Chropfleerete
Von: Willi Pavan
Das Wort "paradox" umschreibt der Duden, das 1880 erstmals erschienene Rechtschreibwörterbuch der deutschen Sprache mit "widersinnig", in sich einen Widerspruch enthaltend. Gerade in der jetzigen Zeit scheint mir, häufen sich Beispiele, die diesen Begriff mehr als aktuell erscheinen lassen!
Ausschnitt aus dem Gemälde „Musik überlebt stets das Böse“ von Willi Pavan
„Unsere“ SRG (Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft) hat letztes Jahr einen Verlust von 12.9 Millionen Fränkli „erwirtschaftet“, trotzdem kassierten SRG-Direktor Gilles Marchand und die restliche SRG-Geschäftsleitung hohe Löhne und Boni. Das erstaunt auch insofern, da rund zehn Prozent der SRG-Mitarbeitenden 2020 Kurzarbeit beziehen mussten. Nicht genug damit, nach der Ablehnung der „No Billag Initiative“ wurden entgegen der vorgängigen Zusicherung, Mitarbeitende entlassen oder schlechter honoriert. „Paradoxer“ geht’s wohl nicht mehr.
Ähnlich geht’s bei der Schweizer Post zu und her; Filialen schliessen (halleluja, wo bleibt der zu erfüllende Volksauftrag für eine flächendeckende Dienstleistung?). Unten mehr und mehr Druck, oben Fantasielöhne ohne ersichtliche Leistungen zur Verbesserung des Angebotes. Es scheint gar, dass die zukünftigen Zustellungen nicht mehr täglich erfolgen sollen… Quo vadis, einst so gerühmte und vorbildliche Institution? Ein Papierauszug kostet nun 60 Franken und die Mitnutzung anderer Bancomaten 144 Franken pro Jahr, das ist doch Wucher pur!!!
Da wird mühlenartig von Zusammenhalt gegenseitiger Hilfe gepredigt, jedoch werden von den Kantonen die (zu) Reichen mit Extra-Steuer-Sätzen und extravaganten Turmhäusern geködert, dafür sind dann die Mieten so exorbitant, dass sich dort kein Durchschnittsbürger*in niederlassen kann. Was zum Beispiel dazu führt, dass im Kanton Zug viele Polizeibeamte nicht mehr im arbeitgebenden Kanton wohnen können. Tolle Solidarität! Steuerflucht nur ein kleines Kavaliersdelikt?
Da wird irgendwo hierzulande auf Teufel komm raus beinah wöchentlich für Klima- und Umweltschutz unter gröbster Missachtung der Coronaregeln demonstriert. Dies, obwohl unser Ländchen nicht einmal einen Tausendstel der weltweiten Emissionen/Verschmutzung erzeugt. Die Berge von Plastik, Abfall, Meer- und Luftverschmutzungen der grössten Umweltverschmutzer - China 28.03% und USA 15.9% - sowie die zusätzliche Umweltzerstörungen durch Kriege lassen grüssen!
Eigentlich paradox, dass,- sollten wir unsere Gesetze bezüglich Umwelt und Produktion, die weltweit vorbildlich sind, noch mehr verschärfen – sich dies für uns nachteilig auswirken wird, weil die „gute Tat“ unsere Produkte derart verteuert und daher auf dem Weltmarkt kaum noch Käufer finden wird. Somit müssten viele in der Schweiz ansässige Firmen ihre Produktion in Billiglohnländer, für die Ökologie ein Fremdwort, verlegen, ein gewaltiges Heer von Arbeitslosen wäre hierzulande die Folge.
Viele Konsumentinnen, Konsumente wollen / müssen billig (abgeschwächt nennt man’s wohl preiswert) einkaufen und finden bei den Grossverteilern und Discountern einige Produkte mit äusserst interessanten Preisen.
Dahinter versteckt sich allerdings ein beinah mörderischer Preis- und Konkurrenzkampf. Die Verlierer sind eigentliche meistens die Hersteller. Die Ersten der zu langen Lieferketten verdienen am wenigsten an den von ihnen produzierten Produkten. Die Folge: Minimierung des Arbeitsaufwandes durch Automatisierung, gleich Stellenabbau, respektive „Dumpinglöhne“, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Umgehung von sozialen Abgaben und Vernachlässigung von Umwelt- und Sicherheitsmassnahmen.
Als ich 2019 in Süditalien verweilte, sagte mir ein ehrlicher, anständiger, grösserer Gemüse- und Früchteproduzent, sollte er annähernd die sogenannten Tariflöhne ausbezahlen, sähe er sich gezwungen, den Betrieb einzustellen, da der erhaltene Preis seinen Aufwand nicht mal decken würde. Also bleibe ihm nichts anderes übrig als die anfallenden Arbeiten von unterbezahlten afrikanischen illegalen Flüchtlingen verrichten zu lassen. Da diese wiederum keinen rechtlichen Schutz geniessen, werden sie von skrupellosen Kriminellen zusätzlich um ihr karges Geld betrogen. Das Ganze lastet natürlich auf der ansässigen Arbeiterbevölkerung und führt zu mangelnden Abgaben an den Staat für Soziales und Erhalt eines allgemeinen Wohlstands. „Geiz ist geil“ - was für ein stupides, dummes und erniedrigendes Wortspiel!
Es ist doch schlichtweg auch paradox, wenn in der reichen Schweiz die Preise für den Verkehr während den Stosszeiten erhöht werden sollen, die beiden „Zauberwörter“ dafür lauten „Mobility Pricing / Roadpricing“.
Die weniger begüterten Mitbürger*innen sind doch gezwungen, sich während den Stosszeiten auf den Weg zum Arbeitsplatz zu begeben. Da sie es sich nicht leisten können, in der Nähe des Arbeitsplatzes zu wohnen, der PW zu teuer kommt, müssen sie wohl oder übel während der „Rush-Hour“, also in der Zeit mit dem grössten Verkehrsaufkommen, „volere o volere“ herumkutschieren. Und dies soll noch bestraft werden?
Zum Schluss aber noch eine wohltuende Meldung: Nach einer siebenjährigen Verhandlungsphase haben sich unsere Landesvertreter*innen endlich dazu durchgerungen, dem absolut hinterhältigen, unsere Freiheit beraubenden Rahmenabkommen mit dem ziemlich undemokratischen Gebilde, das sich EU nennt, eine Absage zu erteilen. Ärgerlich sind für mich indes nun jene Journalistinnen und Journalisten, die täglich lauthals nur noch schwarz malen und wie schon 1992 nach dem EWR-Nein offensichtlich nicht fähig sind, positive Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.
Meinerseits aber verbleibe ich mit einem positiven Lichtblick in die Zukunft, und besten Grüssen, Ihr
aktiver Senior und (Lebens-) Künstler, Willi Pavan, Rheinfelden
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