„Wirtschaftsforum Fricktal“ – Blickte in die digitale Zukunft
Von: Hans Berger
Dass die Digitalisierung auf dem Weg ist, sich die Welt zu erobern, wird kaum noch ernsthaft bestritten. Wie diese neue Welt dannzumal funktionieren wird, ist heute jedoch noch kaum vorstellbar. Prognosen darüber gibt’s viele und in allen möglichen Variationen - mal positiv, mal negativ, mal euphorisch, mal pessimistisch. Obwohl diese sogenannte Industrie 4.0 bereits ihren Anfang genommen hat, scheint deren Umsetzung noch in weiter Ferne zu sein. Diese „noch“ stille Revolution mag der eine Grund für den Grosserfolg des gestrigen - wie seit eh und je vom Fricktal Regio Planungsverband und metrobasel organisierten – 12. Wirtschaftsforum Fricktal mit dem Thema Digitalisierung gewesen sein. Ein anderer Grund der Tagungsort bei Syngenta, verbunden mit einer Besichtigung des Forschungszentrums.
(v.l.) Achim Dannecker, Regina Ammann, „Pepper“, Regula Ruetz, Christian Fricker
Christian Fricker, Präsident Fricktal Regio Planungsverbands freute sich dann auch, rund 170 Besucherinnen und Besucher, darunter auch Grossratspräsident Bernhard Scholl, begrüssen zu können. Zufrieden äusserte er sich auch über den Zuwachs bei den Sponsoren. Nachdem diese in der elften Ausgabe des Symposiums auf null sanken, wies ein Banner heuer deren vierzehn aus.
Im Namen des Hausherrn hiess Regina Ammann, Leiterin External Affairs Schweiz, Syngenta das Plenum willkommen und nutzte dabei die Gelegenheit, den Teilnehmern ihre Firma näher vorzustellen.
Digitalisierung und Arbeitsmarkt
Regula Ruetz, Direktorin von metrobasel wagte dann in ihrem Referat „Digitalisierung und Arbeitsmarkt“ einen Blick in die Glaskugel. Was sie dabei entdeckte, glich eher dem Bild der Skeptiker, die ebenfalls orten, dass in nicht allzu ferner Zukunft fünfzig Prozent der heute von Menschen gemachten Arbeiten von Maschinen erledigt werden, die Zahl der Festanstellungen rapide schwinden und durch Leiharbeiter ersetzt werden, dass gut ausgebildete dereinst die Nase vorne haben, während die einfachen ArbeiterInnen auf der Verliererseite stehen. Wer mit der Digitalisierung nicht Schritt halten kann, hat schlechte Karten, prognostizierte Regula Ruetz.
Was die Direktorin von den Skeptikern unterschied, war ihr Resümee:
„Veränderungen verhindern ist keine Option.“ Die Gesellschaft müsse mehr Mut zum Risiko und zu einer Fehlerkultur haben.
Soziale Roboter in der Dienstleistung
Es ist schon lange keine Science-Fiction mehr: Roboter kommunizieren mit Menschen; sie begrüssen Gäste in Hotels oder muntern pflegebedürftige Senioren auf. Diese sogenannten Humanoiden (Roboter, deren Konstruktion der menschlichen Gestalt nachempfunden ist) sind für viele Menschen nur solange elektronisch gesteuerte Maschinen, bis sie ihnen gegenüberstehen und deren angebliche soziale Kompetenz fühlen.
Ein solches Wesen ist „Pepper“, welcher dem Auditorium von Achim Dannecker, Dozent, Institut für Wirtschafsinformatik, Fachhochschule Nordwestschweiz vorgestellt wurde. Dass dieser „Pepper“ sprechen kann, ist noch nicht sonderlich berührend, beinah zum menschlichen Abbild wird er indes, weil er seine Kulleraugen und den Kopf in alle Richtungen drehen, mit den Armen gestikulieren und die Körperhaltung ändern kann. Der schlaue „Pepper“ jedenfalls gewann so im Nu die Sympathien seiner Zuhörerschaft, welche wiederum den Plausch hatte, wenn er seinem Chef Achim Dannecker spitzbübisch Kontra gab.
Der Dozent und der Humanoide zeigten eindrücklich auf, wie die Grenzen zwischen real und virtuell ineinander übergehen. Trotz aller Niedlichkeit von „Pepper“ dürfen Missbrauch und falsche Anwendungen nicht ausser Acht gelassen. Wie soll zum Beispiel damit umgegangen werden, wenn mehrere Roboter in einem Geschäft für ein Produkt Werbung machen und eine Person dazu bringen, dieses Produkt zu kaufen, obwohl sie es sonst nicht gemacht hätte? Risiken bestehen auch, wenn ein autonom lernender Roboter falsche Schlüsse aus Sensordaten zieht und sich damit an Menschen wendet, die sich auf die Einschätzung des Roboters verlassen.
Es hat Folgen, wenn Maschinen mit menschlichen Verhaltensweisen ausgestattet werden. Die Frage, ob das ethisch wünschenswert ist, muss gestellt und beantwortet werden. Letztendlich gilt aber auch in diesem Bereich dasselbe Fazit wie es vorgängig Regula Ruetz zog: „Veränderungen verhindern ist keine Option.“
Kann Technologie die Welt ernähren?
„Ja, sie kann und muss“ lautet die Schlussfolgerungen des Referats von Regina Ammann, Leiterin External Affairs Schweiz, Syngenta. Dies schlichtweg darum, weil die Weltbevölkerung stetig wächst, die Landnutzung zur Nahrungsmittelproduktion stetig schrumpft, wie desgleichen die Biodiversität und der Klimawandel künftig vieles ausschliesst was heute noch gängig ist.
Um einen rentablen Anbau zu ermöglichen, müssten die Kulturen gegen Schädlinge und Krankheiten geschützt werden. Die gewählte Pflanzenschutzstrategie sollten dabei die Schädlinge und Krankheitserreger möglichst effizient bekämpfen. Gleichzeitig sollen sie aber andere Lebewesen und die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Anforderungen die nicht minder kompliziert sind wie jene der Industrie 4.0 und daher wohl kaum mit traditionellen Mitteln, Strategien umgesetzt werden können.
„Wir müssen über unseren eigenen Schatten springen was die Akzeptanz der Anwendung möglicher Technologien in der Nahrungsmittelproduktion anbelangt“, empfahl Regina Ammann dem Auditorium und schloss dabei die Gentechnologie nicht aus.
Finale
Ja, in den drei Referaten wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vom 12. Wirtschaftsforum Fricktal keine leichte Kost verabreicht, dies ganz im Gegensatz zum nachfolgenden, dem Namen gerecht werdenden, von Syngenta offerierten Apéro riche.
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