Klimatest 2024 für den Finanzmarkt
Von: mm/f24.ch
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat 2024 zum vierten Mal den PACTA Klimatest durchgeführt. Dieser zeigt auf, wie klimaverträglich die Portfolios der teilnehmenden Schweizer Finanzinstitute sind. Die Ergebnisse der neusten Erhebung zeigen, dass eine Mehrheit der Finanzinstitute das Netto-Null-Klimaziel in ihrer Unternehmensstrategie abbildet. Die unternommenen Anstrengungen sind aber noch nicht überall im Einklang mit diesem Ziel. Der international koordinierte Test wird auf Initiative des Bundesamts für Umwelt BAFU in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen SIF durchgeführt.
Mit dem Klima- und Innovationsgesetz KlG hat die Schweiz das Netto-Null-Ziel gesetzlich verankert. Bis spätestens im Jahr 2050 sollen unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr ausgestossen werden. Auch die Finanzinstitute müssen einen Beitrag zu diesem Ziel leisten.
Um festzustellen, welche Fortschritte der Schweizer Finanzmarkt macht und inwieweit er zur Klimazielerreichung beiträgt, führt das Bundesamt für Umwelt BAFU zusammen mit dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF regelmässig den Klimatest nach der internationalen PACTA-Methode (siehe Kasten) durch.
Mit der Teilnahme von 146 Banken, Pensionskassen, Versicherungen und Vermögensverwaltenden ist der vierte Klimatest 2024 einer der grössten national koordinierten und vergleichbaren Klimatests für Finanzmärkte weltweit. Die Ergebnisse sind aussagekräftig für den gesamten Schweizer Finanzmarkt.
Mehrheit der Teilnehmenden mit Netto-Null-Ziel
Schon über 60 Prozent der teilnehmenden Finanzinstitute haben das Netto-Null-Klimaziel in ihren Unternehmensstrategien abgebildet. Im Jahr 2022 waren dies noch weniger als ein Drittel. Um das Ziel zu erreichen, können die Unternehmen Fahrpläne für die klimafreundliche Ausrichtung ihrer Geschäftstätigkeiten erarbeiten (sog. Transitionspläne).
Für grössere Finanzunternehmen sind diese Pläne seit 2024 im Rahmen der Verordnung über die Berichterstattung über Klimabelange Pflicht. Der Klimatest zeigt, dass der Grossteil der Banken bereits einen solchen Transitionsplan erarbeitet oder in Planung hat. Auch kleinere Finanzinstitute erstellen auf freiwilliger Basis Transitionspläne. Unter den Versicherungen, Pensionskassen und Vermögensverwaltenden ist dies bei weniger als der Hälfte der Teilnehmenden der Fall.
Fortschritte bei Immobilien- und Hypothekarportfolios
Bei der Anlageklasse Immobilien zeigen sich Fortschritte bei allen Finanzbranchen, ausser bei Vermögensverwaltern. Dabei sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Finanzinstituten gross. Knapp die Hälfte der Teilnehmenden veröffentlicht die Klimakennzahlen ihres Gebäudeportfolios gemäss den Empfehlungen ihres jeweiligen Branchenverbandes.
Beim Ausbau von Photovoltaikanlagen auf ihren Immobilien schneiden Pensionskassen heute am besten ab. Bei Hypotheken setzen deutlich mehr Banken finanzielle Anreize für klimafreundliche Investitionen ihrer Kundinnen und Kunden und beraten diese in energetischen Fragen. Allerdings fehlt noch weitgehend der Nachweis, welche dieser Anreize wirksam zu mehr erneuerbaren Heizsystemen oder Photovoltaikanlange führen.
Aktienanlagen und Unternehmensanleihen besser auf gesetzte Ziele ausrichten
Bei börsenkotierten Aktienanlagen gaben 2024 rund 60 Prozent der Teilnehmenden an, durch ihr Stimmrecht und den Dialog Einfluss auf die klimafreundliche Ausrichtung ihrer Portfoliofirmen zu nehmen. Ein Drittel davon gibt jedoch an, bei Generalversammlungen der gehaltenen Unternehmen nicht systematisch zugunsten eines Netto-Null-Ziels zu stimmen.
Bei Unternehmensanleihen schliessen rund 60 Prozent der Finanzinstitute Kohlefirmen aus ihren Investitionen aus. Dies zeigt, dass die Abkehr von Kohle unterstützt wird. Die Ölförderfirmen in den Portfolios der Teilnehmenden bauen ihre Förderkapazitäten insgesamt jedoch noch aus.
Obwohl sich die Mehrheit der Finanzinstitute ein Netto-Null-Ziel gesetzt hat, geben sie nur bei 14 Prozent ihrer Portfolios an, diese auf das Klimaziel ausrichten zu wollen. Der Bundesrat empfiehlt mit den erweiterten «Swiss Climate Scores» denn auch, ab 2025 auf allen Finanzprodukten auszuweisen, ob sie diese klimaverträglich ausrichten wollen oder nicht.
Die klare Zielkommunikation auch auf Finanzproduktebene stärkt die Glaubwürdigkeit der Anstrengungen des Finanzsektors und ist zentral, damit die Schweiz ein führender Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen werden kann, wie dies der Bundesrat vorhat.
PACTA Methode für den Klimatest
Für den Klimatest 2024 wurde wiederum die PACTA-Methode (Paris Agreement Capital Transition Assessment) angewendet. Es handelt sich dabei um eine standardisierte Analyse für globale Aktien, Unternehmensanleihen und Kreditportfolios. Sie wird von der unabhängigen, gemeinnützigen Organisation RMI durchgeführt und wird von zahlreichen Finanzinstituten und Staaten angewandt. Dabei werden die Produktionspläne der in den Portfolios enthaltenen Firmen mit einer Entwicklung verglichen, die gemäss internationalen Szenarien nötig ist, um die maximale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Analyse umfasst die acht Sektoren Kohle-, Erdöl-, Erdgasförderung, Stromerzeugung, Automobilproduktion, Flugverkehr sowie Zement- und Stahlindustrie. Dabei werden sowohl klimaschädigende wie auch alternative, klimaverträgliche Technologien wie erneuerbare Energien untersucht.
Die Schweiz bietet ihren Finanzinstituten zusätzlich an zu testen, wie gut die Immobilien- und Hypothekenportfolios im Vergleich zum Klimaziel für den inländischen Gebäudepark abschneiden. Für den Klimatest 2024 wurde das Modell erweitert. Es kann beim BAFU unlizenziert bezogen werden. Ergänzend zu den Tests gibt eine qualitative Umfrage Aufschluss über weitere klimarelevante Massnahmen der Teilnehmenden.
Am freiwilligen PACTA 2024 Test haben insgesamt 146 Finanzinstitute teilgenommen, darunter 71 Pensionskassen, 15 Versicherungen, 34 Banken und 26 Vermögensverwaltende. Die Teilnehmerzahl konnte in allen Finanzbranchen gegenüber dem Klimatest 2022 gesteigert werden, ausser bei Versicherungen. Der standardisierte Test zeigt den Finanzinstituten, wo ihre Finanzprodukte und Investitionen in Bezug auf das Klima im Vergleich zu ihren Konkurrenten stehen. Die Teilnehmenden des Klimatests 2024 erhalten individuelle Berichte mit den Ergebnissen ihrer Klimazielausrichtung für jedes Portfolio. Es steht den Teilnehmenden frei, ob sie ihre Ergebnisse nur für interne Folgearbeiten verwenden oder ob sie diese offenlegen.
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