1499 – Unruhige Zeiten im Fricktal
Von: mm/f24.ch
An 21 Stationen im Fricktal zeigten die Kantonsarchäologie und die Fricktalisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde archäologische Zeugen des Schwabenkriegs 1499. Nun erschien dazu die wissenschaftliche Publikation in der Reihe "Archäologie im Aargau". Die Buchvernissage findet zum Abschluss der Wanderausstellung am 18. November 2024 im Fricktaler Museum in Rheinfelden statt.
Die Wandervitrine machte an 21 Stationen im Fricktal Halt. Der Abschluss der Ausstellung fällt mit der Buchvernissage zusammen. (Fotos: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau)
Stein, Münchwilen, Sisseln, Gansingen… so begann die Tour der Wanderausstellung "1499 – Unruhige Zeiten im Fricktal" ab Februar 2024. Weitere 17 Stationen im Fricktal folgten. Die kleine Ausstellung der Kantonsarchäologie und der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) zeigte Resultate eines Auswertungsprojekts, die nun in einer wissenschaftlichen Publikation der Kantonsarchäologie veröffentlicht worden sind.
Momentaufnahmen aus der Vergangenheit
In den letzten 30 Jahren wurden in neun Fricktaler Gemeinden (Eiken, Frick, Gipf-Oberfrick, Kaiseraugst, Kaisten, Möhlin, Oeschgen, Wölflinswil und Zeiningen) während Ausgrabungen Brandschichten dokumentiert.
Als Momentaufnahmen aus der Vergangenheit sind solche Komplexe für die Archäologie eine wertvolle Quellenlage. Diese Funde aus insgesamt 15 Grabungen wurden 2022 bis 2023 in einem Auswertungsprojekt der Kantonsarchäologie und der FBVH ausgewertet.
Kunstvolle Kachelöfen auch im ländlichen Gebiet
Die Auswertung der Befunde und Funde ermöglichen Aussagen zur Gebäudearchitektur des Spätmittelalters im ländlichen Gebiet. Es handelte sich demnach um Ständerbauten mit organischer Dachdeckung. In mehreren Fällen waren die Gebäude unterkellert. Wie die Häuser ausgestattet waren, belegt das Fundmaterial.
Dabei zeigte sich eine Reichhaltigkeit, wie sie in ländlichem Raum selten vorkommt. Insbesondere Kachelöfen sind allgegenwärtig und belegen damit einen gewissen Wohnstandard, den man bisher kaum so erwartet hatte. Die Ofenkacheln sind mit Motiven verziert, die dem damaligen Zeitgeschmack entsprachen.
Die Themen reichen von höfischen Bildern mit Turnier- und Minneszenen über biblische Motive bis zu pflanzlichen und architektonischen Ornamenten. Identische Motive finden sich zur gleichen Zeit in Städten und auf Burgen. So war es der ländlichen Bevölkerung offenbar möglich, über die Ofenkunst an den Modeströmungen jener Zeit teilzunehmen.
Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zur häufig gehörten Annahme einer wenig vermögenden und in Armut lebenden Landbevölkerung.
Eine Region zwischen den Fronten
Die Auswertung der Funde aus den Brandschichten ergab eine zeitliche Datierung in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Diese Datierung und die geografisch enge Verbreitung der Brandschichten lassen an ein übergeordnetes Ereignis im Fricktal denken: den Schwabenkrieg im Jahr 1499.
Während vieler Jahrhunderte war das Fricktal eine Grenzregion. Dass die Bevölkerung während des Schwabenkrieges grosses Leid durch Plünderungen und Brandschatzungen erdulden musste, verdeutlichen die Untersuchungsergebnisse, obwohl dies bislang in der historischen Forschung wenig Beachtung fand.
Das Kooperationsprojekt zwischen der Kantonsarchäologie und der FBVH thematisierte im laufenden Jahr mit der Wanderausstellung in 21 Fricktaler Gemeinden und einer populärwissenschaftlichen Publikation diesen Aspekt der Aargauer Geschichte.
Vernissage der Fachpublikation und Ausstellung in Rheinfelden
Die Resultate des Auswertungsprojekts liegen nun in einer Fachpublikation der Kantonsarchäologie in der Reihe "Archäologie im Aargau" vor. Das reich bebilderte Buch ist beim Verlag Librum Publishers & Editors erschienen. Es ist kostenfrei in digitaler Form erhältlich oder gedruckt im Buchhandel.
Die Vernissage des Buches und damit auch die Präsentation der Wanderausstellung findet am 18. November 2024 um 19 Uhr im Fricktaler Museum Rheinfelden statt. Nach einer Begrüssung durch die Museumsleiterin und die Präsidentin der FBVH sowie einer Einleitung durch den Kantonsarchäologen berichtet die Autorin und Archäologin Andrea Winkler stellvertretend für das Projektteam über die Auswertungsresultate.
Auch die Wandervitrine ist vor Ort zu besichtigen. Im Anschluss wird ein Apéro serviert, alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
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