ökofreaks“ den Prunksaal stürmten, um vor grosser Kulisse mit himmelschreienden Transparenten und haarsträubenden Exklamationen auf ihre wahrlich begründeten Anliegen aufmerksam zu machen. Na ja, Randalierer, Rowdies, Kiffer und Holligans gehören heute eben zu solch grossen Massenveranstaltungen. Verwunderlich ist indes, dass die ansonsten eher gesitteten Leute im Saal auch die demonstrierenden „Ökofreaks“ beklatschten.
Etwas bang wurde es den Zuschauer*innen allerdings, als ein grosser Haufen Aliens die Bühne eroberte und mit einem eigenartig klingenden Sound versuchte, sie zu ihren Untertanen zu machen. Das Beunruhigende daran ist, die sich Grosstadtchnulleri nennenden, den Sternenkrieg anführenden Ausserirdischen konnten nach dem vierten Stück die Bühne unter grossem Applaus seitens der Überwältigten siegreich verlassen.
Haar in der Suppe
Trotz den Invasionen muss dem IOC zugutegehalten werden, dass es die Organisation der Spiele im Griff hat. Das Haar in der Suppe ist allenfalls in der Kaiseraugster Gastronomie zu finden, falls das, was zwei Touristen zu berichten hatten denn tatsächlich auch so ist. Doch aufgrund der zustimmenden Reaktion des heimischen Volkes muss davon ausgegangen werden: es ist bestimmt nicht alles Gold was glänzt.
Ein Haar in der Suppe aus der antiken Sicht des IOC dürfte wohl jene Truppe gewesen sein, welche die moderne Form der Olympiade propagierte und das Publikum mit den beiden Thesen „Zämestoh“ und „Hand in Hand“ begeisterte.
Ganz im Sinne des IOC dürften allerding jene althergebrachten moralischen Weisheiten gewesen sein, die vorgängig Kunfuzius in einem strengen, militärischen Ton vertreten hatte.
Fake News?
Grundsätzlich ist ja nachvollziehbar, wenn ein OK in seiner selbst produzierten Tagesschau die eigenen Leistungen etwas überzeichnet. Doch wenn von zwanzig Kaiseraugster Athletinnen und Athleten berichtet wird, die an den olympischen Spielen unter anderem in den Disziplinen Fliegenfischen, Pool-Billard, Hobbyhosting, Robbydoggeling, Ringturnen angeblich Rekorde feiern, so kann es sich dabei vermutlich doch nur um Fake News handeln.
Hingegen muss davon ausgegangen werden, dass die vier im unschuldigen Weiss gekleideten römischen Herren die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit dozierten. Eigenartig sind allerdings ihre hohen, eher weiblich klingenden Stimmen, aber vielleicht sind es ja auch Eunuchen. Sie sollen ja gemäss Forschung auch länger leben wie gewöhnliche Männer, was wiederum erklären würde, warum sie noch heute ihre Doktrinen höchstpersönlich verkünden können.
Nicht zu bezweifeln ist indes, was „Dr Schindu“ zu berichten wusste, da er das, was im vergangenen Jahr in Kaiseraugst so alles abging akribisch genau beobachtet und detailgetreu, fein säuberlich zu Papier gebracht hat. Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass die Betroffenen das was sie hören, nicht gern hören. Da Schindus Sticheleien zwar präzise jedoch dezent sind, werden sie die ihnen zugefügten „Schmerzen“gewiss ertragen können. Wenn nicht, werden ihre Wunden von den beiden unkomplizierten, redefreudigen Stadionspeaker bestens gepflegt
Extravagant
Mit zu den grossen Disziplinen der über keine freien Plätze mehr verfügenden olympischen Fotzelschnitte gehört „Madäbader“. Eine leise Sportart, bei der sich jedes Wort erübrigt und daher äusserst spannend aber auch extravagant skurril ist.
Im grossen Finale wurden die närrischen Olympia-Athletinnen und Olympia-Athleten vom heute herrschenden olympischen Geist beseelt und verabschieden sich in dessen Sinne und den die fünf Kontinente symbolisierenden Farben Hand in Hand vom begeisterten Publikum.
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