SNB hält am geldpolitischen Kurs fest
Von: mm/f24.ch
Die Corona-Pandemie prägt die wirtschaftliche Entwicklung immer noch stark. Die Nationalbank führt deshalb ihre expansive Geldpolitik fort. Sie ist bestrebt, die negativen Konsequenzen der Pandemie für Konjunktur und Inflation abzufedern.
Die Nationalbank belässt den SNB-Leitzins und den Zins auf Sichtguthaben bei der SNB bei −0,75%. Sie ist in Anbetracht des anhaltend hoch bewerteten Frankens nach wie vor bereit, verstärkt am Devisenmarkt zu intervenieren, wobei sie die gesamte Währungssituation berücksichtigt.
Die Nationalbank stellt dem Bankensystem im Rahmen der SNB-COVID-19-Refinanzierungsfazilität (CRF) weiterhin grosszügig Liquidität zur Verfügung. Sie ist ausserdem punktuell am Repomarkt aktiv.
Die expansive Geldpolitik der Nationalbank ist notwendig, um angemessene monetäre Bedingungen in der Schweiz zu gewährleisten und die Wirtschafts- und Preisentwicklung zu stabilisieren. Die tiefen Zinsen sorgen für günstige Finanzierungsbedingungen und wirken zusammen mit der Interventionsbereitschaft dem Aufwertungsdruck auf den Franken entgegen. Die CRF hat zusammen mit den Kreditbürgschaften des Bundes wesentlich zur Kredit- und Liquiditätsversorgung der Wirtschaft beigetragen.
In der gegenwärtigen Situation unterliegen die Inflationsaussichten einer unüblich grossen Unsicherheit. Die neue bedingte Inflationsprognose liegt in der kurzen Frist höher als im Juni. Der Hauptgrund dafür ist ein Anstieg der Erdölpreise. In der längeren Frist ist die Inflationsprognose unverändert.
Für das laufende Jahr liegt die Prognose aber immer noch im negativen Bereich (−0,6%). Die Inflationsrate dürfte 2021 wieder knapp positiv werden (0,1%) und 2022 weiter leicht ansteigen (0,2%). Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei −0,75% bleibt.
Die Corona-Pandemie und die Massnahmen zu ihrer Eindämmung haben zu einem historischen Einbruch der Weltwirtschaft geführt. So fiel das Bruttoinlandprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2020 in den meisten Ländern rund 10% bis 20% unter das Niveau von Ende letzten Jahres. Die Arbeitslosigkeit hat weltweit zugenommen, wobei in verschiedenen Ländern Kurzarbeitsprogramme einen stärkeren Anstieg bisher verhindern konnten.
Nachdem zahlreiche Staaten ihre Eindämmungsmassnahmen wieder gelockert hatten, ist es in den letzten Monaten zu einer deutlichen Wiederbelebung der Konjunktur gekommen. Für das dritte Quartal ist mit einer kräftigen Erholung der Weltwirtschaft zu rechnen. Trotzdem dürfte das globale BIP unter dem Vorkrisenniveau bleiben.
In der Schweiz kam es als Folge der Corona-Pandemie zu einer scharfen Rezession. Das BIP lag im zweiten Quartal mehr als 10% unter dem Vorkrisenniveau. Im Gegensatz zu früheren Rezessionen waren vor allem viele Dienstleistungsbranchen stark vom Einbruch betroffen.
Mit der Lockerung der gesundheitspolitischen Massnahmen, und gestützt durch die Fiskal- und Geldpolitik, hat sich die Wirtschaftstätigkeit in der Schweiz seit Mai wieder deutlich belebt. Dies sollte im dritten Quartal in einem starken BIP-Anstieg zum Ausdruck kommen. Die positive Entwicklung dürfte sich 2021 fortsetzen.
Die Nationalbank geht allerdings davon aus, dass die Erholung wie im Ausland vorerst unvollständig bleiben wird. Die Produktionskapazitäten dürften über einen längeren Zeitraum unterausgelastet bleiben und die Arbeitslosigkeit weiter zunehmen.
Das BIP dürfte dieses Jahr um rund 5% schrumpfen. Dies wäre der stärkste Rückgang seit der Krise in der Mitte der 1970er-Jahre. An der letzten Lagebeurteilung hatte die SNB mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Die Prognoserevision ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass der Einbruch in der ersten Jahreshälfte etwas weniger stark ausgefallen ist als befürchtet. Wie für das Ausland unterliegt auch die Prognose für die Schweiz grosser Unsicherheit.
Während das BIP im zweiten Quartal stark sank, sind die Hypothekarkredite und Wohnliegenschaftspreise weiter angestiegen. Entsprechend bleiben die Ungleichgewichte an diesen Märkten bestehen und stellen weiterhin Risiken für die Finanzstabilität dar.
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