3‘000 Bauarbeiter protestieren im Tessin
Von: mm/f24.ch
Zum Auftakt der nationalen Protestwelle auf dem Bau legten gestern 3'000 Bauarbeiter aus dem ganzen Kanton Tessin in Bellinzona ihre Arbeit nieder. Sie kämpfen für die Rente mit 60. Sie wehren sich gegen den ihrer Meinung nach «Angriff des Schweizerischen Baumeisterverbandes auf die Gesundheit und die Würde der Bauarbeiter und gegen Lohndumping.»
3‘000 Bauarbeiter protestieren im Tessin (Foto: OCST)
«Zuerst weigern sich die Baumeister neun Monate lang, über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln. Nun versuchen sie, die Bauarbeiter zu erpressen. Kein Wunder sind die Bauarbeiter wütend. Nach fast einem Jahr Blockade der Verhandlungen und Erpressung haben die Bauarbeiter nun genug. Sie kämpfen für die Rente mit 60, gegen Lohndumping und gegen überlange Arbeitstage, die ihre Gesundheit gefährden», sagt Dario Cadenazzi, Tessiner Bauverantwortlicher der Gewerkschaft Unia.
Auftakt zu einem heissen Herbst
«Die Bauarbeiter sind bereit zu kämpfen und sich für ihre Rechte zu wehren – dies haben sie heute eindrücklich demonstriert», stellt Paolo Locatelli, Bauverantwortlicher der Gewerkschaft OCST fest. «Die Baumeister müssen von ihren unmenschlichen Forderungen abkommen und endlich über Lösungen verhandeln», ergänzt Locatelli.
Die gestrig Protestaktion war nur der Auftakt für einen heissen Herbst: Heute Dienstag finden Proteste in Genf statt, weitere Regionen folgen.
Worum es im Baukonflikt geht
Ende Jahr läuft der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) aus. Und für die Sicherung der Rente mit 60 braucht es zeitlich befristet zusätzliche Massnahmen. Per Definition der Gewerkschaften hat sich der Schweizerische Baumeisterverband neun Monate lang geweigert, mit den Sozialpartnern über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln und so eine Lösung unnötig verzögert.
18‘000 Bauarbeiter hätten an der grossen Bau-Demo im Juni 2018 den Baumeisterverband zum Umdenken gebracht: Seit August 2018 wird verhandelt, aus Sicht der Gewerkschaften liegt eine Lösung auf dem Tisch: «Die Rente mit 60 bleibt, die Bauarbeiter übernehmen die Kosten der Sanierung, wenn im Gegenzug der Baumeisterverband eine anständige Lohnerhöhung zahlt.»
Der Baumeisterverband erpresse nun aber die Bauarbeiter indem er nur dann bereit sei diese Lösung umzusetzen, wenn die Gewerkschaften einem Kahlschlag im Landesmantelvertrag zustimmten.
Mit dem Vorschlag des Baumeisterverbandes müssten die Bauarbeiter von März bis Dezember immer Arbeitstage von bis zu zwölf Stunden haben. Das sei ein Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter. Zudem führten die Forderungen des Baumeisterverbandes zu massiven Lohnsenkungen bei älteren Bauarbeitern und Lohndumping durch ausländische Firmen. Nun hätten die Bauarbeiter genug und wollen daher mit Protestaktionen in der ganzen Schweiz für ihren Vertrag und die Sicherung der Rente mit 60 kämpfen, so die Gewerkschaften.
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