Die Meistersinger von Eiken berauschten Ohr und Aug`
Von: Hans Berger
Volk und Zünfte feiern auf der Festwiese. Die Meistersinger ziehen auf, und Sachs wird vom Volk feierlich begrüsst ("Wach auf!"). Dann wird das Wettsingen um Eva eröffnet.
Die Meistersinger von Eiken
Nein, so wie im Schlussakt von Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ lief es in Eiken nicht ab. Obwohl - die Chöre und das Publikum wären schon gerne auf der Festwiese gewesen, aber das regnerische Wetter hatte dies nicht zugelassen, so versammelten sich Volk und Chöre im kulturellen Saal von Eiken.
Nicht Sachs wurde vom Volk (Publikum) bejubelt, sondern rund 250 Sängerinnen und Sänger, sowie die informativ durchs Programm führende Moderatorin Bettina Huber. Auch gab es kein Wettsingen um Eva, nein, die dreizehn auftretenden Chöre hatten einfach Freude daran, ihre Sangeskunst einem grossen Publikum vorzuführen.
Nach den Grosserfolgen der vergangenen Open Airs vom Fricktalischen Sängerbund in verschiedenen Gemeinden figurierte am vergangenen Samstag der Männerchor Eiken als umsichtiger und gut organisierter Gastgeber.
Für Ohr und Aug`
Auch wenn die Chöre über mangelnden Nachwuchs klagen, so schüren Dani Kalts Stärnekids, welche den Gesangsreigen eröffneten, doch berechtigte Hoffnungen, dass es um die Zunkunft des Chorgesangs nicht ganz so schlecht bestellt ist wie es momentan vielleicht auszusehen vermag. Zumal auch die heutigen Repertoires der Chöre weit über das traditionelle Liedergut hinausreichen.
Die vielen neuen Dirigentinnen und Dirigenten haben die gestrigen zu aktuellen Chören umgekrempelt. Ein Konzertabend wie das Open Air, auch wenn es Indor stattfindet, ist heute eine Freude für Ohr und Aug`. Zumal der Gesang, so zumindest in Eiken, professionell mit qualitativen Mikrofonen verstärkt wird, sodass auch kleine Chöre im grossen Saal nicht untergehen.
Natürlich wurden auch Lieder über den Wein, die Freundschaft und das Wandern gerne gesungen und weil seltener geworden, auch gerne gehört. Das Liederspektrum reicht jedoch heute von Jazz, Rock, Pop bis hin zu humoristischen Vorträgen inklusive Showeinlagen.
Mal gesittet, mal frivol
Zu begeistern vermochte die grosse Männerchorgemeinschaft Eiken/Obermumpf/Schupfart mit ihrem temperamentvollen, die Sänger motivierenden Dirigenten Ingo Anders genauso wie die kleine Sangesgemeinschaft aus Mumpf, unter der Leitung von Ilektra Platiopoulou. Ebenfalls einen stürmischen Beifall durfte Claudia Avita mit ihrem aus acht Rheinfelder Sängerinnen und einem Sänger bestehenden Chor für sich verbuchen, besonders unter die Haut ging „Wein nicht um mich Argentinien“.
Der Männerchor Rheinfelden, unter der Leitung von Monika Schmid brachte mit einem italienischen Volkslied mediterrane Stimmung in den Saal und seine Kollegen aus Wegenstetten inklusive der Dirigentin Gunhild Lang-Alsvij imponierten mit einer anspruchsvollen Version des Volksliedes „Herrliche Berge“ und dem von fünf „Lustmolchen“ gesungenen „Ich hab`das Fräulein Helen baden seh’n". Der Männerchor Kaisten-Laufenburg, unter der Leitung von Pius Moser gab sich zwar diesbezüglich gesittet, huldigte dafür aber umsomehr dem Weingott Bacchus.
Kehle, Körper, Seele, Geist
Bevor der Männerchor Obermumpf mit Ingo Anders an der Spitze das Publikum mit lustigen Liedern zum Schmunzeln brachte, sangen Chöre und Publikum gemeinsam „S’isch nümme die Zyt“ und das „Fricktalerlied“. Unter der Führung von Andreas Bryner zollte das Auditorium den sangesfreudigen Männern aus Gipf-Oberfrick viel Applaus für Lieder wie „Griechischer Wein“ oder den „Kriminaltango“.
Zu den Highlights des diesjährigen Indoor Open Airs gehörte zweifelsfrei der Auftritt der „Freaktal Singers“, welche mit ihrem jazzigen, swingenden, rockigen, dreissigminütigen Repertoire genauso zu begeistern vermochten wie mit ihren Showeinlagen. Der Dirigent Arthur Buck vermag bei seinen Sängerinnen und Sängern nebst deren Kehle auch deren Körper, Seele und Geist musikalisch in Schwingung zu bringen, was zu einem packenden, mitreissenden Ensemble führt.
Während hernach die Chorgemeinschaft Zeiningen-Bözen und Dirigent Hanspeter Weber mit „Island in the Sun“ Ferienstimmung vermittelte, weckte Ingo Anders und der Gemischte Chor Staffeleggtal mit „Plaisir d’Amour“ ganz andere Begehrlichkeiten. Einen frenetischen Applaus empfingen abschliessend Monika Schmid und der Sängerbund Wittnau für ihre Version vom „Fliegerlied“ (Heut`ist so ein schöner Tag)
Fazit
Das Niveau der Liedervorträge war hoch, das Programm abwechslungsreich, die Erwartungen puncto Besucherzahl und der teilnehmenden Chöre wurden um das Vielfache übertroffen und obwohl kein Open Air, sondern ein Indoor durchgeführt wurde, herrschte eine gute, sangesfreudige Stimmung im kulturellen Saal von Eiken.
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