Animierende Siesta im „Römischen Haustierpark“
Von: Hans Berger
An einem solchen Tag wie gestern, wenn die runtergefahrene Temperatur das Verlangen weckt, die Muskeln sachte, nicht schweisstreibend, etwas zu trimmen, ja dann sind so Kleinode wie beispielsweise der „Römische Haustierpark“ von Augusta Raurica, südlich der Liebrüti, an der Verbindungsstrasse Kaiseraugst – Augst, zumindest theoretisch ein idealer Ort.
Okay - der Vorsatz war da, das „Trimm Dich-Programm“ zu Faden geschlagen, aber angesichts der Siesta haltenden Tiere war der Geist zwar willig, das Fleisch jedoch ungemein schwach, die Versuchung, es den Bewohnern des Parks gleichzutun war einfach zu gross, das Fitnessprogramm kann warten.
Grüne Insel
Urchig, wild, der den Park zur Hälfte umfliessende, von grossen Baumkronen überdachte Violabach, dessen Ufer an heissen Tagen einlädt, die Füsse im kühlenden Wasser zu baden.
Romantisch die Spazierwege im Park, welche an den von unterschiedlichsten Tierarten besiedelten Gehegen vorbeiführen. Hier sich auf einer Bank niederlassen, die Tiere beobachten, das fröhliche Gezwitscher der Vögel im Ohr, das Rauschen der Blätter, im Hintergrund das Plätschern des Baches, eine Symphonie, vorgetragen vom Naturorchester, ist Erholung pur.
Der Park, inmitten der einstigen Römerstadt und des pulsierenden Lebens zwischen Liebrüti und Autobahn ist eine paradiesisch anmutende grüne Insel. Obwohl von Augusta Raurica konzipiert, ist er, wie im Übrigen auch die ganze Römerstadt, nicht musealisch geprägt; hier darf man in erster Linie einfach mal sein und relaxen.
Anschaulich informativ
Sticht dann aber doch einmal der „Gwunder“ über das Gesehene oder sind Fragen der neugierig gewordenen Kinder zu beantworten, vermitteln Tafeln mit Text und Zeichnungen kompetent fehlendes Wissen über die Tiere und die Lebensart der vor 2'000 Jahren in Augusta Raurica wohnhaften Römer.
Eindrücklich ist das Grabmonument eines damals wohl reichen Mannes, welcher fast so herrschaftlich bestattet wurde wie dreitausend Jahre zuvor die ägyptischen Pharaonen in den Pyramiden. Spassig und informativ zugleich die Comic-Zeichnungen im Panorama-Informationspavillon. Sie schildern das Leben der Römerinnen und Römer auf eine Art, dass man sich fast in die damalige Zeit zurücksehnen könnte, wenn man denn wüsste, nicht den Sklaven, sondern der Herrscherschicht anzugehören.
Römisches Dolce-Vita
Der "Römische Haustierpark" ist im Jahr 1992 aus dem Wunsch entstanden, die Erforschung der römischen Tierknochenfunde aus Augusta Raurica für die Laien sichtbar zu machen. Durch jahrzehntelange Analysearbeiten an Hunderttausenden von Nahrungsabfällen aus Augusta Raurica wurden viele Details der Haustierhaltung, Schlachttechnik und Nahrungsgewohnheiten der reichen und armen Menschen entdeckt.
Zudem lassen die gefundenen römischen Tierknochen Rückschlüsse auf antike Haustierrassen zu. Im Tierpark treffen die Besucher dann auf zum Teil vom Aussterben bedrohte alte Arten. So zum Beispiel wollhaarige Weideschweine, die sich wohlig im Dreck wälzen, kleinwüchsige Rinder, Nera-Verzasca-Ziegen, Italiener- und Perlhühner, Pfauen, Gänse und Grossesel.
Der römische Haustierpark von Augusta Raurica wird dominiert von einem zweigeschossigen Pavillon, in dem eine kleine Ausstellung Auskunft über den Handel, Verkehr und die Landwirtschaft zur Römerzeit gibt. Im Untergeschoss befinden sich die bereits erwähnten Comic-Zeichnungen und im Obergeschoss zeigt ein Panorama das römische Dolce-Vita der Wohlhabenden und das Schuften derer Untertanen vom damaligen Augusta Raurica.
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