Chropfleerete
Von: Willi Pavan
„L’unione fà la forza!“ (Die Vereinigung ist Stärke) lernte ich vor rund sechzig Jahren im Progymnasium von Lugano. Dieser Erkenntnis sollte in der heutigen Zeit wieder mehr Beachtung geschenkt werden, um somit unwichtige Meinungsdifferenzen, kleinliche Unstimmigkeiten sowohl in politischer, gesellschaftlicher wie religiöser Hinsicht zu überwinden und dadurch ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl in unserer (noch) unabhängigen Heimat zu generieren.
Ausschnitt aus dem Gemälde „Politisches Nadelöhr“ von Willi Pavan
Laut Statistik sind wir bekanntlich ein Volk von Mietern. Da in keinem anderen europäischen Land der Mieteranteil so hoch ist, sollte man meinen, ableiten zu können, dass den Interessen dieser übergrossen Mehrheit vermehrt Beachtung geschenkt wird.
Aber weit gefehlt. Nebst den explodierenden Krankenkassenprämien ist das Wohnen mit Sicherheit der grösste Posten im Budget einer durchschnittlich verdienenden Familie. Geradezu horrend ist der finanzielle Druck für Alleinerziehende und viele betagte Menschen.
Wohin kommt man denn mit der AHV und Ergänzungsleistung (die nie richtig der Teuerung angepasst werden), wenn diese von Wohnungsmieten aus gehen, die vielleicht in den 70er Jahren mal gültig waren? Sogar unser nördliches Nachbarland hat den überbordenden Preisen fürs Wohnen einen Riegel geschoben.
Aber bei uns wurden kürzlich sogar die Rechte der Mieter zum Teil empfindlich durch „unser“ Parlament gekürzt! Was nützen uns im Vergleich zum Ausland relativ hohe Löhne, wenn am Schluss nichts übrig bleibt, um auf die hohe Kante zu legen?
Hoffe, die Volks(ver)treterInnen missachten nicht im gleichen Masse die Mehrheit der Stimmbevölkerung, welche zum Gebilde, das sich EU nennt, ein sehr distanziertes Verhältnis hat und auf die Selbständigkeit der Schweiz pocht, nicht zuletzt auch darum, damit die Mehrwertsteuer weiterhin tragbar bleibt.
Aber meiner Meinung nach lassen sich zu viele unserer Volksrepräsentanten vom tönernen, bröckelnden EU-Koloss einschüchtern und versuchen, die vor Jahren erkämpften Lohn- und sozialen Sicherheiten sausen zu lassen, nur um den Abkassierern, nicht vom Volk gewählten Sesselklebern in Brüssel zu gefallen. Nicht nur aus diesem Grunde werden zu unseren Ungunsten rückgratlose Verhandlungen geführt, sondern auch damit die nimmersatten, in Plüschetagen thronenden, Fantasiegehälter bezieheneden Manager noch mehr Pinke-Pinke des Volksvermögens scheffeln können, sodass dem Durchschnittangestellten wenig davon übrigbleibt.
Habe daher auch wenig Verständnis, wenn seitens der Gemeinden, Kantone, des Bundes für kleinste Dienstleistungen stetig steigende Gebühren verlangt werden, da das dafür zuständige Personal vorhanden ist und via Steuern bezahlt wird.
Grundsätzlich ist diesbezüglich zu bemerken: Die Gebühren haben in den letzten Jahren spürbar zugenommen und belasten die Haushalte zusätzlich. Während zwischen den Schweizer Kantonen längst der Steuerwettbewerb eingesetzt hat, herrscht bei den Gebühren noch eine grosse Intransparenz und ein Wettbewerb bei den Gebühren fehlt gänzlich.
Es ist zielführend, wenn wir gemeinsam am selben Strang ziehen, um die heutigen und künftigen grossen Herausforderungen zu meistern. Gerade der Umweltschutz, die Biodiversität wie desgleichen das Klima müssen jetzt und nicht erst morgen angepackt werden. Aber effizient, immer am richtigen Ort und im richtigen Masse.
Meine damit, die nötigen Korrekturen sollen mit gesundem Menschenverstand angegangen werden, ohne dass jene Nationen, die mit der Umwelt relativ achtsam umgehen, gegenüber den Dreckschleudernationen das Nachsehen haben.
Die einen ergreifen übertriebene Massnahmen und diejenigen, die am meisten Dreck produzieren, unternehmen wenig bis nichts. Dies zu verhindern liegt auch in den Händen der Konsumentinnen und Konsumenten.
Wird bei uns übermässig abgeholzt? Nein, aber in Sudamerika, Asien absolut masslos! Bei uns wird der Ausstoss von PKs/Lastwagen kontrolliert. Aber wie sieht es in anderen Überseeländern aus? Viele der Staaten, die weitaus den grössten Anteil an der globalen Wasser-, Luft- und Erdverschmutzung/-vergiftung Überbevölkerung haben, kümmern sich einen Dreck (eben Dreck) um die sukzessive Vernichtung unseres Ökosystems.
Das Gebaren in unseren Breitengraden erscheint mir daher scheinheilig, und ist vergleichbar mit einem Arzt, der anstatt eine äusserst gefährliche, ansteckende Krankheit (Abholzung, Klima, Verschmutzung, Überbevölkerung), mit allen verfügbaren Mitteln nur ein „Bibeli“ mit einem „Sälbeli“ bekämpft. Über das Gebaren von Pseudoaktivisten wie das schulschwänzende Schwedenfräulein will ich mich an dieser Stelle nicht auslassen…
Anstatt Tagungen, Symposien, Konferenzen usw. abzuhalten, wo nach tausenden von zurückgelegten Flugkilometern nur allgemeine „Statements“ abgegeben werden, wäre es an der Zeit, richtige, effiziente Massnahmen zu ergreifen und nicht mit einer Pflästerlipolitik in den bereits umweltbewussten Ländern so zu tun, als ob damit die Welt zu retten wäre.
In diesem Sinne verbleibe ich mit besten Grüssen, Ihr
Willi Pavan, (Lebens-)Künstler & kritischer Zeitgenosse
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