Wanderschäfer im Aargauer Jura
Von: Peter Bircher
In Schneisingen (Bezirk Zurzach ) ist er gestartet. Bei einsetzendem Eisregen treffe ich ihn am Donnerstag-Vormittag in der Bärimatt von Wölflinswil an. Vierhundert Schafe und Lämmer sind dabei.
Wanderschäfer in der Bärimatt von Wölflinswil (Foto: Peter Bircher)
Ein Border Collie ist stets an seiner Seite. Knapp ist der Befehl und der Hund rennt in grossem Tempo der Strasse entlang um die Schafe auf die Wiese zurückzudrängen. Der Schäfer, Hans van der Graaff ist 68 Jahre alt und seit 22 Jahren als Hirte unterwegs.
Ein Esel trägt den Schutzzaun mit, womit er die Herde eng zusammenhalten und sichern kann, vorab in der Nacht. Der Wanderschäfer ist in der Routenwahl beweglich, muss es sein, um dem Wetter zu trotzen und für die Herde den bestmöglichen Standort für die Weide sicherzustellen.
So wird er, wenn die Schneeverhältnisse das zulassen, weiter Richtung Oberhof ziehen und über die Saalhöhe in das obere Baselbiet. Setzt der Winter engere Grenzen, wird er mehr Richtung Talgründe und dem Rhein entlang unterwegs sein.
INFOS
Für die Weidegebiete sind die Schafherden wie Landschaftspfleger. Sie erhalten die geschützten Heide-, Trocken- und Halbtrockenrasen mit ihren seltenen Pflanzen und Tieren. Ohne die sanfte Beweidung würden niedrigwüchsige Pflanzenarten schnell von hochwüchsigen Gräsern und Stauden überwachsen und verdrängt.
Wie bei den Rindern und Ziegen regelt auch bei den Schafen die Rangordnung das Zusammenleben der Tiere. In der Regel dominieren die Widder die weiblichen Tiere. Der Widder führt jedoch nie eine Herde, sondern verteidigt nur seine Position und deckt die brünstigen Schafe. Untereinander messen die Widder ihre Kräfte im Zweikampf. Dabei kommt es oft zu heftigem Aufeinanderprallen der Köpfe, bis sich das schwächere Tier abwendet und damit seine Unterlegenheit eingesteht. Auch der «Fussschlag», bei welchem ein Tier dem anderen mit dem Bein unter den Bauch schlägt sowie das Imponieren mit dem Kopf sind Formen der Auseinandersetzung.
Schafe sind genügsame Tiere. Sie können in kargen Gebieten mit spärlicher Vegetation leben, da ihr Wiederkäuermagen auch nährstoffarmes, aber rohfaserreiches Futter verwerten kann. Die zeitliche Trennung von Nahrungsaufnahme und Wiederkauen ermöglicht es Schafen, die Nahrung zu einer günstigen Zeit aufzunehmen und später in aller Ruhe meist liegend wiederzukauen. Der Wiederkäuermagen ist auch Wasserreservoir und ermöglicht dem Schaf, eine Zeitlang ohne Wasser auszukommen.
Schafe sind auch im Winter gerne auf der Weide. Das dicke Vlies schützt sie vor Kälte, und sie finden selbst unter einer Schneedecke bis zu dreissig Zentimeter Futter, solange sie den Schnee wegscharren können. Bei extremer Witterung muss den Schafen ein trockener Liegeplatz und Futter zur Verfügung stehen.
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