Bundesrat zieht Lehren aus der Pandemie
Von: mm/f24.ch
Die Covid-19-Pandemie hat die ganze Gesellschaft und insbesondere das Gesundheitssystem vor grosse Herausforderungen gestellt. Die Massnahmen zum Schutz der Gesundheit von Bewohnenden und Personal in Alters- und Pflegeheimen haben mancherorts Leid verursacht. Die Covid-19-Pandemie hat zudem die psychische Gesundheit belastet – insbesondere von jungen Menschen. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 4. September 2024 zwei Berichte zur besseren Bewältigung von künftigen Pandemien und Krisen in diesen Bereichen verabschiedet.
In der Covid-19-Pandemie mussten ältere Menschen deutlich häufiger aufgrund einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden als jüngere Personen. In den Alters- und Pflegeheimen wurde eine hohe Übersterblichkeit verzeichnet. Der Schutz dieser Bevölkerungsgruppe hatte deshalb immer eine hohe Priorität. Auch bei der Impfung priorisierte der Bund die Risikogruppen.
Um die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf ältere Menschen und Menschen in Heimen aufzuzeigen, wurden zwischen 2021 und 2023 mehrere Studien durchgeführt. Sie dienten als Grundlage für den nun vorliegenden Postulatsbericht, der in Erfüllung von drei Postulate erstellt wurde.
Die Studien zeigen, dass die Mehrheit der älteren Menschen die Pandemie gut bewältigt hat. Der Bundesrat hält in seinem Bericht aber fest, dass es nicht in allen Phasen der Pandemie gelungen ist, die Schutzmassnahmen für ältere Menschen und Bewohnerinnen und Bewohner in Heimen verhältnismässig auszugestalten, was ihre individuelle Freiheit und Selbstbestimmung angeht. Insbesondere bei Menschen in Heimen haben die Massnahmen auch Leid verursacht.
Der Bericht nennt vier Schlüsselerkenntnisse, die für die Bewältigung künftiger Pandemien wichtig sind:
1) Die Perspektive der betroffenen Personen muss einbezogen und die Selbstbestimmung gefördert werden. Dazu müssen Strukturen geschaffen werden, die eine Partizipation ermöglichen, wie zum Beispiel Bewohnerräte in Heimen.
2) Es braucht mehr Bewusstsein für die unterschiedlichen Betreuungssituationen und Lebenswelten im Alter. Dazu gehört auch eine Differenzierung möglicher Schutzmassnahmen zwischen dem Alters- und dem Sozialbereich.
3) Die Alters- und Pflegeheime sowie Wohnheime für Menschen mit Beeinträchtigungen müssen sich auf künftige Pandemien besser vorbereiten.
4) Die Qualität der Langzeitversorgung von älteren Menschen in Alters- und Pflegeheimen soll grundsätzlich verbessert werden. Insbesondere geht es darum, sie als Institutionen der medizinischen Versorgung zu stärken.
Der Bundesrat weist darauf hin, dass auch bei künftigen Pandemien der Schutz der Bevölkerung und der besonders gefährdeten Menschen das oberste Ziel sein muss. Es wird eine komplexe und ethisch anspruchsvolle Herausforderung bleiben, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und gleichzeitig mit differenzierten Massnahmen auf die unterschiedlichen Interessen und Lebenswelten der betroffenen Menschen Rücksicht zu nehmen.
Stärkung der psychischen Gesundheit für künftige Krisen
Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung konnte die Covid-19-Pandemie in guter psychischer Gesundheit bewältigen. Einzelne Bevölkerungsgruppen wurden im Vergleich zur Gesamtbevölkerung aber psychisch stärker belastet als andere. Zu ihnen gehören junge Menschen, Alleinlebende, Menschen in finanziell schwierigen Verhältnissen und Personen mit psychischen oder körperlichen Vorerkrankungen. Ihre Belastungswerte bleiben teilweise auch nach der Pandemie hoch.
Der Bundesrat hält in seinem Bericht in Erfüllung von zwei Postulate fest, dass bei der Bewältigung künftiger Krisen psychosoziale Aspekte möglichst früh zu berücksichtigen sind. Zudem ist es wichtig, dass die individuelle psychische Gesundheit grundsätzlich gestärkt wird, um Krisen besser bewältigen zu können.
Er empfiehlt im Bericht Massnahmen für die Krisen- und Ereignisbewältigung, aber auch im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention, der Früherkennung und Frühintervention sowie im Bereich der niederschwelligen Hilfe. Einige Empfehlungen sollen insbesondere sicherstellen, dass die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen besser geschützt wird, zum Beispiel im Bildungskontext und im ausserschulischen Bereich.
Weiter soll die Medienkompetenz gefördert werden, um junge Menschen für schädliche Auswirkungen digitaler Medieninhalte wie etwa Diskriminierung oder Mobbing zu sensibilisieren. Die Umsetzung der Empfehlungen fällt dabei primär in die Zuständigkeit von Gemeinden, Kantonen oder privaten Organisationen.
Der Bund trägt seinerseits mit Massnahmen in verschiedenen Bereichen zur Umsetzung der Empfehlungen bei. So soll die psychische Gesundheit bei der Bewältigung von Krisen stärker berücksichtigt werden. Der Bund engagiert sich zudem bei der Koordination im Bereich der Versorgung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung sowie bei der Förderung von Monitoring und Forschung zur psychischen Gesundheit.
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