Zinsgeschäft verleiht Schweizer Privatbanken einen Schub
Von: mm/f24.ch
Das aktuelle Zinsumfeld führt zu einer markanten Verschiebung in der die Ertragsstruktur der Privatbanken in der Schweiz – weg vom Kommissionsgeschäft hin zum Zinsgeschäft. Besonders deutlich zeigt sich dies bei den kleinen Banken: Trug ihr Kommissionsgeschäft 2021 noch mit 58% zum Gesamtertrag bei, ist deren Anteil im laufenden Jahr auf 41% gesunken, wogegen der Anteil der Zinserträge von 24% auf 41% zulegte. Dies zeigt die Halbjahresanalyse der Privatbanken-Studie von KPMG.
Ausserdem verzeichneten insbesondere die kleinen Privatbanken einen anteilmässigen Anstieg der Handelserträge. «Die zunehmenden Handelserträge sind in erster Linie auf verstärkte Devisengeschäfte zurückzuführen, da die Kundinnen und Kunden versuchen, von den höheren US-Dollar-Zinsen zu profitieren», erklärt Christian Hintermann, Bankenexperte bei KPMG Schweiz.
Bei den mittelgrossen und grossen Privatbanken ist der Anteil des Zinsertrags an den Gesamterträgen zwar ebenfalls gestiegen, aber weniger stark als bei den kleinen Instituten. Er beträgt bei den mittelgrossen Banken rund ein Drittel (2021: 16%), bei den grossen rund ein Viertel (2021: 13%).
Aufstieg der kleinen Banken
2023 war bisher insbesondere für die kleinen Privatbanken in der Schweiz ein äusserst erfolgreiches Jahr: deren Bruttogewinn erreichte fast das Niveau des Gesamtjahres 2022. Dabei haben sie vom aktuellen Zinsumfeld ausserordentlich profitiert und konnten ihre Eigenkapitalrendite von 3,9% in 2022 auf 10,7% in der ersten Jahreshälfte 2023 erhöhen.
Dies widerspiegelt sich auch in ihrem Kosten-Ertragsverhältnis, das sich um beeindruckende 13,3 Prozentpunkte verbesserte, von 78,6% auf 65,3% (Median). Die mittelgrossen Privatbanken konnten ihr Kosten-Ertragsverhältnis um 7,4 Prozentpunkte senken (neu 74%), die Big 8, zu denen unter anderem Julius Bär, Pictet und Vontobel zählen, um 1,3 Prozentpunkte auf 67.3%.
Deutlicher Rückgang der M&A-Aktivitäten
Mit nur zwei Transaktionen in den ersten neun Monaten des Jahres (ohne Übernahme der CS durch die UBS) kamen Fusionen und Übernahmen (M&A) im Segment der Privatbanken beinahe zum Erliegen. Reyl erwarb Carnegie Fund Services, einen Schweizer Fondsvertreter im Juni 2023, und die UBP erwarb Angel Japan Asset Management mit rund CHF 1,1 Mrd. an verwalteten Vermögen.
«Wir gehen davon aus, dass diese Situation bis Anfang 2024 anhalten wird», so Hintermann. «Momentan versuchen viele Banken von der Integration der Credit Suisse in die UBS zu profitieren, indem sie ihr Geschäft mit hiesigen Kundenberatern bzw. Teams verstärken. Für die Zukunft erwarten wir eine Erholung der M&A-Aktivitäten.»
Ausblick
«Wir rechnen mit Rekordergebnissen vor allem bei kleinen Banken, da sie weiterhin am deutlichsten von der dynamischen Zinssituation profitieren dürften», ist Hintermann überzeugt. «Trotzdem darf man nicht ausser Acht lassen, dass die negativeren Finanzmärkte, wie wir sie bisher in der zweiten Jahreshälfte gesehen haben, einen negativen Einfluss auf die verwalteten Vermögen und die Kommissionserträge, also das Kerngeschäft der Banken, haben dürften.»
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