Weniger Wirtschaftsdelikte und tiefere Schadenssumme
Von: mm/f24.ch
2018 verursachten 50 grosse Wirtschaftsdelikte in der Schweiz einen Gesamtschaden von rund CHF 166 Mio. Die grösste Tätergruppe stellten dabei gewerbsmässige Betrüger. Die meisten verurteilten Fälle wurden vor Zürcher und Nordostschweizer Gerichten verhandelt. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen «KPMG Forensic Fraud Barometer».
2018 verursachten Wirtschaftsdelikte in der Schweiz einen Gesamtschaden von rund CHF 166 Mio. Dabei wurden vor Schweizer Gerichten 50 Fälle mit einer Mindestdeliktsumme von CHF 50‘000 behandelt. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte sich der Gesamtschaden um rund 61%. 2017 belief sich dieser noch auf CHF 426 Mio.
Die Anzahl gerichtlich behandelter Delikte sank gegenüber dem Vorjahr ebenfalls spürbar, von 59 auf 50 Fälle (-15,3%). Dieser Rückgang lässt jedoch keinen verbindlichen Rückschluss auf eine generelle Abnahme von Wirtschaftskriminalität in der Schweiz zu.
Die Statistik von KPMG erfasst nur öffentlich verhandelte und in den Medien publizierte Gerichtsfälle. Erfahrungsgemäss wird der Grossteil der Straftaten gar nicht erst zur Anzeige gebracht. Demzufolge ist von einer bedeutenden Dunkelziffer auszugehen.
Gewerbsmässige Betrüger im Vormarsch
Waren 2017 die häufigsten Wirtschaftsdelikte noch dem Management betroffener Unternehmen und Organisationen zuzuschreiben, wurden 2018 die meisten Delikte von gewerbsmässigen Betrügern begangen (15 Fälle). Hinsichtlich Schadensvolumen stellten jedoch Management und/ oder Angestellte mit insgesamt über CHF 94 Mio. die grösste Tätergruppe dar. Somit entstand der grösste Schaden jeweils durch firmeninterne Täter.
Investoren als Hauptopfer erlitten die bedeutendsten Schäden
Den grössten Schaden durch Wirtschaftsdelikte erlitten 2018 Genossenschaften, Hilfsorganisationen oder Vereine und Verbände, die in 24 Fällen um insgesamt CHF 50 Mio. betrogen wurden. Auch Investoren gerieten häufig ins Visier von Wirtschaftsverbrechern. Der Schaden für diese Opfergruppe belief sich auf CHF 47,7 Mio. In weiteren drei rechtsgültig entschiedenen Fällen entstand Finanzinstituten ein Gesamtschaden von CHF 15,2 Mio.
Nordostschweiz mit vielen Wirtschaftsdelikten
Die meisten Wirtschaftsdelikte wurden in der Region Zürich und in der Nordostschweiz verhandelt: In der Region Zürich belief sich das Gesamtschadensvolumen in insgesamt 18 rechtsgültig entschiedenen Fällen auf CHF 25,7 Mio., in der Nordostschweiz in 15 Fällen sogar auf über CHF 57 Mio.
In den drei vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verhandelten Fällen ging es um eine Gesamtschadenssumme von CHF 48,8 Mio. Demgegenüber betrafen die in der Zentralschweiz behandelten Fälle vergleichsweise kleinere Schadenssummen.
Zwei Fallbeispiele eines Wirtschaftsdelikts
Beispiel 1: Ein Mitarbeitender vergab in seiner Funktion als Projektleiter über zehn Jahre lang Scheinaufträge an Firmen ihm bekannter Personen. Auf diese Art und Weise erwirtschafteten die Täter einige Millionen, die sie sich teilten.
Beispiel 2: In einem weiteren Fall hatte ein Industrieunternehmer über seine ehemalige Firma Spendengelder von umgerechnet CHF 4,39 Mio. veruntreut, die eigentlich für Hilfswerke bestimmt gewesen waren.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»