Fernunterricht – Lehren aus dem Lockdown
Von: mm/f24.ch
Der Lockdown im März führte in der Berufsbildung zu neuen Erfahrungen mit Fernunterricht. Was sich daraus für die weitere Entwicklung von digitalen Unterrichtsformen (Homeschooling) erkennen lässt, zeigt ein neuer Bericht des Observatoriums am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB auf.
Ab Mitte März 2020 war der Präsenzunterricht aufgrund des Corona-Lockdowns schweizweit untersagt. Dies betraf auch die Berufsbildung. Um den Unterricht weiterhin sicherzustellen, waren die Schulen und Lehrpersonen gezwungen, von einem Tag auf den anderen auf Fernunterricht umzustellen.
Vor welche Herausforderungen stellte der Einsatz digitaler Lehr- und Lernmethoden die Lehrpersonen in der Berufsbildung? Welche Potenziale und welcher Entwicklungs- und Bildungsbedarf ergeben sich aus dieser Erfahrung? Forschende des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung am EHB greifen diese Fragen in einem neuen «Trend im Fokus»-Bericht auf.
Der Bericht zeigt auf, dass die technische Infrastruktur in der Regel kein Problem darstellte, wohl aber der Einsatz von Online-Tools in der konkreten Unterrichtssituation. Die Umstellung auf Fernunterricht führte zu einem erheblichen didaktischen und zeitlichen Mehraufwand.
Als problematisch erwiesen sich ausserdem die fehlenden persönlichen Kontakte und die Lernbegleitung. Dennoch empfinden viele Lehrpersonen ihre Erfahrungen als Chance. Sie möchten ihren Unterricht mit digitalen Hilfsmitteln weiterentwickeln und verbessern, auch für die Zeit nach der Pandemie. Damit einher geht der Wunsch, sich weiterzubilden.
Ein Grossteil der Lehrpersonen möchte die eigenen Kenntnisse über digitale Technologien und deren Einsatz im Unterricht erweitern und digitale Unterrichtsformen auch kritisch reflektieren können, wie dem Bericht «Trend im Fokus» zu entnehmen ist.
Zusammenfassung
Der digitale Wandel erreichte die Schulen nicht erst mit der Corona-Pandemie. Die abrupte Umstellung auf Fernunterricht und der flächendeckende Einsatz digitaler Technologien im Unterricht stellte für Lehrpersonen dennoch eine grosse Herausforderung dar.
Die Unterrichtsqualität während des Fernunterrichts zu gewährleisten, erforderte von den Lehr-personen deutlichen Mehraufwand.
Als besonders herausfordernd empfanden die Lehrpersonen den Unterrichtsprozess. Zum einen beurteilten die Lehrpersonen den fehlenden persönlichen Kontakt zu den Lernenden als Schwäche des Fernunterrichts. Zum anderen bekundeten sie im Fernunterricht Schwierigkeiten in den Bereichen Lernbegleitung und Unterrichtsgestaltung sowie bei der Unterstützung von selbstgesteuertem Lernen und beim Prüfen. Zusätzlich gaben die Lehrpersonen an, dass die Lernenden im Fernunterricht weniger gelernt hätten.
Die Umstellung auf Fernunterricht offenbart aber auch Entwicklungspotenzial bei den Schulen und Lehrpersonen: Entwicklungsbedarf besteht einerseits bei den Rahmenbedingungen wie dem didaktischen und technologischen Support oder der vorhandenen Hard- und Software. Andererseits verorten die Lehrpersonen auch bei sich selbst Weiterbildungspotenzial insbesondere bezüglich des adäquaten Einsatzes digitaler Unterrichtsmethoden sowie der Unterstützung von selbstständigem Lernen. Die Mehrheit der befragten Lehrpersonen betrachtete die Umstellung auf den Fernunterricht denn auch als Chance, den Umgang mit digitalen Tools zu lernen oder zu verbessern.
Im Fernunterricht haben viele Lehrpersonen neue Unterrichtsformen entwickelt und angewendet. Grosses Potenzial wird von Schulen und Lehrpersonen für die Zukunft in hybriden Unterrichtsformaten gesehen, die auf den Erfahrungen des Fernunterrichts aufbauen. Eine grosse Herausforderung für den zukünftigen Unterricht liegt darin, hybride Unterrichtsformate so einzusetzen und einzuführen, dass bestehende Ungleichheiten zwischen Lernenden nicht verstärkt, sondern tendenziell eher abgebaut werden.
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