Chropfleerete
Von: Willi Pavan
Es scheint mir, dass bei uns viele Nebensächlichkeiten in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport aufgebauscht werden und in der Folge darauf überreagiert wird, im Gegensatz dazu jedoch elementare, unser System bedrohende Vorkommnisse beinah stillschweigend unter den Teppich gekehrt werden. So zeigte sich vergangenen Montag Bundesrat Johann Schneider-Ammann hoch erfreut über ein neues Landwirtschaftsabkommen mit der Türkei, das ihr zusätzlichen präferenziellen Marktzugang zur Schweiz ermöglicht, wogegen ja nichts einzuwenden wäre, wenn in Ankara nicht ein Mann die Machthebel in den Händen hätte, der kaltschnäuzig die Menschenrechte und die Souveränität anderer Staaten untergräbt. Was ich derzeit am Bosporus beobachte, erinnert mich jedenfalls an jene Despoten, die vor 85 Jahren - auch mit Zustimmung des Volkes - ans Ruder kamen und danach einen Flächenbrand entfachten.
Ausschnitt aus dem Gemälde "Graslandschaft" von Willi Pavan
Wenn der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan die in Westeuropa lebenden Türken auffordert, sich jeglicher Integration zu verweigern und sogar propagiert: „Assimilierung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Man kann von Euch nicht erwarten, Euch zu assimilieren“, darf das nicht einfach so hingenommen werden.
So hoffe ich dann für die rund 70‘000 in der Schweiz lebenden Türken auch innigst, dass es eine Fake-News ist, was SVP- Nationalrat Walter Wobmann in einem Editorial konstatiert: „Der türkische Staatsapparat betreibt in der Schweiz eine unverblümte, aggressive Politik der Landnahme: Mit martialischen Kriegstheatern an Schulen, Moscheen-Finanzierung, dem Import radikaler Imame und einem ausgeprägten Spitzelwesen.“
Falls dies allerdings eine Really-News ist, ja dann ist das eingangs erwähnte Landwirtschaftsabkommen eine echte Katastrophe, weil dieses daraufhin deuten würde, dass die Landesregierung zugunsten des Mammons die Schweizer Werte leichtfertig preisgibt.
Aber so oder so, wir müssen vermehrt ein Augenmerk haben auf die existenziellen Gefahren, die von absolut intoleranten religiösen wie politischen Bewegungen und Machthaber ausgehen. Und uns vor deren Infiltrationen, undemokratischer, nur auf Lug und Trug aufgebauten Leitbildern und Ideen - die absolut keine andere liberale, freiheitliche Meinungen dulden, schützen, damit wir unsere Art des friedlichen, freien Zusammenlebens bewahren können. Denn es ist deren unumstössliches Ziel, unsere, in Jahrzehnten erschaffenen Freiheiten, Rechte, Toleranz des Einzelnen und der Gemeinschaft und Koexistenz zu zerstören, um damit dem eigenen Volk zu beweisen, was für „Siebensieche“ sie doch sind.
Da lob ich mir doch, dass in den westlichen Staaten und ganz besonders bei uns in der Schweiz, verschiedenste Parteien agieren können. Dank diesem relativ grossen Spektrum an Ideologien ist das Überhandnehmen einer einzigen Partei höchstwahrscheinlich unmöglich. So können die Stimmberechtigten individuell nach ihrem persönlichen Gutdünken und Gewissen wählen und bestimmen, was sie für richtig halten.
Immer wieder wird gepredigt, alle Menschen seien gleich. Aber Hallo! Da wird bei irgendeinem mehr oder weniger wichtigen Anlass ein Mitmensch aus der angeblichen oberen Hierarchie - wie beispielsweise seinerzeit Pierin Vincenz und vielen anderen Millionenbetrügern - sofort mit Bücklingen und Ehrbezeugungen empfangen und der „Normalo“ wird zum fähnchenschwingenden Statisten degradiert. Da stimmt doch wieder mal etwas nicht!
Als dipl. Hotelier/Restaurateur HFS und Gastreferent an verschiedenen Fachschulen vertrat ich stets den Standpunkt: „Wenn ein sogenannter VIP besser behandelt wird wie ein „normaler“ Gast, dann sind wir schlechte Gastgeber und verdienen den uns die Existenz sichernden „normalen“ Gast nicht. Eine These, die meiner Meinung nach auch heute noch immer und überall ihre Gültigkeit haben sollte.
Leider stimmt der lateinische Spruch: „Vox populi, vox dei“: Alle sind gleich, aber ein paar Wenige sind „gleicher“… Steht ein „normaler“ Mitarbeiter eines Betriebes unter dem dringenden Verdacht, irgendetwas gemauschelt zu haben, wird diesem fristlos gekündigt und damit seiner beruflichen Zukunft meist ein Riegel vorgeschoben. Ganz anders sieht es jedoch aus, wenn oberste Kader sich Ungereimtheiten erlauben; siehe skandalösen Post-Skandal.
Einen schönen, angenehmen, heiteren Sommer wünschend, verbleibe ich
mit herzlichsten Grüssen
Ihr Willi Pavan, kritischer Mitbürger und Künstler, Rheinfelden
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»