Schädigt Salz die Haut?
Von: Sibylle Augsburger
Jedes zehnte Kind leidet hierzulande an Neurodermitis, eine chronische Hauterkrankung mit schubartigem Verlauf. Ein Forscherteam der Technischen Universität München hat neue Erkenntnisse gewonnen, welche die allergische Hauterkrankung mit einem erhöhten Salzgehalt in Verbindung bringen.
Die Hautkrankheit Neurodermitis ist auf eine Störung des menschlichen Immunsystems zurückzuführen. Im gesunden Zustand richtet sich die Immunabwehr gegen Krankheitserreger. Bisweilen kann sich das Immunsystem aber auch gegen den eigenen Körper oder harmlose Umweltfaktoren richten.
In diesem Fall kann eine allergische Erkrankung wie Neurodermitis entstehen. Eine zentrale Rolle spielt bei der Erkrankung ein bestimmter Typ von Immunzellen (Th2-Zellen). Aufgrund der Fehlfunktion des Immunsystems schütten die Th2-Zellen vermehrt die Botenstoffe Interleukin-4 und Interleukin-13 aus, was zu Neurodermitis führt.
30 mal mehr Salz
Eine neue Studie zeigt nun, dass Salz (Natriumchlorid) die Entstehung von Th2-Zellen und damit die Ausschüttung der genannten Botenstoffe begünstigt. Das konnte ein Forscherteam um Prof. Christina Zielinski vom Institut für Virologie der Technischen Universität München (TUM) und dem Zentrum für Translationale Krebsforschung (TranslaTUM) an Zellkulturen zeigen.
Bei einer Reduktion des Salzgehalts geht der beobachtete Effekt wieder zurück, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Fachzeitschrift 'Science Translational Medicine' ebenfalls zeigen konnten. „Wir konnten ferner nachweisen, dass der Salzgehalt in betroffenen Körperstellen von Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten bis zu dreissigfach höher ist als in gesunder Haut“, sagt Christina Zielinski, Fachärztin für Dermatologie.
Zu früh für Ernährungsempfehlungen
Noch ist ungeklärt, wie die hohen Salzmengen in die Haut gelangen. Laut Zielinski lässt sich bislang auch nicht sagen, ob eine salzarme Ernährung die Entstehung oder den Verlauf einer Neurodermitis oder anderer allergischer Erkrankungen günstig beeinflussen würde. Bevor man solche Empfehlungen abgeben könne, seien weitere Studien nötig.
Noch vorsichtig beantwortet die Münchner Wissenschaftlerin auch die Frage, ob die neusten Erkenntnisse Hinweise für die Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung von Neurodermitis bieten. „Hierzu können wir bestenfalls Vermutungen anstellen. Ein möglicher Ansatz wäre eventuell der Einsatz von Medikamenten, die salzsensible Moleküle wie SGK1 oder NFAT5 blocken und damit die Weiterleitung des Salzsignals an die Produktion der allergiefördernden Botenstoffe hemmen.“
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»