Chropfleerete
Von: Willi Pavan
Momentan wird viel von Solidarität gesprochen, geschrieben und zum Teil gar gelebt. Doch viele – meiner Meinung nach zu viele - Mitbürger*innen entziehen sich - in der noch lange nicht überwundenen Krise – dem gebotenen Gemeinschaftsgeist und der zu erwartenden Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit!
Ausschnitt aus dem Gemälde „Val Colla / Omage à Regula“ von Willi Pavan
Es stimmt mich traurig und macht mich gleichzeitig auch wütend, wenn beispielsweise ein Schweizer Industrie-Konzern nahe Zürich zahllosen Mitarbeitern Kurzarbeit verordnet und obendrein scheinbar in Erwägung zieht, auch noch über 700 Arbeitsplätze wegzurationalisieren.
Zumal der Chef dieses Konzerns notabene bereits letztes Jahr eine exorbitante „Vergütung“ von über fünf Milliönchen Fränkli einsackte, obschon der Konzern eine Einbusse von über 66 Millionen SFr. erlitt. Hinzu kommt, dass den Aktionären trotz diesen desolaten Umständen Dividenden von rund 340 Millionen Franken zugeschanzt werden soll. Hat man da noch Worte? Ich jedenfalls nicht.
Es wundert mich aber nicht, wenn angesichts solchen Verhaltens die anfangs der Pandemie spürbare grosse Solidarität sukzessive den Bach runtergeht und einige angebliche Unternehmer sich keine Gewissensbisse machen, wenn sie unter dem Decknamen „Coronavirus, Shutdown“ ungehemmt vom Staat mit Steuergeldern finanzierte, sogenannte Überbrückungsgelder einheimsen oder gar ergaunern.
Seit einigen Jahren wird mühlenartig von diversen Seiten versprochen, aber eben nur versprochen, dass die Mieten sich wieder normalisieren. Aber trotz der supertiefen Hypothekarzinse bleiben sie für Ottonormalverbraucher nach wie vor kaum erschwinglich. Gegensteuer wurde bis anhin auch von den Gesetzgebenden in Bern nicht gegeben. Meine diesbezüglichen Recherchen haben ergeben: es gibt viele anzuprangernde Beispiele, wo mit allerlei Vorwänden, Tricks, das Unwissen der potenziellen Mieter*innen ausnutzend, die Mieten nach einem Mieterwechsel stark angehoben werden.
In unser Land werden Lebensmittel mit gesetzeswidrigen Rückständen (beispielsweise Pflanzenschutzmitte) eingeführt und in Verkaufsläden angeboten. Frage mich daher: Wo bleibt da das Gesetz zum gesundheitlichen Schutze der Bevölkerung und das kategorische Verbot dieser Praktiken? Den Preis bezahlen in erster Linie die hiesigen, unsere Gesetzgebung befolgenden Produzenten und erst in zweiter Linie die Konsumenten, wenn beispielsweise die Grenzen aufgrund einer Pandemie geschlossen sind und den Import verunmöglichen und daher diese Produkte nicht mehr zu kaufen sind.
Bei Verspätungen von Personenzügen oder von Flugzeugen, die sechzig Minuten überschreiten, sollen die Passagiere eine Entschädigung erhalten. Fraglich… Muss heute denn wirklich alles auf Gesetzesebene reguliert werden, nur weil niemand mehr unter den CEOs und Verwaltungsräten die Verantwortung für einen Fauxpas übernehmen will, respektive ihnen aufgrund deren Shareholder-Strategie das Geld für eine freiwillige kulante Entschädigung fehlt?
Nun sollen zur Reduktion des Flugverkehrs die Flugtickets etwas teurer werden. Nur mal angenommen, wenn auch einige der Reiselustigen aufgrund ihrer klimatischen Bedenken auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen würden, werden die Leichtmetallvögel trotzdem ihre Destination anfliegen, zwar mit Verlust. Aber was soll’s, der Bund wird diesen via Steuergelder ja wieder neutralisieren. Schliessich braucht die Schweiz eine eigene Flugflotte, predigen die Volksvertreter in Bern. Aber als vor rund achtzehn Jahren die wirklich noch eigene Flugflotte am Boden lag, wurde die von ihnen verscherbelt.
Ein Hotel in der grössten „Metropole“ der Schweiz kassiert das Geld für eine Übernachtung, da dieses aufgrund der Pandemie seine Pforte gar nicht geöffnet hatte. Diese Herberge ist nun nicht gewillt, den erhaltenen Betrag zurückzuerstatten. Da bleibt mir die salzige Spucke weg!
Nun wurde auch von einingen Volksvertretern eine Besserstellung (auch monetär) der Arbeitsbedingen der Mitarbeiter in den Pflegeberufen eingesehen und z.T. verlangt. Was aber diese Woche diesbezüglich in Bern beschlossen wurde, steht jedoch nicht im Einklang mit der am Höhepunkt der Pandemie seitens der Bevölkerung gegenüber des Pflegepersonals mit viel Applaus bedachten Wertschätzung.
Allerdings sollte das Pflegepersonal den Beifallssturm des Volkes nun nicht deformieren, nur weil die Bundes-Politik diesen Weckruf nicht zu honorieren weiss.
Das personelle Dilemma in der Krankenpflege liegt weniger am Manko einheimischer potenzieller Krankenpflegenden, als vielmehr daran, dass die Branche inklusive Bund die Kosten für deren Ausbildung scheut. Was übrigens im ganzen Bereich des angeblichen Fachkräftemangels der Fall ist. Aber für Oberfussballprofis, die wohl in ihrer Edelkarosse beim Amt ihre zusätzliche Pinke-Pinke abkassieren, hat’s genügend Moneten.
Einmal mehr mit der leisen Hoffnung auf eine gerechte, solidarische und effiziente Unterstützung für in Not geratene und unterbezahlte Menschen verbleibe ich
mit besten Grüssen
Ihr besorgter, chropfleerender Kolumnist und (Lebens)-Künstler Willi Pavan, Rheinfelden
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