Photovoltaikanlagen auf Wasserkraftwerken und Stauseen
Von: mm/f24.ch
Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 20. November 2024 den Bericht «Wasserkraftwerke und Stauseen für die Photovoltaik nutzen» gutgeheissen. Er zeigt das Potenzial sowie die technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen für die Realisierung solcher Anlagen in der Schweiz auf. Der Bundesrat verzichtet auf weitere Massnahmen, da die rechtlichen Rahmenbedingungen den Bau solcher Anlagen grundsätzlich ermöglichen und auch Förderinstrumente zur Verfügung stellen.
Der rasche Ausbau der inländischen Stromproduktion mit Photovoltaikanlagen spielt für die sichere Energieversorgung der Schweiz eine zentrale Rolle. Ein grosses Potenzial liegt auf Dächern und an Fassaden von Gebäuden, wo kaum Eingriffe in Landschaft und Umwelt erforderlich sind. Weitere Potenziale gibt es bei Anlagen auf oder in der Nähe bestehender Infrastrukturen (z.B. Kläranlagen), entlang von Verkehrswegen (z.B. Nationalstrassen) oder auf anderen vorbelasteten Flächen (z.B. Deponien).
Photovoltaikanlagen auf Wasserkraftwerken und auf Stauseen können einen weiteren Beitrag leisten, insbesondere da sie meist in Gebieten errichtet werden, die bereits durch andere Bauten und Anlagen vorbelastet sind. Im hochalpinen Raum wirken sich tiefere Temperaturen und höhere Einstrahlungswerte positiv auf die Stromproduktion insbesondere im Winter aus.
Photovoltaik auf Stauseen, Staumauern und Gebäuden von Wasserkraftanlagen
Bisher gibt es weltweit nur wenige Photovoltaikanlagen auf Stauseen oder Staumauern. In der Schweiz sind es sieben Anlagen (schwimmend: Lac de Toules, auf Staumauer: Lägh da l’Albigna, Muttsee, Lago di Lei, Räterichsbodensee, Oberaarsee und Lac de l’Hongrin).
Das technische Potenzial zur Erzeugung von Solarstrom aller schweizerischen Stauseen, Staumauern und Dämme liegt bei insgesamt rund 4,6 Terawattstunden (TWh), was ca. 8 Prozent des heutigen Stromverbrauchs entspricht. Davon kann laut dem bundesrätlichen Bericht jedoch aufgrund von teilweise hohen Gestehungskosten, Schutzaspekten, konkurrierenden Nutzungen oder mangelnder Akzeptanz nur ein kleiner Teil mobilisiert werden.
Das mobilisierbare Potenzial auf Wasserkraftwerken und Stauseen liegt insgesamt bei 644 Gigawattstunden (GWh), davon 531 GWh auf Stauseen, 55 GWh auf Staumauern und Staudämmen, 51 GWh auf Dächern und 7 GWh auf Parkplätzen.
Aus technischer Sicht liegt das grösste Potenzial bei schwimmenden Solaranlagen auf Stauseen im Flachland. Die Nutzung dieses Potenzials ist jedoch aufgrund der Mehrfachnutzung von Seen, z.B. für Schifffahrt, Freizeitaktivitäten oder Fischerei, oder aufgrund von Schutzaspekten teilweise schwierig.
Bei schwimmenden Solaranlagen im alpinen Raum sind die Konflikte in Bezug auf Naturschutz und Biodiversität tendenziell geringer, die technischen Herausforderungen (stark schwankende Wasserspiegel, Schneebedeckung, Vereisung, technische Vorschriften für die Sicherheit der Stauanlagen) dafür grösser und die Stromgestehungskosten entsprechend höher. Sie liegen im Bereich der voraussichtlichen Gestehungskosten von alpinen Freiflächensolaranlagen, wie sie durch den Solarexpress ermöglicht werden.
Kein gesetzlicher Anpassungsbedarf
Mit der Revision der Raumplanungsverordnung wurde 2022 der Bau von Solaranlagen auf Wasserkraftinfrastrukturen und Stauseen aus raumplanerischer Sicht grundsätzlich ermöglicht. Weiter sind Solaranlagen ab einer bestimmten Grösse ab 2025 von nationalem Interesse. Von den damit verbundenen Vorteilen in der Interessensabwägung könnten grössere schwimmende Solaranlagen profitieren.
Bezüglich Stauanlagensicherheit erarbeitet das Bundesamt für Energie derzeit eine Richtlinie zu den Mindestanforderungen für den Bau von Photovoltaik-Anlagen auf Wasserkraftinfrastrukturen. Das revidierte Energiegesetz führt ab 2025 zudem die gleitende Marktprämie für Anlagen ab 150 Kilowatt ohne Eigenverbrauch ein. Der Bundesrat sieht deshalb zum jetzigen Zeitpunkt keinen gesetzlichen Anpassungsbedarf.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»