GAF führt Kunststoffsammlung definitiv ein
Von: mm/f24.ch
Die Abgeordnetenversammlung des Gemeindeverbandes Abfallwirtschaft Unteres Fricktal (GAF) hat anlässlich der letzten Versammlung im Juni 2019 der definitiven Einführung der gemischten Kunststoffsammlung aus Haushaltungen im GAF Gebiet zugestimmt.
Im Oktober 2016 startete der GAF einen Pilotversuch mit einer „Holsammlung“ von gemischten Kunststoffen aus Haushaltungen. In den zwei Pilotjahren wurden, ohne zusätzliche Werbung, rund 200 Tonnen eingesammelt und der Wiederverwertung zugeführt - Tendenz steigend.
Studie der FHNW
Eine im Frühjahr 2018 vom GAF in Auftrag gegebene Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz in Windisch befasste sich mit der Analyse der Stoffflüsse und der Energiebilanz. Gleichzeitig wurde die Meinung der Bevölkerung zum Kunststoffrecycling und zur Arbeit des GAF erfragt. Das Fazit zeigt laut GAF wie wertvoll und wirtschaftlich bedeutend diese Materialien seien. Die Analyse der Energiebilanz belege, dass eine Mehrfachnutzung des Kunststoffes einer einmaligen thermischen Nutzung vorzuziehen sei. Die Empfehlung der FHNW lautet: „Die Kunststoffsammlung soll weitergeführt und gefördert werden.“
2. Studie
Eine weitere Studie ist im Herbst 2018 bei der FHNW in Auftrag gegeben worden. Diese befasste sich mehrheitlich mit den heute vorhandenen technischen Möglichkeiten für die Sortierung und RE-Granulatherstellung sowie den Stoffflüssen. Also, welchen Weg der im GAF – Gebiet (17 Gemeinden) gesammelte Kunststoff nimmt und welche Produkte daraus hergestellt werden können. Zudem soll aufgezeigt werden welche Kunststoffe in Zukunft als Verpackungsmaterial vermieden werden sollten, da sie nicht recycliert werden können, dies aus technischen Gründen oder weil keine Wirtschaftlichkeit vorliegt.
Energiebilanz GAF Kunststoffsammlung
Diverse Aussagen, von teilweise namhaften Exponenten - auch des Bundes, dass nur ein kleiner Umweltnutzen für relativ viel Geld bei der Kunststoffsammlung herausschaut, kann vom GAF nicht geteilt werden. „Dank unserem separaten Sammelsystem mit einem «sauberen» 3.5 t – Kleinlaster können wir den Sammelaufwand tief halten. Den Nutzen haben wir mit einer Energiebilanz der FHNW belegt. Aus unserer Sicht sind 30‘000 l eingespartes Heizöl pro Jahr im GAF – Gebiet kein Pappenstiel. Aus Sicht der Kreislaufwirtschaft macht es sowieso Sinn, jeden Liter Erdöl möglichst mehrmals in verschiedenen Produkten, stofflich zu nutzen und erst dann der thermischen Verwertung in einer KVA zu übergeben“, konstatiert der GAF.
Bei einer Mehrfachnutzung des Kunststoffes werde nicht nur der sogenannte innere Wert des Produktes, also der Heizwert berücksichtigt, sondern auch die Vermeidung des Energieaufwandes bei der Herstellung eines Produktes aus Rohöl.
Dass die KVA’s es ungern sehen, wenn der energiereiche Kunststoff aus ihrem Rohstoff aussortiert werde, liege auf der Hand. Die Ängste seien jedoch unbegründet. Der grösste Anteil Kunststoffe, welcher in den KVA’s oder auch in der Zementindustrie verbrannt werde, stamme aus der Bau- und verarbeitenden Industrie. Der, meistens hochwertige, Kunststoff aus den Haushaltsammlungen mache nur einen ganz geringen Anteil der Gesamtmenge aus, welche in den KVA’s oder der Zementindustrie jährlich verbrannt werde.
Finanzen
Die Kosten für zehn 35-Litersäcke betragen 14 und für zehn 60-Litersäcke 28 Franken. Die ungedeckten Kosten der Kunststoffsammlung liegen laut GAF bei ca. einem Prozent des GAF–Umsatzes, was sehr wenig für eine neue Aktivität im Pilotstatus sei. Beim Grünabfall vor zwanzig Jahren seien die ungedeckten Kosten wesentlich höher gewesen. „Heute erreichen wir mit der Grüngutsammlung den Break Even (Gewinnschwelle) und niemand hinterfragt den Sinn des Grüngutsammelns. Wir gehen davon aus, dass die Auftrennung der gesammelten Kunststofffraktionen in den nächsten Jahren wesentliche Fortschritte machen wird. Dann wird der recycelbare Anteil am Sammelgut weiter steigen und der Umweltnutzen parallel dazu“, vermerkt der GAF in seiner Mitteilung.
Stoffströme
Die Vorwürfe betreffend Verschiffung von Kunststoffabfällen nach Fernost seien kalter Kaffee von gestern. Es sei korrekt, dass dies früher tatsächlich so gemacht wurde. Kunststoffabfälle wurden im Export verkauft. Heute habe Sammelgut jedoch keinen Marktpreis mehr, weil eben genau dieser Export nach Fernost, insbesondere nach China, eingestellt wurde.
Der GAF hat den Weg seiner Kunststoffabfälle untersucht. Die Abfälle bleiben im deutschsprachigen Raum. Kehrichtähnliche (ungewollte) Kunststoffabfälle und nicht verwertbare Kunststoffe gehen in KVA’s mit Wärme-/Stromproduktion (zB. KVA Basel) oder in Zementwerke. Aus dem Recyclinggranulat werden in zwei Schweizer Firmen neue Plastikrohre, Folien, Logistikgebinde und andere Produkte hergestellt.
Dass aus RE-Granulat nur sogenannt minderwertige Produkte hergestellt werden könne, entbehrt laut GAF jeder Grundlage. Im Gegenteil, würden doch zur Vermeidung von Fremdpartikeln in Arzneimitteln und aus Gründen der Ungezieferkontrolle, ausschliesslich Kunststoffpaletten in der Logistik der Pharmaproduktion eingesetzt. Der Einsatz von Kunststoffpaletten würde sich auch im grenzüberschreitenden Verkehr, bspw. Transport von Steinplatten aus China, bestens eignen, insbesondere auch wegen der unkontrollierten Einfuhr von Ungeziefer in Holzpaletten.
Littering und Vermeidung von Kunststoffabfällen
Aus Sicht des GAF ist der Vermeidung von Kunststoffabfällen ein grösseres Augenmerk zu verleihen. Die Reduktion von Verpackungsmaterialien, insbesondere solche welche nicht recycelt werden können, müsse gefördert und vom Bund kontrolliert werden. Ebenso sei dem Littering der Kampf anzusagen, da heute immer mehr und immer wieder Kunststoffe in die Umwelt gelange, sei es über den Kompost auf die Felder oder direkt über die Gewässer, in Form von Mikroplastik und schlussendlich landen diese wieder im Nahrungskreislauf. Der GAF setze sich auch in diesen Themenbereichen ein und unterstütze diese Massnahmen im Rahmen seiner Möglichkeiten, schreibt der GAF in seiner Mitteilung.
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