Flohmi am Bach mit „Trödler Abraham“
Von: Hans Berger
Einmal mehr zeigte sich vergangenen Samstag in Gipf-Oberfrick der zwischenzeitlich traditionelle „Flohmi am Bach“ von seiner sonnigsten Seite, am Nachmittag allerdings etwas zu sonnig, denn nach vierzehn Uhr war auch dort soviel „Afrika“, dass selbst der ansonsten Frische versprühende Bach kurz vor dem „Siedepunkt“ stand...
Idyllischer Flohmi am Bach in Gipf-Oberfrick
Wer also der einstigen Empfehlung des österreichischen Liedermachers Wolfgang Hofer:
„Hey Leute, kauft beim Trödler Abraham,
seht euch mal um beim alten Abraham!“
… erst am Nachmittag Folge leistete, kam arg ins Schwitzen. Die jungen und alten, meist in lauschigen, schattigen Plätzchen sitzenden Abrahams boten der gleissenden Sonne jedoch tapfer Paroli und riefen den Passanten aufmunternd zu:
„Ja, kommt und wühlt in Kitsch und Künsten,
Abraham ist stets zu Diensten,
nehmt den Kram und werdet froh damit!
Bam Bam Bam tschumbamba...“
„Schönes aus den alten Zeiten,
edle Werte, die uns leiten,
und ein gutes Werk, das Heil erbringt.
Was noch für den Schwärmer bliebe,
ein paar Töne zarter Liebe,
wie's der Gondoliere wohl besingt.“
„Ja, das wär’s!“ frohlockten wohl einige der schweisstriefenden Flohmibesucher, als sie die letzte Empfehlung vernahmen und hätten liebend gerne die Asphaltstrasse mit der knapp vier Kilometer langen, zwischen dreissig und siebzig Metern breiten, bis zu fünf Metern tiefen Hauptwasserstrasse von Venedig, dem „Canal Grande“ ausgetauscht und sich vom Gesang eines Gondolieres einlullen lassen.
Weil aber keiner der in Gipf-Oberfrick anwesenden Abrahams der „Zauberkunst aus alten Tagen“ mächtig war, um die Frohlockten in die Lagunenstadt zu beamen, begnügten sie sich mit dem Wühlen in Kitsch und Künsten, fanden dafür nicht selten das, was sie schon lange gesucht hatten und dies erst noch zu einem günstigen Preis.
Bunte Vielfalt
Ein Wirrwarr an Brauchbarem und Schnickschnack, zum Teil gar Antikes wurde in unterschiedlichster Art dargeboten. Auf einer Gartenmauer oder einfach so am Gebüsch angelehnt konnten Bilder erstanden werden, feines Porzellan wiederum wurde auf schönen Tischdecken präsentiert, Anderes lag auf der Strasse vor dem Verkaufsstand. Geschirr des täglichen Bedarfs hatte es in Hülle und Fülle, so, dass man einen ganzen Haushalt hätte einrichten können.
Mit den vielen Secondhand-Textilien war es eine Leichtigkeit, die Garderobe preiswert zu erweitern. Auch Sammler von Grammofonen, Radios, Telefon- und Fotoapparaten, Uhren und anderen „Antiquitäten" kamen nicht zu kurz. Kinder polierten mit dem Verkauf ihrer alten Spielsachen das Taschengeld auf und freuten sich, wenn sie etwas an den Mann, respektive an die Frau gebracht hatten.
Was choschtets?
In Tat und Wahrheit gab‘s natürlich keine Abrahams, die um Kundschaft buhlten. Gemütlich im Schatten sitzend warteten die Marktfahrer auf die Käuferschaft, beantworteten geduldig deren Fragen, liessen auch ab und an mit sich feilschen, wenn es dann mal sein musste und sie einen echten Feilscher und nicht einen von der „Geiz ist Geil-Gilde“ als Gegenüber hatten. Die meistgestellte Frage aber war bestimmt: „Was choschtet das?“, denn die wenigsten Gegenstände waren mit einem Preisschild ausgezeichnet.
Schlendern und Schmökern
Einmal mehr erwies sich der „Flohmi am Bach“ als Treffpunkt von Krämern und Trödlern, welche mit ihrer Art und ihrem Angebot im Einklang mit der Kulisse den zahlreichen Besuchern ein mittelalterliches Feeling zu vermitteln vermochten. Wiederum eine stimmungsvolle Atmosphäre, die trotz der Hitze förmlich zum Schlendern und Schmökern einlud.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»