«Always on» - Jugendliche sind reflektierter als Erwachsene
Von: mm/f24.ch
Junge Menschen denken mehr über ihre Internetnutzung nach als Erwachsene. Sie erleben das permanente Online-Sein vorwiegend positiv, sind sich aber auch bewusst, dass es Regeln und Grenzen braucht. Dies besagt jedenfalls die gestern von der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) publizierte Studie «Always on.
Digitale Medien haben bei Jugendlichen einen hohen Stellenwert und werden intensiv und vielfältig genutzt. In ihrer Freizeit sind die 16- bis 25-Jährigen durchschnittlich vier Stunden am Tag online, im Vergleich zu zweieinhalb Stunden bei den 40- bis 55-Jährigen. Instant Messaging, soziale Medien, E-Mail und Videoportale werden rege verwendet. Die Jugendlichen schätzen es vor allem, mit anderen Personen in Kontakt zu stehen, Informationen für Schule und Beruf zu suchen oder einfach Spass zu haben.
In der virtuellen Welt nicht verloren
«Die Studie zeigt, dass junge Menschen an ihren Displays nicht schutzlos und verloren sind, sondern dass sie insgesamt mehr über ihre Internetnutzung nachdenken als Erwachsene. Sie machen sich viele Gedanken über die Folgen des ständigen Online-Seins», erklärte Sami Kanaan, Präsident der EKKJ. «Die Hälfte der Jugendlichen findet «Always on» positiv.
Ambivalenter sieht es die andere Hälfte: Zwar sehen sie die positiven Aspekte, betonen aber auch den Stressfaktor. So fühlt sich beispielsweise jeder dritte Jugendliche durch Anwendungen, die den regelmässigen Gebrauch belohnen unter Druck gesetzt und jeder Vierte wird nervös, wenn er für einige Zeit nicht online ist», präzisiert Sami Kanaan.
Fast alle Jugendlichen haben Tipps&Tricks zur Selbstregulierung
Die Umfrage ergab, dass 95 % der Jugendlichen mindestens eine Strategie verfolgen, um die vielen Online-Benachrichtigungen zu bewältigen: «Ich bin mir bewusst, dass ich Nachrichten nicht sofort beantworten muss, bei dringenden Fragen kann man mich ja anrufen », «Ich benutze Apps, die die Zeit begrenzen, die ich vor dem Bildschirm verbringe», «Ich deaktiviere überall die Benachrichtigungs-funktion».
Zwei von fünf Jugendlichen legen Regeln fest, wann und wie lange sie online sind: Jugendliche (16–20 Jahre) setzen vermehrt auf Selbstregulierung und sind häufiger offline als junge Erwachsene (21–25 Jahre).
Vielnutzende setzen sich mehr mit ihrem Online-Umgang auseinander
Im Fokus der Studie standen auch die 10 % der Jugendlichen, die im Vergleich zu Gleichaltrigen intensiver online sind (durchschnittlich 5,4 Stunden pro Tag). Die Studie verdeutlicht, dass diese Gruppe von Jugendlichen die negativen und positiven Auswirkungen des dauerhaften Online-Seins stärker in Frage stellt. Sie setzen sich mehr Regeln, haben aber Entzugssymptome, wenn sie nicht online sind.
«Junge Menschen machen sich viele Gedanken und haben viel Erfahrung bezüglich «Always on». Es geht nicht darum, die Herausforderungen einer intensiven Online-Nutzung herunterzuspielen, sondern aufzuzeigen, wie wichtig und gewinnbringend es ist, junge Menschen in die Diskussion oder bei Entscheiden über entsprechende Thematiken einzubeziehen. Sie bringen eine wertvolle Expertise ein, welche den Erwachsenen andere Sichtweisen eröffnet», sagt Sami Kanaan.
Informationen zur Umfrage
Im Auftrag der EKKJ führte die Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mit Unterstützung von M.I.S. Trend eine repräsentative Umfrage bei 1001 Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren sowie einer Vergleichsgruppe von 390 Personen im Alter von 40 bis 55 Jahren durch.
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