Zeitzeichen - Zeichen der Zeit.
Von: Hans Berger
Wohl die meisten Schweizerinnen und Schweizer bringen das Wort „Zeitzeichen“ zuerst mit dem Piepston vor den 12.30 Uhr-Nachrichten von Radio DRS in Verbindung, nach dem man vor Zeiten jeden Mittag die eigene, damals noch mechanische Armbanduhr richtete. „Zeitzeichen“ ist indes vielschichtig verwendbar. So nutzte auch die Kulturkommission Frick das Wort für die Kunstausstellung im Kornhauskeller, in der vier ehemalige und ein aktiver Zeichenlehrer der Bezirksschule Frick einige ihrer Werke zeigten, welche letztlich auch als typische „Zeichen der Zeit“ gewertet werden konnten.
Es ist leider Usus, aus organisatorischen Gründen aber verständlich, dass viele solch „kleine“, regional aber bedeutungsvolle Ausstellungen kaum wahrgenommen schon wieder schliessen. So auch die Ausstellung im Kornhauskeller Frick, welche am 3. November ihre Vernissage und acht Ausstellungstage später am vergangenen Sonntag bereits ihre Finissage hatte.
Schattendasein
Die Ausstellung der fünf Zeichenlehrer und Künstler Ernst Wülser, Titus Stäuble, Martin Hagmann, Agnes Völker und Joseph Strebel verdeutlichte, dass im Umfeld der jüngsten Abstimmung über den „Bundesbeschluss zur Jugendmusikförderung“ das Zeichnen an den Schulen eher ein Schattendasein fristet, obwohl es der kreativen Förderung der Jugend mindest im gleichen Masse dienlich ist, wenn nicht gar mehr, da der falsche Ton, weil hörbar, eher zu demotivierenden Reklamationen führt, wie ein falscher Strich. Zumal, wie die Kunstszene zeigt, die Menschen bei Bildern eher ein Auge zudrücken wie bei der Musik. Ob MusikerIn oder MalerIn, sie kehren mit ihren Werken ihre Seele immer nach aussen, beide verdienen daher höchsten Respekt und Wertschätzung.
Udo Jürgens meint zwar in einem Lied:
Denn mein Bruder ist ein Maler und ein Bild von seiner Hand kann mehr sagen als tausend Melodien. Ja, mein Bruder ist ein Maler, ich bin nur ein Musikant und in manchen Träumen da beneid ich ihn. Die Erde ist ihm Untertan, er herrscht mit seinen Farben über Meer und Länder, über Glück und Träumerei. Ein Lied nimmt kurz mich in den Arm, bleibt selten lang bestehen, doch ein Bild kennt keine Zeit, es bleibt ihm immer treu.
„Dominium terrae“
Wo er Recht hat, hat er Recht, der Udo Jürgens, wovon auch die rund fünfzig Bilder der fünf Künstler Zeugnis geben. Obwohl sie in ihrer Art nicht unterschiedlicher sein könnten, machen sie sich die Erde untertan und geben alltägliche Sachen künstlerisch wider.
So befasste sich Ernst Wülser in einem seiner Bilder mit einem einfachen Maiskolben und wie es scheint, Titus Stäuble mit Personen aus seinem Umkreis. Martin Hagemann, der Auffälligste unter den Fünfen betitelt seine vier Bilder und die Holzskulptur kurzerhand mit „Faces“, an denen sich die Betrachterin, der Betrachter aber kaum satt sehen kann, da es immer wieder Neues zu entdecken gibt.
Bei den Gemälden von Agnes Völker stechen zuerst Kiesel- und Granitsteine ins Auge, beim zweiten Hinsehen wird dann aber das munter sprudelnde Bächlein sichtbar. Wohl am meisten forderte Joseph Strebel die Besucher der Ausstellung heraus. Mit seinen Fotografien von Afrika zeigt er den schwarzen Kontinent von seiner dunkeln wie auch von seiner hellen Seite derart eindrucksvoll, dass der Betrachter die eigene Lebensart und Lebensform anzweifeln oder zumindest in Frage stellen kann.
„ZEITZEICHEN"
Fricktaler Künstler zeigen ihr künstlerisches Schaffen. (Text: Kulturkommission Frick)
Ernst Wülser: Unter den fünf Künstlern sondert sich der 1898 geborene und 1992 verstorbene Ernst Wülser besonders ab. Mit seinen ausgestellten Stillleben und seinem Selbstportrait erinnert er stark an Albert Anker (1831 bis 1910).
Agnes Völker: Lässt sich gerne in den Tessiner Bergen inspirieren. Aus Erinnerung und Vorstellung setzt sie ihre sinnlichen Eindrücke und Wahrnehmungen zeichnerisch und malerisch in Bilder um.
Josef Strebel: ist durch sein künstlerisches Schaffen als Bühnenbildner beim Lehrertheater Möhlin und bei der Fricktaler Operettenbühne im Fricktal legendär und hat sich als Buchillustrator einen Namen geschaffen. Seine Afrika-Fotografien wurden in Ausstellungen in der Schweiz und in Frankreich gezeigt. Joseph Strebel wird mit Fotografien aus seiner Zeit bei den Nomaden im Norden Kenias und Ugandas präsent sein.
Martin Hagmann arbeitet in Frick als Zeichenlehrer. Sein künstlerisches Schaffen ist vielseitig und umfasst Malerei, Zeichnung, Grafik, Bildhauerei und Plastik. In unserer Region sind z.B. die Wandmalerei im kath. Kirchgemeindehaus Gipf-Oberfrick, Kreuzgestaltung in der ref. Kirche Frick, das Signet Vitamare Frick, Holzskulptur „fünf Sinne“ Sinnespfad in Gipf-Oberfrick, zu sehen.
Titus Stäuble arbeitet in neuester Zeit in den zwei Richtungen Landschaft – Mensch. Bei den Landschaften legt er das Schwergewicht auf Körper, Raum und Stimmung, wobei das Darzustellende manchmal verloren geht und sich in einem abstrakten, rhythmischen Bild auflöst. Beim Thema Mensch setzt er sich vor allem mit dem Gesicht auseinander.
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