Bildungsstand Erwachsener sinkt oder stagniert in den meisten OECD-Ländern
Von: mm/f24.ch
Die Kompetenzen Erwachsener in den Bereichen Lesekompetenz und alltagsmathematische Kompetenz haben in den vergangenen zehn Jahren in den meisten OECD-Ländern deutlich abgenommen oder stagniert – so das Ergebnis der zweiten Erhebung der OECD über die Kompetenzen Erwachsener. Besonders stark und weitreichend war der Rückgang unter geringqualifizierten Erwachsenen.
In der Erhebung wurden die Kompetenzen von rund 160‘000 Menschen im Alter von 16 bis 65 Jahren in 31 Ländern* gemessen. 27 dieser Länder hatten 2013 bereits an der ersten Erhebung teilgenommen. Untersucht wurde auch, wie Lese-, Mathematik- und Problemlösekompetenzen am Arbeitsplatz eingesetzt werden. Ziel war es, Erkenntnisse dazu zu liefern, wie Kompetenzentwicklung und -nutzung die Beschäftigungsaussichten und die Lebensqualität verbessern und das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
Trotz der grossen Anstrengungen zur Stärkung der Bildungs- und Weiterbildungssysteme, die Regierungen und Sozialpartner in den vergangenen zehn Jahren unternommen haben, ist es nur Finnland und Dänemark gelungen, die Lesekompetenz der Erwachsenenbevölkerung deutlich zu steigern.
Im Bereich der alltagsmathematischen Kompetenz verbesserten sich die Durchschnittsergebnisse in acht Ländern, allen voran in Finnland und Singapur. In den meisten Ländern hat sich die Lesekompetenz ebenso wie die alltagsmathematische Kompetenz der leistungsschwächsten 10 Prozent der Bevölkerung allerdings verschlechtert.
Die Ergebnisse der leistungsstärksten 10 Prozent haben sich hingegen verbessert, sodass die Kompetenzungleichheit innerhalb der Länder gestiegen ist. Singapur und die Vereinigten Staaten wiesen 2023 die stärkste Ungleichheit bei der Lese- und der alltagsmathematischen Kompetenz auf.
„Erwachsene mit höherer alltagsmathematischer Kompetenz sind mit größerer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig, erzielen höhere Löhne und sind eigenen Angaben zufolge gesünder und zufriedener mit ihrem Leben als solche mit geringerer alltagsmathematischer Kompetenz“, so OECD-Generalsekretär Mathias Cormann. „Diese Erhebung zeigt, wie dringend notwendig es ist, die Methoden der Länder zur Förderung der Entwicklung von Grundkompetenzen einer umfassenden Neubeurteilung zu unterziehen. Da neue Technologien zahlreiche Arbeitsplätze verändern, sind solche Kompetenzen für die Zukunft der Arbeit wichtiger denn je. Durch Investitionen in Kompetenzen fördern die Staaten mehr Resilienz und Teilhabe in der Erwerbsbevölkerung, was zu dauerhaftem Wohlstand für alle beiträgt.“
Finnland, Japan, die Niederlande, Norwegen und Schweden erzielten in allen drei Bereichen die besten Ergebnisse. Zwölf Länder (Chile, Frankreich, Israel, Italien, Korea, Kroatien, Litauen, Polen, Portugal, Schweiz, Spanien und Ungarn) lagen in allen Kompetenzbereichen durchgängig unter dem OECD-Durchschnitt. (Stand Schweiz)
Hinter den Rückgängen der durchschnittlichen Kompetenzniveaus verbergen sich zunehmende Ungleichheiten innerhalb der Länder. In vielen Ländern sank die Lesekompetenz unter den leistungsschwächsten Erwachsenen am stärksten, und im Durchschnitt der teilnehmenden Länder konnte ein Fünftel der Erwachsenen nur leichte Texte verstehen oder einfache Berechnungen durchführen. Außerdem hängen die Kompetenzen Erwachsener in den meisten Ländern nach wie vor stark mit dem sozialen Hintergrund zusammen.
Da die Lesekompetenz der Männer stärker abgenommen hat als die der Frauen, hat sich das Geschlechtergefälle in vielen Ländern verkleinert. In alltagsmathematischer Kompetenz und im adaptiven Problemlösen erzielen Männer aber weiterhin bessere Leistungen als Frauen.
Im Ausland geborene Erwachsene verfügen in nahezu allen Ländern über geringere Kompetenzen als im Inland geborene. Mancherorts erklärt der Anstieg des Anteils im Ausland geborener Erwachsener, der in den vergangenen zehn Jahren verzeichnet wurde, einen Teil des Rückgangs der durchschnittlichen Punktzahlen in Lesekompetenz.
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