Stabilisatoren in unsicheren Zeiten
Von: mm/f24.ch
Die Schweizer Wirtschaft steht im Jahr 2025 vor bedeutenden Herausforderungen. Der globale wirtschaftliche und geopolitische Kontext ist von Wachstumsschwäche und Unsicherheiten geprägt. Die Schweiz verfügt aber über solide Stabilisatoren, die das Wachstum unterstützen sollten. Für das Jahr 2025 geht BAK Economics von einem Wachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1.4 Prozent aus (leicht revidiert von 1.5%). Das Wachstum wird sich 2026 nur marginal beschleunigen (Prognose 1.5%).
Ungewöhnlich hohe Prognoserisiken
Die Weltwirtschaft bleibt unter ihrem Potenzial und die geopolitischen Risiken sind zahl-reich. Mit der Rückkehr von Donald Trump als Präsident der USA drohen massive Verwerfungen im Welthandel. Gleichzeitig könnten die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten preistreibende Effekte auf die Rohstoffmärkte haben. Hinzu kommt die angespannte politische Lage in Deutschland und Frankreich. Diese Unsicherheiten erschweren belastbare Prognosen für die kommenden Jahre. Für die Schweiz zeichnen sich jedoch verhältnismässig klare Trends ab:
Zinsen und Wechselkurse: Die Zinsen in der Schweiz dürften weiter sinken, während der Franken stark bleibt. Je schwächer die Weltwirtschaft und je tur-bulenter die Geopolitik, desto stärker wird der Franken und desto tiefer die Zinsen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird eine übermässige Aufwertung des Frankens voraussichtlich nicht tolerieren und könnte sogar Negativzinsen wieder ins Spiel bringen. Derweilen sind Schweizer Staatsanleihen als sicherer Hafen gesucht, was das Zinsniveau hierzulande insgesamt niedrig hält.
Inflation: Die Inflation bleibt auf niedrigem Niveau, wodurch die Reallöhne stei-gen. Der starke Franken wirkt inflationsdämpfend, ebenso die im Januar 2025 sinkenden Strompreise für Haushalte und der erwartete Rückgang des Referenzzinssatzes für Mieten im März 2025.
Zuwanderung: Die Zuwanderung bleibt rege und über ihrem Durchschnitt von rund 64'000 seit Einführung der Personenfreizügigkeit mit der EU im Jahr 2002.
Diese Entwicklungen – höhere Kaufkraft, reges Bevölkerungswachstum und tiefe Finanzierungskosten – sind gewichtige Treiber für den privaten Konsum und die Bauinvestitionen.
Sie dienen damit als solide Stabilisatoren in einem unsicheren globalen Umfeld. Und weil die SNB eine zu rasche Aufwertung des Schweizer Frankens verhindern dürfte, sollte sich dessen Bremswirkung einigermassen in Grenzen halten.
Unsicherheiten in der Exportwirtschaft
Die Schweizer Exportindustrie wird hingegen durch die gedämpfte Nachfrage im Ausland gebremst. Insbesondere die klassische Industrie leidet unter dem beschränkten Wachstumspotenzial in Europa, vor allem in Deutschland.
Nach einer längeren Phase der Zurückhaltung könnten zumindest der fortgeschrittene Lagerabbau sowie der Druck zu Ersatz- und Neuinvestitionen eine moderate Erholung der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie im In- und Ausland bewirken.
Derweilen dürften die Pharmaexporte weiter zulegen können. Zudem schwebt im Prognosezeitraum das Risiko eines erneuten Handelskriegs über der Exportwirtschaft. Zölle und andere Restriktionen hätten direkte und indirekte Auswirkungen auf die Schweiz, wobei sämtliche Branchen betroffen sein könnten.
Prognosen BAK Economics
Insgesamt erwartet BAK Economics für das Jahr 2025 ein BIP-Wachstum von 1.4 Prozent, das sich 2026 nur marginal auf 1.5 Prozent beschleunigen wird (alle Angaben Sportevent-bereinigt).
Die Inflationsrate wird in den Jahren 2025 und 2026 mit 0.4 Prozent im positiven Bereich bleiben.
Die Arbeitslosenquote steigt aufgrund der anhaltenden Industrieschwäche etwas an; von 2.4 Prozent im Jahr 2024 auf 2.8 Prozent im Jahr 2025 und 2.9 Prozent im Jahr 2026.
Angesichts der Wachstumsdynamik unter dem Potenzial und dem weiterhin starken Franken prognostiziert BAK Economics eine Zinssenkung der SNB um 0.25 Pro-zentpunkte im Dezember 2024, gefolgt von einer weiteren Senkung um 0.25 Prozent-punkte im März 2025. Damit liegt der Leitzins ab März 2025 bei 0.5 Prozent.
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