Zurückhaltende Konjunkturprognose der Expertengruppe
Von: mm/f24.ch
Die Expertengruppe des Bundes hält an ihrer bisherigen Einschätzung fest, dass sich die Schweizer Konjunktur 2020 nur moderat entwickelt. Mit einer allmählichen konjunkturellen Belebung ist erst für 2021 zu rechnen.
Nach 0,9 % für das Jahr 2019 erwartet die Expertengruppe für 2020 ein BIP-Wachstum von 1,7 % und für 2021 eines von 1,2 %. Sowohl die Beschleunigung des BIP-Wachstums 2020 als auch die Verlangsamung 2021 gingen aber auf den Effekt grosser Sportveranstaltungen zurück, der wenig konjunkturelle Relevanz hat. Die konjunkturelle Grunddynamik dürfte laut der Expertengruppe 2020 ähnlich ausfallen wie im laufenden Jahr, bevor sie 2021 moderat anzieht.
Das internationale Umfeld bleibe ungünstig; insbesondere sei für den Euroraum und für den wichtigen Handelspartner Deutschland von einem weiterhin schwachen Wachstum auszugehen. Zwar seien gewisse Bereiche der Schweizer Industrie, namentlich die Chemie-Pharma, zurzeit wenig gegenüber der Auslandkonjunktur exponiert.
Die konjunktursensitiven Exportbranchen, wie die Metall- und Maschinenindustrie, litten aber unter dem schleppenden internationalen Wachstum. In der Summe prognostiziert die Expertengruppe wie bisher, dass sich die Warenexporte 2020 deutlich schwächer als in den vier vorangegangenen Jahren entwickeln.
Damit einhergehend werde die Auslastung der industriellen Produktionskapazitäten zunächst tief bleiben. Die Unternehmen würden in der Folge nur zögerlich in Ausrüstungen investieren, obwohl die Finanzierungsbedingungen günstig blieben. Auch für die Bauinvestitionen prognostiziert die Expertengruppe eine verhaltene Entwicklung: Die steigenden Leerwohnungsbestände und das bis zuletzt eher schwache Bevölkerungswachstum wirkten sich dämpfend auf den Bausektor aus.
Demgegenüber erwartet die Expertengruppe, dass das Konsumwachstum 2020 etwas anzieht, gestützt durch die gute Lage am Arbeitsmarkt. In den vergangenen Monaten hat sich die Arbeitslosigkeit etwas günstiger entwickelt als erwartet worden sei; die Expertengruppe prognostiziert für 2020 eine Arbeitslosenquote von 2,4 % (Prognose von September: 2,5 %). Für die Beschäftigung wird unverändert ein solides Wachstum erwartet.
Daneben stütze die tiefe Teuerung die Kaufkraft der Haushalte. Auch gebremst durch die zurückgegangenen Erdölpreise, werde die Teuerung 2020 deutlich niedriger zu liegen kommen.
Im Jahr 2021 werde sich die Schweizer Konjunktur allmählich aufhellen, und die Wirtschaft in etwa entsprechend ihrem Potenzial wachsen. Im Zuge eines leicht anziehenden weltwirtschaftlichen Wachstums sei für 2021 mit einer gewissen Belebung des Welthandels zu rechnen, wovon auch die Schweizer Exporte profitierten. Damit würden sich auch die Investitionen in Ausrüstungen erhole. Derweil wirkte sich die konjunkturelle Abschwächung der zwei Vorjahre mit Verzögerung auf den Arbeitsmarkt aus: Die Arbeitslosenquote werde auf 2,6 % ansteigen, prognostiziert die Expertengruppe des Bundes.
Konjunkturrisiken
Die konjunkturellen Abwärtsrisiken überwiegen gemäss der Expertengruppe weiterhin gegenüber den Aufwärtspotenzialen, einige davon hätten sich zumindest kurzfristig aber etwas entschärft. So verhandeln die USA und China immerhin über eine Teillösung des seit über einem Jahr andauernden Handelskonflikts; gleichzeitig ist durch die vorläufige Einigung zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich die Wahrscheinlichkeit eines ungeordneten Brexit zurückgegangen.
Sowohl im Bereich der internationalen Handelspolitik als auch beim Verhältnis zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich sei eine erneute Zuspitzung aber nicht ausgeschlossen. Die Schweizer Konjunktur wäre laut der Expertengruppe im Prognosehorizont insbesondere dann negativ betroffen, falls die USA im kommenden Jahr weitere europäische Güter mit Strafzöllen belegen sollten und falls im Zuge eines ungeordneten Brexit das Wachstum in der EU stark abgebremst würde.
Unverändert gegenüber der letzten Prognose bestehe zudem Unsicherheit im Zusammenhang mit dem institutionellen Abkommen. Eine Verschlechterung des Verhältnisses der Schweiz mit der EU könnte, so die Expertengruppe die Standortattraktivität und die Investitionsbereitschaft in der Schweiz beeinträchtigen. Im Inland bleibe angesichts schwelender Ungleichgewichte weiterhin auch das Risiko einer starken Korrektur im Immobiliensektor bestehen.
(Redaktion: Auffallend ist, dass die Expertengruppe den vorwiegend gegenüber dem Euro stetig stärker werdenden Franken sowie den die Wirtschaft ebenfalls belastenden Negativzins in ihren Erwägungen ausser Acht lassen.)
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