Klimaforschungsprojekt in der Antarktis vor dem Durchbruch
Von: mm/f24.ch
Die Suche nach dem ältesten Eis der Welt in der Antarktis kommt in die entscheidende Phase. Bei diesem europäischen Grossprojekt versuchen Forschende in der Antarktis, Bohrkerne mit Klimainformationen der vergangenen 1,5 Millionen Jahre zu heben. Die Universität Bern spielt dabei eine wichtige Rolle.
Arbeit des internationalen Bohrteams im Camp Little Dome C in der Antarktis. Die Sonne täuscht: Bei durchschnittlichen Temperaturen von minus 55 Grad Celsius sind die Arbeitsbedingungen extrem. © Beyond EPICA project (Foto: © Beyond EPICA project)
In den kommenden Tagen soll ein internationales Bohrteam im Camp Little Dome C in der Antarktis auf 2’750 Meter vordringen. In dieser Tiefe stösst der antarktische Eisschild auf den Felsgrund. Und dort, im ältesten Eis des Planeten, erwarten die Forschenden ein einzigartiges Klima- und Umweltarchiv.
«Nur Eis enthält in Blasen eingeschlossene Luft der Vergangenheit, die es ermöglicht die Treibhausgaskonzentrationen der Vergangenheit direkt zu messen», sagt Hubertus Fischer, Professor für experimentelle Klimaphysik und Mitglied des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern. Er ist einer der treibenden Kräfte eines EU- Projekts, das sich gegenwärtig in seiner entscheidenden Phase befindet.
Vorstoss in wissenschaftliches Neuland
Wie bereits in den vergangen Bohrkampagnen sind auch im Moment zwei Berner Forschende als Teil eines 16-köpfigen Teams vor Ort. In den drei vorangehenden Bohrkampagnen wurde bereits eine Tiefe von gut 1’800 Metern erreicht. «Als wir vor über zehn Jahren mit den Vorbereitungen begonnen haben, war höchst unsicher, wo und in welcher Qualität wir derart altes Eis finden würden», erklärt Hubertus Fischer. Nun aber stehen die Chancen gut, dass das Ziel der Expedition noch vor Ende der laufenden Bohrsaison erreicht und der einzigartige Datenschatz gehoben wird.
«Wir stossen mit dieser Bohrkampagne in wissenschaftliches Neuland vor», erklärt der Berner Klimaprofessor. Der Eiskern, der zurzeit gehoben wird, soll insbesondere zum besseren Verständnis des Wechselspiels zwischen Warm- und Kaltzeiten beitragen. Vor etwa einer Million Jahren – das zeigen Untersuchungen von Meeressedimenten – fand eine Veränderung dieses Hin und Hers statt. Weshalb es zu diesem Wandel kam, ist ein Rätsel, doch die Klimaforschung vermutet, dass unter anderem Treibhausgase dabei eine entscheidende Rolle spielten. Diese Vermutung soll nun anhand des ältesten Eises überprüft werden.
Berner Forschende entwickeln neue Analysetechniken
Bei der Analyse des Eiskerns spielt wiederum die Universität Bern eine zentrale Rolle. Finanziert durch europäische und Schweizer Forschungsmittel ist es dem Team von Hubertus Fischer gelungen, völlig neue Analysetechniken zu entwickeln. Das Besondere daran: Alle Treibhausgase können mit einer einzigen Analyse gleichzeitig gemessen werden. Mehr noch, die aus den Eisproben extrahierte Luft geht bei den Messungen nicht verloren, sondern kann danach für weitere Forschungsarbeiten verwendet werden.
Von «perfektem Recycling» spricht Hubertus Fischer und sagt: «Für einen gewöhnlichen Eiskern würde sich der Riesenaufwand, den wir dazu betreiben müssen, nie rechtfertigen.» Für das älteste Eis der Erde, von dem nur sehr kleine Mengen verfügbar sind, hingegen schon.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»