Feierliche Inpflichtnahme der Fricktaler Regierung
Von: Hans Berger
Wenn alle dem Aufruf des Vorstehers vom Departement Volkswirtschaft und Inneres Folge geleistet haben, so versammelten sich vergangenen Dienstag im Musiksaal der Kurbrunnenanlage in Rheinfelden 162 der in den vergangenen Wochen gewählten Gemeinderätinnen, Gemeinderäte, Gemeindeammänner und Vizeammänner der beiden Bezirke Laufenburg und Rheinfelden, um in einem feierlichen Rahmen von Regierungsrat Dr. Urs Hofmann mit einem Versprechen in die Pflicht genommen zu werden.
Die Gemeinderätinnen, Gemeinderäte, Gemeindeammänner und Vizeammänner der Bezirke Laufenburg und Rheinfelden bei der feierlichen Inpflichtnahme
Es ist nicht gänzlich auszuschliessen, dass einigen der neu in die Exekutive Gewählten aufgrund der Referate von Yvonne Reichlin-Zobrist, Leiterin Gemeindeabteilung, Franco Mazzi, als Präsident Gemeindeammänner-Konferenz Bezirk Rheinfelden, Roger Fricker, als Präsident Gemeindeammänner-Konferenz Bezirk Laufenburg sowie Regierungsrat Urs Hofmann erst jetzt so richtig bewusst wurde, welch grosse Verantwortung sie sich auf die Schulter geladen haben.
Wandlung
Dazu gehört gewiss, die auf einer vierzigjährig basierenden Erfahrung verlautbarte Erkenntnis von Urs Hofmann: „Sie werden Ihre Gemeinde neu kennenlernen“ und „Sie werden nach der Amtszeit nicht mehr der Gleiche sein wie vorher.“ Ja, an mahnenden Worten mangelte es an der Feierlichkeit nicht, trotzdem verliess aber niemand den Musiksaal. Die 32 Gemeinden der beiden Bezirke können also guten Mutes sein, dass sie stabile Regierungen gewählt haben. Wenn‘s dann aber doch mal in einem Gemeinderat knistert, so könnten sie auf die vielen guten, auf eigene Erfahrung gründenden Ratschläge der vier Referenten zurückgreifen.
Erklärung: Weil es Usus ist, dass sich ein Gemeinderat aus fünf Mitgliedern zusammensetzt, wird den Mathematikern sofort auffallen, dass die in diesem Abschnitt genannten 32 Gemeinden mit den anfangs erwähnen 162 anwesenden Gemeinderäte nicht synchron ist, die Differenz ist damit zu begründen, dass die Gemeinde Mettauertal sieben Gemeinderäte hat. Logisch, schliesslich ist sie mit 2'159 Hektar flächenmässig die grösste Gemeinde im Aargau, andererseits gehört sie mit 1'924 Einwohnern (Stand 2015) doch eher zu den kleinen unter den Kleinen.
Ansichtssache
Wenn das Gros der Bevölkerung die Ansicht des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismark: „Die Politik ist keine Wissenschaft, wie viele der Herren Professoren sich einbilden, sondern eine Kunst“, teilte, so würden die PolitikerInnen im GfK Vertrauensrankin von 2014 wohl kaum den hintersten Platz belegen. Tröstlich mag für sie sein, dass jene, die sie nicht selten zu Unrecht an den Pranger stellen, die Journalisten, nur um drei Ränge besser gestellt sind.
Dabei sind doch die meisten PolitikerInnen im Kern noch von der selben Motivation getrieben, wie diese der erste Vizepräsident der Vereinigten Staaten John Adams für sich umschrieb: „Ich muss Politik und Krieg studieren, damit meine Söhne die Freiheit haben, Mathematik und Philosophie zu studieren. Meine Söhne sollten Mathematik und Philosophie studieren, ausserdem Geographie, Naturgeschichte, Schiffbau, Navigation, Handel und Landwirtschaft, damit sie ihren Kindern das Recht geben, Malerei, Poesie, Musik, Architektur, Dekoration und Porzellan zu studieren.“ Es versteht sich von selbst, dass solch grosse Visionen nicht zu hundert Protzent umgesetzt werden können und natürlich enden einige in einem grossen Scherbenhaufen. Aber ohne grosse Visionen kann nichts Grosses entstehen. Ohne grosse Visionen, würde die Menschheit noch immer in Höhlen leben, dahinvegetieren.
Blitzgedanke
Es kann durchaus sein, dass einige Gemeinderäte bei Nicolò Paganinis (1782-1840) - von Carolina Mateos (Violine) und Willy Riechensteiner (Gitarre) anmutig, mitreissend vorgetragener – „Sonata Concertata“ sich einen kurzen Augenblick jene Zeit zurückwünschen, als die Politiker noch hochgeachtete Personen waren, nach deren Pfeife das Volk zu tanzen hatte. Schnell dürfte ihnen indes bewusst geworden sein, dass sie damals als gewöhnliche Bürgerin, gewöhnlicher Bürger, kaum die Chance bekommen hätten, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Also, dann doch lieber blitzschnell zurück ins 2017.
Würdig
Die feierliche Inpflichtnahme der Fricktaler Regierung war vermutlich für alle Teilnehmenden ein gelungener Anlass, um trotz ideologischen, politischen Differenzen die neue Legislatur vereint und guten Mutes in Angriff zu nehmen. Der Aargau seinerseits liess den schnell ausgesprochenen Worten: „Der Kanton braucht die Gemeinden“ mit der rund einstündigen Feier auch Taten folgen und stärkte damit gewiss auch manch „Neuen“ den Rücken. Regierungsrat Dr. Urs Hofmann jedenfalls klang verbunden und glaubhaft, als er die Feier mit den Worten schloss: „Ich wünsche Euch Ausdauer und Biss, spannende, lehrreiche und freudige Momente!“
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