Chropfleerete
Von: Willi Pavan
Immer mehr beschleicht mich das unangenehme Gefühl, dass sich weltweit ein grosser Teil der Bevölkerung dem sogenannten „Mainstream“ (für Germanophile: Hauptströmung) unterordnet. Irgendwie scheint mir, dass die Erdbewohner weiterhin einem gewissen Herdentrieb folgen. Ist ja nicht so schlimm, gibt mir jedoch zu denken, was ich an harmlosen Beispielen aufzeigen will.
Ausschnitt aus dem Gemälde „Saures Blut“ von Willi Pavan
Wären die jungen Menschen noch vor Jahren mit kaputten oder mit Löchern „garnierten“ Hosen öffentlich promeniert, dann hätten Mitmenschen voller Mitleid diesen „Armen“ versucht zu helfen, indem sie den „Gelöcherten“ finanzielle Hilfe für Beinkleider angeboten hätten, welche die bleichen, eventuell gar behaarten Beinchen bedecken.
Ein sonderbarer, bis hinauf in die Teppichetagen gepflegter Modetrend ist auch das Tragen der Hemden mit offenem Kragen. Dies gänzlich ohne eine aparte Fliege oder eine stilvolle Krawatte mit dazugehörigem „Poschettli“ (Zier-Tuch) oder wenigstens ein passendes Foulard. Sicher traurig für die vielen kunstbeflissenen Schlips-Produzenten. Da liegen sich Volks(ver)treter wegen Kleinigkeiten, sturen Interpretationen von Parteiparolen in den zum Teil spärlichen Haaren. Aber was das Nichtkrawattentragen anbelangt, ist sich eine überwältigende Mehrheit einig. Oder wollen uns gewisse Bessergestellte, Mediensüchtige, Grosskassierer weismachen, dass sie besonders volksnah sind, zudem eigentlich gar nicht soooo viel kassieren und deshalb nur ein „schlipsloses“ Auftreten vermögen? Wer’s glaubt wird selig… Zum Glück haben sich diese fraglichen Massenmodetrends beim „schwachen“ Geschlecht noch nicht eingenistet. Aber wer weiss…?
In unserem (noch) freien Land haben wir eine der höchsten Zeitungsdichte weltweit. Allerdings muss ich leider konstatieren, dass fast alle, mit einigen wenigen löblichen Ausnahmen, sermonmässig gleichlautende Berichte, Kommentare, Ansichten, Massentrends und Parolen verbreiten, ganz ohne kritische Hinterfragung.
Alles geht einfach den sogenannten „Trends“, also sich anbahnenden Entwicklungstendenzen nach. Das stell ich immer wieder fest und besonders dann, wenn ein „Normalo“ ein kleines Vergehen begeht wird Zeter und Mordio und nach exemplarischen Strafen geschrien und dabei scheinen sich die Schreienden besonders gross, gerecht und wohl zu fühlen.
Wie wär’s, wenn man auch bei den ungezählten menschenverachtenden Delikten von Höchstgestellten, Verbrechervereinigungen, politischen Morden, Bereicherung am Volksvermögen, Unterdrückung von ganzen Ethnien, Negierung von Genoziden, religiösem Fanatismus so denken und vor allem handeln würde?
Aber nein, man verfolgt wie vor einiger Zeit im Baselbiet, worüber ich mich immer noch aufrege, lieber einen kleinen Jungen, der aus Jux mit einer offensichtlichen Spielpistole in einem Warenhaus „Räuberlis“ spielte. Nicht genug damit, die ganze Familie wurde von übereifrigen Gesetzeshütern und einer uneinsichtigen Magistratin, die notabene noch immer ihres Amtes waltet, verfolgt, gedemütigt und wie eine Kriminelle behandelt. Immerhin, hier wurde mit gesundem Menschenverstand dieser krankhafte Missstand angeprangert (bis in die US-Medien).
Wer macht da nicht die Faust im Sack, wenn man wieder und wieder erfahren muss, wie gewisse Geldjongleure Boni in unverschämten Grösse kassieren, obschon deren Unternehmen happige Verluste verzeichnen; dann aber auch noch beim Abgang ungerechtfertigte Abfindungen einheimsen und sich obendrein ohne Skrupel frühzeitig mit krösusartigen Pensionen zur Ruhe setzen. Als Gipfel der Dreistheit wechseln solche Typen in ein anderes Unternehmen, das sie wiederum in Schieflage bringen und wie gehabt im selben Stil abkassieren.
Das Gleiche gilt eigentlich auch für die sogenannte Bla-Bla-Politklasse. Ein echter, fähiger Politakrobat sollte doch ohne diese Abzocker-Lobbyangehörigen auskommen!
Mit Entsetzen musste und muss man immer wieder zur Kenntnis nehmen, dass viele sogenannte (Ehren-) Vorsitzende, -Präsidenten und ähnliche Oberabsahner in Wohltätigkeitsstiftungen Einsitz nehmen und sich mit Beträgen zwischen 150‘000.- bis 500‘000.- Fränkli ihre „Ehrenpösteli“ vergüten lassen. Was wird dagegen unternommen? Nichts! Da kommt sich doch der anständige Spender echt „vera…“ vor!!
Grün ist ein absolutes Credo geworden und dies aber oft ohne Rücksicht auf Verluste. Viele der Ziele sind zweifellos sinnvoll oder zumindest gut gemeint. Zweifel bekomme ich allerdings, wenn der Sache nicht dienende Vorhaben oder gar Vorschriften die hiesige Produktion derart verteuern und daher unsere Arbeitsplätze in Billiglohnländer, wo Umwelt- und Klimaschutz kaum ein Thema ist, verlegt werden müssen. Ja, dann geht der Schuss hinten raus. Natürlich will auch ich, dass meine Enkel und deren Enkel in einer intakten Umwelt leben. Bin aber auch überzeugt, alles was ökologisch gedacht, gemacht und verordnet wird, muss in Relation zur Ökonomie stehen, denn ohne ein gutes BIP, ein geregeltes, den Lebenskosten angepasstes Einkommen bleibt die Maslowsche Bedürfnispyramide auf der Strecke.
Mit der Hoffnung, dass die sich klar abzeichnenden Relationen stetig in Betracht gezogen werden, verbleibe ich mit besten Grüssen, Ihr
besorgter, aktiver Eidgenoss und (Lebens-) Künstler Willi Pavan, Rheinfelden
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