Gemeinschaftlich ausbauen und wohnen - neue Wohnkonzepte
Von: mm/f24.ch
Wie gelingt die Umsetzung von neuen Wohnkonzepten, wie beispielsweise Hallenwohnen? Die Studie «Gemeinschaftlich ausbauen und wohnen» zeigt Faktoren für die erfolgreiche Umsetzung sowie mögliche Stolpersteine auf. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesamtes für Wohnungswesen BWO und weiteren Partnern durchgeführt.
Im Fokus der Studie stehen Konzepte wie das Hallenwohnen, das Wohnen in selbstausgebauten Lofts sowie das Bereitstellen von Rohbaueinheiten zur Wohn- und Ateliernutzung. Bewohnerinnen und Bewohner legen hier selbst Hand an und leben häufig gemeinschaftlich.
Die Studie hat zwei bestehende Projekte und ein geplantes Projekt in Zürich und Bern untersucht. Dabei wurde sowohl die Perspektive der Bewohnerinnen und Bewohner als auch die der Bauträger beleuchtet.
Gemäss der Studie ist es den Bewohnerinnen und Bewohnern solcher Projekte ein zentrales Anliegen, abseits der konventionellen 3- oder 4-Zimmer-Wohnung zu leben, die typischerweise von Alleinstehenden, Paaren oder Kleinfamilien bewohnt werden. Sie wollen ihre Wohnräume nach eigenen Vorstellungen gestalten und möchten ressourcenschonend leben. Sie verzichten deshalb auf private Flächen und teilen viele gemeinschaftliche Bereiche.
Wohneinheiten, die für den Selbstausbau geeignet sind, bestehen mehrheitlich aus grossen und hohen Hallen: Die Gesamtwohnflächen betragen zwischen 34 und 280 Quadratmetern. In den Wohneinheiten leben Einzelpersonen sowie Gruppen von sieben bis 18 Personen. Sie beanspruchen eine Wohnfläche von 15,1 bis 34 Quadratmetern pro Person und liegen damit unter dem schweizerischen Durchschnitt von 46,5 Quadratmetern pro Person. Allerdings verfügen die Hallen über sehr hohe Räume.
Die Studie zeigt, wie sich durch den selbst gewählten Innenausbau viele individuelle Wünsche realisieren lassen. Andererseits macht sie deutlich, dass die Umsetzung solcher Konzepte oft mit hohen Aufwänden, sowohl in Form von Zeiteinsatz als auch von finanziellen Mitteln, verbunden ist. Deshalb sind diese Wohnformen nicht zwangsläufig günstiger.
Für die erfolgreiche Umsetzung solcher innovativen Wohnformen kommt es laut der Studie auf die Bereitschaft der Trägerschaften zum Mehraufwand sowie auf eine solide Begleitung der Projekte an. Ein klarer, aber flexibler Rahmen ist entscheidend. Die rechtlichen Rahmenbedingungen und deren Anwendung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, vor allem in den Bereichen Baubewilligungsrecht und Wohnbauförderung.
Ein innovatives Nischenphänomen
Solche neuartigen Wohnkonzepte können wertvolle Impulse zur Diversifizierung und weiteren Bedürfnisorientierung des Angebots auf dem Schweizer Wohnungsmarkt leisten. Inwiefern sie tatsächlich einen relevanten, weiterreichenden Beitrag zum leistbaren und ressourcensparenden Wohnen darstellen, wird sich allerdings noch weisen müssen. Diese neuartigen Wohnformen sind eher ein Nischenphänomen, haben aber als innovationsförderndes Experimentierfeld im Bereich Wohnen durchaus ihren Platz.
Die Studie (Video) wurde von einem Team des Instituts für Soziale Arbeit und Räume der OST - Ostschweizer Fachhochschule sowie des Instituts für Sozialplanung, organisatorischen Wandel und Stadtentwicklung der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) durchgeführt.
Gefördert wurde es vom Bundesamt für Wohnungswesen (BWO), der Stiftung Solidaritätsfonds der Wohnbaugenossenschaften Schweiz, dem Migros-Kulturprozent, dem Beitragsfonds des Finanzdepartements Zürich sowie vom Immobilienunternehmen Senn Resources AG. Das BWO hat das Forschungsprojekt im Rahmen des Forschungsprogramms 2020 - 2023 gefördert. Es ist den Themenschwerpunkten «Bezahlbares Wohnen» und «Anpassungen des Wohnungsbestandes an veränderte Bedürfnisse» zugeordnet.
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