Axpo mit sattem Gewinn
Von: mm/f24.ch
Das Geschäftsjahr 2021/2022 war geprägt von beispiellosen Verwerfungen, welche sich auch auf die Resultate der Axpo Gruppe auswirkten. Dank der nach Geschäften und geografischen Märkten diversifizierten Strategie und dem Fokus auf das Liquiditätsmanagement konnte Axpo diesem «perfekten Sturm» trotzen. Axpo konnte die gesamten Finanzierungen aus eigener Kraft realisieren, die beim Bund vorsorglich beantragte Kreditlinie wurde nicht in Anspruch genommen. Mittelfristig sind die Aussichten für Axpo weiterhin positiv, aufgrund der gestiegenen Strompreise haben sie sich sogar verbessert.
Christoph Brand, CEO von Axpo
Wegen Trockenheit deutlich weniger Energie aus Wasserkraft
Die Gesamtleistung von Axpo lag mit 10.546 Milliarden CHF deutlich höher als im Vorjahr (6.056 Milliarden CHF). Diesem Anstieg, zurückzuführen vor allem auf die Preisentwicklung bei Strom und Gas, stand jedoch auch ein höherer Energiebeschaffungsaufwand gegenüber. Die Produktion aus Kernkraftwerken fiel mit 17.8 Terawattstunden (TWh) gegenüber der Vorjahresperiode vor allem durch die beschränkte Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke um 1 Prozent oder 0.2 TWh niedriger aus.
Die Schweizer Wasserkraftwerke produzierten 8.2 TWh Strom, was einem Rückgang um 17 Prozent entspricht und vor allem auf die ausserordentliche Trockenheit im Sommer 2022 zurückzuführen ist. Trotz des weiteren Ausbaus von Wind- und Solarenergie resultierte aufgrund von schlechteren Windverhältnissen ein Rückgang der Stromproduktion aus diesen erneuerbaren Quellen um 2 Prozent auf 1.7 TWh.
Diese unerwarteten Produktions- und Lieferausfälle mussten durch Stromzukäufe am Markt kompensiert werden. Der Rückkauf von Energie rund um die Minderproduktion der Wasserkraft hat es Axpo allerdings auch ermöglicht, für den Winter die Füllstände der Speicherseen auf ein hohes Niveau zu heben.
Finanzielle Sondereffekte im Berichtsjahr
Das bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich auf 392 Millionen CHF (Vorjahr: 643 Millionen CHF). Der deutlich höhere Ergebnisbeitrag des Geschäftsbereichs Trading & Sales sowie die Ergebnisbeiträge aus dem Verkauf von Wind- und Solarparks konnten die negativen Effekte der Produktions- und Lieferausfälle nicht kompensieren, sodass der bereinigte EBIT deutlich niedriger ausfiel als im Vorjahr.
Die Ergebnisse im Geschäftsjahr 2021/22 waren durch die folgenden drei Sondereffekte beeinflusst, die im bereinigten EBIT nicht berücksichtigt werden:
- Die Rendite der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (STENFO) betrug –13.6% (Vorjahr: +12.4%) und belastete das operative Ergebnis mit 327 Millionen CHF.
- Der bereits in den Vorperioden festgestellte Effekt der temporären Ergebnisverschiebungen in die Folgejahre aufgrund der Behandlung der für die Absicherung der Schweizer Stromproduktion eingesetzten Finanzinstrumente nach International Financial Reporting Standards (IFRS) belief sich insbesondere wegen der ungewöhnlichen Preisdifferenz zwischen Deutschland und der Schweiz im Berichtsjahr auf 1.470 Milliarden CHF.
- Aufgrund der steigenden Strompreise musste die Werthaltigkeit des Kraftwerkparks überprüft werden. Da sich nicht nur die aktuellen Strompreise, sondern auch die Strompreiserwartungen für die Zukunft erhöhten, wurde eine Wertaufholung von insgesamt 3.150 Milliarden CHF verbucht.
Diese Sondereffekte hatten insgesamt einen positiven Effekt in Höhe von 1.353 Milliarden auf den ausgewiesenen EBIT, der sich damit auf CHF 1.745 Milliarden belief. Das Finanzergebnis fiel vor allem aufgrund der negativen STENFO-Entwicklung und von Wechselkursverlusten auf Bilanzpositionen stark negativ aus (–1038 Millionen CHF; Vorjahr: +235 Millionen CHF).
Die Ertragssteuern reduzierten sich auf 113 Millionen CHF (Vorjahr: 144 Mio. CHF). Es resultierte ein Unternehmensergebnis (Gewinn) von 594 Millionen CHF (Vorjahr: 607 Mio. CHF). Im Zusammenhang mit der vom Bund gewährten Kreditlinie wird keine Dividende ausbezahlt.
Stark erhöhte Sicherheitsleistungen führen zu vorübergehend hohem Mittelabfluss
Wegen der massiv höheren notwendigen Sicherheitsleistungen im Zusammenhang mit der Absicherung der Schweizer Stromproduktion kam es zu einem Mittelabfluss aus operativer Tätigkeit in Höhe von 3.117 Milliarden CHF (Vorjahr: Mittelzufluss von 888 Millionen CHF). Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Mittel mit der Stromlieferung ab nächstem Kalenderjahr schrittweise wieder an das Unternehmen zurückfliessen.
Die Bruttoinvestitionen, die vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien getätigt wurden, lagen bei 488 Millionen CHF, davon entfielen 44 Prozent auf die Schweiz. Mit Devestitionen in Höhe von insgesamt 346 Millionen CHF beliefen sich die Nettoinvestitionen auf 142 Millionen CHF (Vorjahr: 327 Millionen CHF).
Preisanstieg führt zu Verlängerung der Bilanz
Die ausserordentliche Entwicklung an den Energiemärkten mit dem starken Preisanstieg und der extrem hohen Volatilität führte auch zu einer weiteren Verlängerung der Bilanz. Die Bilanzsumme belief sich per 30. September 2022 auf 79.736 Milliarden CHF (30. September 2021: 44.676 Milliarden CHF).
Die Bilanzverlängerung ist ein Resultat von rechnungslegungstechnischen Vorgaben, die den Verträgen für Energielieferungen und den entsprechenden Absicherungsgeschäften in der Zukunft einen vom Marktpreis abhängigen Wiederbeschaffungswert zuordnen.
Dieser schlägt sich gleichermassen auf der Aktiv- wie auf der Passivseite der Bilanz nieder. Diese Wiederbeschaffungswerte bewegen sich auf beiden Seiten der Bilanz parallel zur Entwicklung des Marktpreises und reduzieren sich entweder mit dem Rückgang des Preisniveaus oder nach Erfüllung der entsprechenden Verträge. Das Eigenkapital belief sich am 30. September 2022 auf 7.432 Milliarden CHF (Vorjahr: 7.228 Milliarden CHF).
Aktives Kapitalmanagement
Um sich im Zusammenhang mit den erwähnten notwendigen Sicherheitsleistungen finanziellen Handlungsspielraum zu verschaffen, hat das Unternehmen im Berichtsjahr zwei Anleihen mit Nachhaltigkeitskomponente im Betrag von je 500 Millionen CHF sowie einen Schuldschein ebenfalls mit Nachhaltigkeitsbezug im Betrag von 600 Millionen EUR ausgegeben.
Zudem hat sie die syndizierten und kommittierten Kreditlinien bei Banken bis Ende Oktober 2022 auf insgesamt 6,0 Milliarden EUR erhöht und den Umfang an bilateralen Kreditlinien erhöht. Die Nettoschulden erhöhten sich in diesem Zusammenhang von 223 Millionen CHF auf 3.644 Milliarden CHF und die Liquidität belief sich am 30. September 2022 auf 4.101 CHF Milliarden.
Ausblick: Mittelfristig positive Effekte der gestiegenen Strompreise
Prognosen sind aufgrund der unabsehbaren Folgen des Kriegs in der Ukraine und der politischen Eingriffe in die internationalen Energiemärkte schwierig. Axpo rechnet damit, dass die erwähnten Ergebnisverschiebungen in den kommenden Jahren und ab dem Geschäftsjahr 2024/25 auch die gestiegenen Strompreise einen positiven Effekt auf die Jahresrechnung haben werden.
Über Zeit werden auch die für die Sicherheitsleistungen abgeflossenen Mittel wieder ins Unternehmen zurückfliessen. Beim Unternehmensergebnis werden die Wertschwankungen der STENFO und des Wertschriftenportefeuilles auch künftig das Resultat beeinflussen.
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