Ein einfacher Plan
Von: Elisha
Eigentlich hätte ich mir denken können, dass an der Sache etwas faul war. Der Plan von Klaus klang einfach zu gut. Andererseits, er hatte schon öfter gute Ideen gehabt und viel Geld verdient, das er vergnügt zur Rennbahn trug, um mit leeren Händen zurückzukehren. Dann war wieder Zeit für eine neue Idee.
„Brauchst du Geld?“, fragte er mich in der Kneipe. Ich setzte meinen Bierkrug auf den derben Holztresen und entgegnete: „Was für eine Frage. Wer braucht kein Geld?“
„Ich kenne da so einen Mann, der hat auch Geld verloren. Der wäre bereit, was zu drehen.“
„Was wäre mein Job?“
„Der Mann hat ein kleines Geschäft unten an der Strasse. Du gehst am Freitag rein in den Laden und schnappst dir das Geld aus der Kasse. Er ist versichert und kriegt das Geld ersetzt.“
„Und er ist einverstanden?“
„Klar, alles abgesprochen. Aber das soll nicht auffallen. Die Kameras sind nur Attrappe, aber vielleicht ist seine Frau da. Da soll das echt aussehen.“
Ich nippte wieder an meinem Glas. „Warum machst du das nicht?“
„Nee, wir kennen uns doch. Du bist ein Fremder, da kommt die Polizei nicht drauf.“ Das klang plausibel, und es wäre schön, Geld zu haben, um die Spielkonsole aus dem Pfandhaus auszulösen.
Natürlich hätte ich nach der Hausnummer fragen sollen. Was ich vergessen hatte: es gab am Ende der Strasse zwei Geschäfte, einen Detailhandel und einen Blumenladen. Deshalb sah ich mir beide gründlich von aussen an, schlenderte betont unauffällig davor herum. Im Tante-Emma-Laden bediente ein junges Mädchen, während nebenan eine Frau ein Bouquet zusammenstellte und ein Mann frische Sträusse in grosse Vasen vor der Tür steckte. Alles klar!
Ich hatte noch nie ein Geschäft überfallen, aber schon viele Krimis im Fernsehen angeschaut. Also stürmte ich in den Blumenladen, zückte mein Jagdmesser und drohte: „Geld oder Leben! Geben Sie mir den Inhalt der Kasse!“
Der Frau fielen die Blumen aus der Hand, und auch der Mann zuckte zusammen. Gut, er spielte also mit.
Es ertönte ein Klingelton, und die Kasse sprang auf. Mit zitternder Hand griff die Frau hinein, zog erstaunlich wenige Scheine heraus und reichte sie mir. Das sollte alles sein?
„Wo ist der Rest?“, schnauzte ich sie an.
„Welcher Rest? Wir haben Ware gekauft und noch wenig verdient.“ Eine Träne kullerte ihr aus dem Auge. Ich nahm Blickkontakt mit dem Ehemann auf, sah ihn fragend an. Er nickte eifrig. Ich schnalzte, um ihn zu beruhigen, ergriff die Beute und rannte aus dem Laden.
Als ich verhaftet wurde, verstand ich die Welt nicht mehr.
„Nein, ich habe ihn nicht ausgeraubt. Das war doch abgemacht!“ Der eine Kommissar mir gegenüber sah gelangweilt aus, der andere bemühte sich sichtlich um Geduld.
„Der Blumenhändler bestätigt, ihren Freund Klaus vom Rennplatz zu kennen, aber eine Zustimmung zum Raub, um das Geld von der Versicherung zu bekommen, weist er von sich.“
„Aber glauben Sie mir doch! Ich würde doch nie … Ich bin doch kein Räuber!“ Meine Stimme überschlug sich. „Fragen Sie meinen Kumpel! Sie können mich doch nicht für ein Verbrechen anklagen, dass ich nicht begangen habe!“
Der erste Kommissar stierte weiter aus dem Fenster, und ich wusste gar nicht, ob er mich überhaupt gehört hatte. Der andere neigte sich nach vorn und sagte verschwörerisch: „Ehrlich gesagt, ich glaube Ihnen.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. „Es könnte aber sein, dass Ihnen das nicht wirklich hilft. Dann ermitteln wir bei Ihnen nicht wegen des Raubs, sondern aufgrund von Planung und Versuch eines Versicherungsbetrugs.“
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