Lesefreak
Von: Besenstiel
Kuriose Geschichten von Mama (Besenstiel) und Töchterlein (Pflümli)
Pflümli:
In der Schule bin ich im Leseclub. Da kommen die Kinder hin, die gut sind im Lesen und Freude daran haben. Besenstiel sagt, dass nenne man «Leseförderung». Aber die Lehrerin finde ich echt doof. Immer hat sie etwas zu meckern, wenn die Kinder vorlesen. Und fast immer sagt sie: «Das ist falsch».
Eines Tages hielt ich es nicht mehr aus, als wir gerade dran waren, ein Telefongespräch nachzuahmen. Ein Kind hat vergessen, den Hörer vor dem Hallo sagen abzunehmen (wir spielen mit einem alten Telefon, wo man eine Scheibe drehen muss), da sagte sie schon wieder: «Das ist falsch». Da streckte ich auf und sagte: «Frau Berger, unsere Klassenlehrerin sagt immer, in der ersten Klasse gibt es noch kein «Falsch». Da hat die mich aber angeguckt!
Ich erzählte es Besenstiel und die lachte lauthals. «Gut gemacht Pflümli, wehre dich nur», sagte sie. Gestern hat mir Besenstiel erzählt, welches ihre Lieblingsbücher als Kind waren und dass ich die auch unbedingt lesen muss. Aber zuerst will ich Harry Potter lesen, den ersten Teil. Man, ist das interessant.
Besenstiel kommt mich auch ab und zu in der Schule besuchen und staunt nur noch, was ich alles schon kann. Ich plustere mich dann auf wie Buebeli, unser Wellensittich, weil ich so stolz bin. Ich finde Lesen echt cool. Jetzt brauche ich nicht mehr Besenstiel, um mir eine Geburtstagseinladung vorzulesen.
Sie sagte, ich sei aber auch eine gute Schreiberin, deshalb darf ich nämlich immer die Kommissionen aufschreiben. Manchmal kommt es zwar vor, dass sie im Laden steht und nicht weiss, was sie einkaufen muss, weil sie es nicht lesen kann. Wie letztes mal, da schrieb ich «redlli». Zuhause fragte sie mich, was ich damit gemeint habe. Also, Besenstiel hat wirklich keine Phantasie! Natürlich das «redlli», wo man Rahm schlagen kann, damit ich nicht immer mit dem Schwingbesen rühren muss!
Besenstiel:
Pflümli ist eine echte Leseratte. Oder muss ich sagen: Lesepflaume? Wie schade, dass ich viele meine Jugendbücher bei einem meiner zig-Umzügen vor ein paar Jahren entsorgt habe. Da waren echte Klassiker darunter, die ein Kind einfach gelesen haben muss. Nun muss ich alle nochmals neu kaufen, sofern es sie noch gibt. Vielleicht finde ich das eine oder andere in einem Antiaquarium?
Da war das Buch der roten Zora und ihre Bande, die gerade wieder durch einen Film im Kino neu belebt wird, oder Winnetou von Karl May, Oliver Twist von Charles Dickens, der kleine Lord von Frances Hodgson Burnett, der rote Seidenschal von Federica de Cesco, die ebenfalls wieder in aller Munde ist oder der Trotzkopf, das von mir damals meistgelesene Buch (warum wohl?).
Zum Glück habe ich noch Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren und die schwarzen Brüder von Lisa Tetzner. Auch Vreneli und Onkel Toms Hütte warten darauf, wieder mal gelesen zu werden. Da gab es noch ein Buch, aus dem mir meine Mutter immer vorgelesen hat; es handelte sich um das Mädchen Ume. Wie gern habe ich ihr dabei zugehört! Leider weiss ich nicht mehr, wie jenes Buch hiess.
Ach, das Reich der Bücher! Wie wunderbar, dass ich dieses dank meiner Mutter bereits als Kind entdecken durfte. Ob Pflümli wirklich interessiert ist, all diese «alten» Schmöker zu lesen? Heute lesen Kinder und Jugendliche ja ganz andere Dinge. Ich bin überzeugt dass Bücher, die als Kind oder Jugendlicher gelesen wurden, einen fürs Leben prägen.
Aber halt! Ich vergesse, das Pflümli noch nicht mal acht Jahre alt ist! Also sachte! Vielleicht fangen wir in einem halben Jahr mal bei Pippi Langstrumpf an. Vielleicht liest sich bis dann auch das Kommissionenzetteli von Pflümli schon etwas anders und aus dem «Ongkel benz» wird ein «Uncle Bens» Reis!
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