Zahl der Legionellose-Fälle in der Schweiz steigt weiter an
Von: mm/f24.ch
Die Zahl der Legionellose-Erkrankungen in der Schweiz ist in den vergangenen 20 Jahren um das Fünffache gestiegen. Eine im International Journal of Hygiene and Environmental Health (Zeitschrift für Hygiene und Umweltgesundheit) veröffentlichte Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) analysiert die Fallzahlen von 2000 bis 2020 und beleuchtet mögliche Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Meldezahlen. In den letzten Jahren beobachteten die Forscher*innen einen verstärkten Anstieg der Erkrankungen in den Sommermonaten. Die Schweiz hat eine der höchsten Legionellose-Inzidenzen in Europa.
3D Darstellung von Legionella pneumophila-Bakterien in der menschlichen Lunge. (Foto: 123rf, Swiss TPH)
Die Legionellen-Bakterien werden durch Wasser oder Erde übertragen und können eine schwere Lungenentzündung verursachen. Zwar lässt sich die Krankheit mit Antibiotika behandeln, dennoch verläuft sie in etwa 10 % aller Fälle tödlich. In der Schweiz ist die Legionärskrankheit meldepflichtig; die Fallzahlen werden vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) überwacht. Krankheitsfälle müssen sowohl vom Diagnoselabor als auch von den behandelnden Ärzt*innen gemeldet werden.
Seit 2000 ist die Zahl der gemeldeten Legionellose-Fälle in der Schweiz stetig gestiegen, von 140 Fällen pro Jahr zu Beginn der 2000er-Jahre auf etwa 500 pro Jahr zwischen 2016 und 2020. Der Aufwärtstrend erreichte 2018 einen vorläufigen Höhepunkt und stabilisierte sich auf diesem Niveau; erst im Jahr 2020 gingen die Fallzahlen wieder zurück, vermutlich im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie.
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Legionellose-Meldezahlen
Die Wissenschaftler*innen untersuchten die Auswirkungen der Massnahmen zur Bekämpfung von COVID-19 während der ersten Pandemiewelle. «Wir hatten einen gewissen Anstieg der Fallzahlen nach dem Lockdown erwartet, –dies bedingt durch stehendes Wasser in ungenutzten Gebäuden wie Hotels oder Fitnessstudios – aber das war nicht zu beobachten», sagte Fabienne Fischer, Doktorandin am Swiss TPH und Hauptautorin der Publikation. Die Autorinnen und der Autor fanden zudem, dass die Diagnoselabors trotz Fokus auf COVID-19 auch während der Pandemie mit ähnlicher Frequenz berichteten, was auf ein robustes Überwachungssystem schliessen lässt.
Höhere saisonale Spitzenwerte
Die Studie zeigt auf, dass der Anstieg der Legionellose in den Sommermonaten im Laufe der Jahre immer stärker ausfiel. «Das ist besorgniserregend, denn wir können davon ausgehen, dass der Klimawandel diese saisonalen Anstiege noch weiter verschärft», sagt Daniel Mäusezahl, Studienleiter und Leiter der Gruppe «Haushaltsgesundheitssysteme » am Swiss TPH.
Eine andere zeitgleich vom Swiss TPH in Swiss Medical Weekly veröffentlichte Studie zur Legionellose liefert Hinweise auf eine grosse Dunkelziffer bei den Fallzahlen, da Diagnostiktests derzeit ausserhalb von Spitälern kaum durchgeführt werden. So werden leichte Fälle zwar behandelt, aber nicht diagnostiziert und bleiben daher grösstenteils unerkannt.
«Wir brauchen ein besseres Verständnis dazu, weshalb diese Krankheit in der Schweiz so verbreitet ist, wie sich das Bakterium in der natürlichen Umwelt verhält und über welche Mechanismen es auf den Menschen übertragen wird», erklärt Mäusezahl. «Das ist umso wichtiger als die Schweiz noch immer eine der höchsten Legionellose-Inzidenzen in Europa aufweist. Die neuesten Daten aus dem Jahr 2021 scheinen den Aufwärtstrend ausserdem zu bestätigen.»
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