Chropfleerete
Von: Willi Pavan
Eine Auswahl der sich täglich, nein eigentlich gar stündlich überstürzenden, (leider meist negativen) Ereignisse auf unserer (noch) grünen Kugel, ist es mir nicht leicht gefallen, eine Auswahl der Geschehnisse für die 256. Chropfleerete zu treffen, ohne mit zu vielen Aufzählungen ins Potpourriartige abzugleiten...
Ausschnitt aus dem Gemälde „Zur Ärzte-Hochzeit“ von Willi Pavan
Da wird landauf, landab nach Lohnerhöhungen geschrien, was zum Teil mehr als begreiflich & gar berechtigt ist. Allerdings besteht die imminente Gefahr, dass Produktion, Dienstleistungen "dank“ dem hohen Fränklikurs die Exportprodukte dermassen verteuern, dass die Produzenten auf ihren Erzeugnissen sitzen bleiben. Andererseits natürlich verbilligt der hohe Franken die Importe, womit unsere Teuerung (Oktober 3%) gegenüber unseren Nachbarländern (Deutschland 10%) doch sehr gemässigt ausfällt.
Dennoch, scheint mir, wäre es angebracht, die hiesigen Lebenskosten, vor allem die Krankenkassenprämien und Energiekosten in einem vernünftigen Rahmen zu subventionieren oder zumindest die darauf erhobenen massiven Bundessteuern während der Inflationszeit zu streichen. Sehe nicht ein, warum der Staat während der Inflationszeit, in der Viele jeden Rappen zweimal drehen müssen, die Bundeskasse füllen muss. Habe auch kein Verständnis dafür, dass viele Produkte in der Schweiz im Vergleich zu unseren Nachbarländern, die notabene eine viel höhere Mehrwertsteuer haben, soviel teurer sind.
Es stört mich auch, dass es im europäischen Vergleich in der Schweiz einem „Normalo“ kaum noch möglich ist, Wohneigentum zu generieren. Hinzu kommt, dass laut einer kürzlich erschienen Studie den Mieter:innen in den letzten zehn Jahren über 78 Milliarden zu viel Mietkosten „abkassiert“ wurden. Eine gerechte Mietermässigung oder wenigstens ein Stopp der z.T. absolut ungerechten Erhöhung würde die überlasteten Ausgabenbudgets der „Normalos“ wieder ins Lot bringen, somit den Konsum fördern und letztendlich der Wirtschaft Aufschwung geben.
Nein, ich bin nicht fremdenfeindlich, jedoch felsenfest davon überzeugt, dass eine Reduzierung der uns überschwemmenden Einwanderung die Nachfrage nach Wohnraum reduzieren und die Gier gewissenloser Vermieter in Schranken halten würde, weil bekanntlich eine erhöhte Nachfrage die Preise in die Höhe schnellen lässt.
Auch weil in der Schweiz jede Sekunde ein Quadratmeter Land überbaut wird. Frage mich grunsätzlich, wieviele “unserer“ Volks(ver)treter mit der Bau- und Immobilienbranche verbandelt sind? Wird etwa aufgrund eines Überhangs wenig bis nichts gegen die sich mehr und mehr ausbreitende Immobilienmisere unternommen?! Wie lange wird es demnach wohl noch dauern, bis sich die Allgemeinheit gegen dieses Übel zur Wehr setzt?
Merkwürdig: Für viele Unwichtigkeiten wird auf die Barrikaden gegangen, aber für dieses zentrale Bedürfnis verhält sich die davon betroffene Bevölkerung mehrheitlich passiv und macht stattdessen vermutlich die Faust im Sack. Die Situation erinnert mich an die Ausgangslage des schweizerischen Filmdramas „Die göttliche Ordnung“ von Petra Volpe.
Werbung kann interessant und sogar lehrreich sein. Jedoch frage ich mich, ob man die abertausenden von Tonnen Papier, die aus Unmengen von lebenswichtigen Bäumen hergestellt werden, nicht drastisch reduzieren könnte? Somit wäre Reklame bedeutend weniger aufdringlich und würde vielleicht mehr ernst genommen und akzeptiert werden.
Wo bleibt eigentlich der Respekt gegenüber Andersdenkenden? In einer Brasserie an einem grossen Schweizerfluss werden SVP-Mitglieder (also eine offizielle, 2019 von 25.6% der Wählerschaft unterstützt Partei) einfach nicht bedient! Als eingefleischter Parteiloser ist mir dies eigentlich ega, als eingefleischter Demorat aber mitnichten akzeptierbar, denn das Verhalten widerspricht zutiefst meinem Demokratieverständnis.
Kein Zweifel, sinnvolle Massnahmen gegen den Klimawandel sind mehr als angesagt und zu begrüssen, jedoch sollte dafür das ganze Spektrum der Wissenschaft konsultiert werden und nicht nur das Wissen der lautesten und rhetorisch Versierten. Ja, die gegenwärtige Klimakrise ist mehrheitlich menschgemacht, aber nicht nur. Will daher daran erinnern, dass bereits ums Jahr 1540, also lange vor der Industrialisierung, Teile unseres Planeten (speziell Zentraleuropa) während mehr als einem Sommer von einer totalen Dürre und von einer überdurchschnittlichen Hitzewelle heimgesucht wurde.
Überaus ärgerlich und vor allem äusserst gefährlich ist für mich die Angewohnheit vieler Auto- und Lastwagenfahrer, dass sie viel zu dicht auf den „Vordermann“ auffahren. Eine absolute Nötigung und unentschuldbares Verhalten. Nun hat mit Recht die Sankt Galler Polizei Massnahmen & Kontrollen gegen diese Unsitte ergriffen. Die meisten dieser Vehikel moderneren Datums haben Sensoren, die eigentlich bei zu kurzem Abstand zum Vordermann aufleuchten sollten. Was nützt da die ganze Elektronik, wenn diese von aggressiven Lenkradakrobaten ausgeschaltet werden?
Als parteiloser Kolumnist habe ich auch wenig Verständnis, wenn einige der „Superreichen“ sich auf „höchstem Niveau" darüber beklagen, dass sie steuerlich zur Kasse gebeten werden. Die Mehrheit dieser Nabobs hat doch ihr enormes Vermögen meistens geerbt und dies von Vorfahren, die zum grössten Teil ihre damaligen Untertanen bis aufs Blut ausgenommen haben. Und nun jammern sie elendiglich, weil sich die Situation allerhöchst um ein µ (Mü, 0,001 Millimeter) gedreht hat. Denn die Vermögensschere öffnet sich noch immer zu deren Gunsten. Die obersten 10 Prozent beanspruchen 42 Prozent des gesamtschweizerischen Einkommens (Stand 2021).
So, nun habe ich einen Teil meines Chropfs geleert und freue mich bereits aufs nächste Mal in 14 Tagen, Ihr
Willi Pavan, aktiver Senior und kritischer (Lebens)-Künstler
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