Chropfleerete
Von: Willi Pavan
Wie in den vergangenen Jahren wird es sicher auch im 2020 wieder viele paradox erscheinende Ereignisse geben, die genannt werden müssen. Doch solche anzuprangern oder zu kommentieren (wie in der „Chropfleerete“) hat für die Verfasser oft massive Verunglimpfungen oder gar Bedrohungen zur Folge. Trotzdem erlaube ich mir, auch im vor kurzem gestarteten neuen Jahr meinen „Chropf“ weiteiterhin zu leeren
Ausschnitt aus dem Gemälde „Omage à Mona E.“ von Willi Pavan
Es ist schon paradox: da steht in der Bundesverfassung der Eidgenossenschaft im Paragraph 16, Absatz 1 doch überaus deutlich: „Die Meinungs- und Informationsfreiheit ist gewährleistet“ und in Absatz 2 „Jede Person hat das Recht, ihre Meinung frei zu bilden und sie ungehindert zu äussern und zu verbreiten“. Und trotzdem kann es zu höchst unangenehmen Folgen kommen, wenn jemand eine Meinung vertritt, die sich nicht mit der Hauptströmung deckt.
Obwohl der Mensch angeblich lieber Positives sehen, hören und lesen will, werden in den Medien vorwiegend negative Nachrichten publiziert. Da aber die meisten Medien hohe Quoten, Klicks und Auflagen im Visier haben, lässt sich nicht gänzlich von der Hand weisen, dass die Medienlogik „Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ bei den Konsumenten Anklang findet.
„Unsere“ Nationalbank hatte im vergangenen Jahr nicht zuletzt aufgrund der Negativzinsen einen Gewinn in der Grössenordnung von 49 Milliarden Franken erwirtschaftet! Jedoch nur kümmerliche zwei Milliarden Franken werden zu 1/3 an den Bund und zu 2/3 an die Kantone verteilt.
Bei einer stattlichen Ausschüttungsreserve von 86 Milliarden Franken würde es meiner Meinung nach der Nationalbank als Verwalterin des Volksvermögens gut anstehen, wenn sie damit das Loch in der AHV zumindest zum Teil ausebnen würde. Nur so zur Info: nach dem Geschäftsjahr 2013 war die Ausschüttungsreserve negativ, die Nationalbank existiert aber immer noch.
Womit sich eine weitere Ungereimtheit offenbart: Die Schweiz ist eines der absolut reichsten Länder der Erde, aber an unserer 1. Säule der Altersvorsorge wird seit über zwanzig Jahren geknorzt, herumgedoktert und geschmürzelt. Genauso wenig Verständnis habe ich auch dafür, dass in diesem reichen Land laut dem Sozialalmanach 2020 von Caritas 675‘000 Menschen von Armut betroffen sind.
Die sogenannte Grüne Welle ist total „IN“. Allerlei Unternehmen versuchen auf dieser Welle zu reiten, um damit mehr Kunden für sich zu gewinnen.
Ist es aber nicht paradox, dass weiterhin Zeitschriften, Gratiszeitungen, Abermillionen von Werbesendungen, die zu einem beachtlichen Teil nicht mal gelesen, oft in Plastik verpackt, mit unserer einst so effizienten Post zugestellt werden? Damit könnte man abertausende von Bäumen stehen lassen.
Wir verlassen uns immer wieder auf Statistiken. Zum Beispiel werden durch die (obligatorischen) Anmeldeformulare in den Beherbergungsbetrieben die Übernachtungszahlen eruiert. Allerdings, viele Betriebe des Tertiärsektors „vergessen“ einfach ihre Gäste zu registrieren oder geben weniger an. Der Tessin ist meines Wissens einer der wenigen Kantone, wo täglich die Anmeldungen abgegeben werden müssen und oft überprüft werden.
Kam ich vor Jahren als Reiseleiter mit einem Car voller Gäste verschiedenster Nationalitäten in die Schweiz, wurden am Zoll alle Insassen für die Statistik registriert, da die Fahrer aus unserem südlichen Nachbarland stammten.
Scheinbarerweise sind wir auch das Land mit den meisten Schokolade-Vertilgern. Wie unterscheiden wohl die Statistiker, welche der Esser hier heimisch oder als Tourist nur auf der Durchreise sind, frage ich mich?
Ein junger Politiker wird wegen angeblichem Rassismus tatsächlich verurteilt , aber ein ausländischer „Prediger“, der von unseren Fürsorgeinstitutionen abertausende Fränkli kassiert darf, weiterhin Hass predigen und uns, milde ausgedrückt, verunglimpflichen.
In Holland soll es laut einigen Politikern weniger Kühe geben, um so den Ausstoss von Co2 zu reduzieren. Zum Brüllen! Und wie steht es mit den Abermillionen von Wiederkäuern, die beispielsweise in Südamerika ihre „Ausdunstungen und Düfte“ in den Himmel senden? Nicht zu reden von den 7‘225, den Regenwald zerstörenden Bränden...
Frag mich diesbezüglich auch, wie wohl werden die Schweröl verpuffende Kreuzfahrtschiffe und die Gift versprühenden Fabriken in Entwicklungsländern je zur Raison gebracht? Natürlich es ist viel einfacher, hierzulande mit einer „Pflästerlipolitik“ wie Plastiktrinkhalmverbannung und lächerlichen Verordnungen das Gewissen zu beruhigen.
Paradox! Da hat es auf der Welt Millionen von Lastwagen, Züge, Schiffe, Tanker, Militärfahrzeuge und Kraftwerke, die mit Diesel angetrieben werden und dies oft gar ohne umweltschutztaugliche Massnahmen. Aber immer mehr Stadtzentren in Deutschland, Frankreich und nun mit Genf auch in der Schweiz verweigern einem Kleinwagen, der knappe 4/100 Lt. Diesel verbraucht, die Zufahrt.
Also, dann mal ein Prosit aufs neue Jahr und nur das Allerbeste fürs 2020 wünschend verbleibe ich mit besten Grüssen, Ihr
trotz allem immer noch optimistischer (Lebens-)Künstler Willi Pavan, Rheinfelden
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