Milchmarkt quasi stabil, Lage aber sehr unsicher
Von: mm/f24.ch
Die aktuelle Situation des Schweizer Milchmarkts kann generell als nahezu stabil bezeichnet werden, aber sie ist von Unsicherheit geprägt. Die wichtigsten Indikatoren, insbesondere auf internationaler Ebene, weisen einige ungünstige Tendenzen auf, die negative Auswirkungen auf die Schweiz haben könnten. Allerdings sind je nach Marktsegment unterschiedliche Entwicklungen auszumachen. Die mittelfristige Entwicklung der Märkte ist schwer vorhersehbar.
Im Zusammenhang mit den Massnahmen bezüglich der Covid-19-Pandemie und dem daraus resultierenden Konsumeinbruch in der Gastronomie trägt die erhöhte Nachfrage nach Milchprodukten im Detailhandel zur Stabilisierung des Schweizer Milchmarkts bei. Die Verschlechterung der Aussichten für den weltweiten Milchmarkt könnte sich jedoch, mit einer zeitlichen Verzögerung, negativ auf den Schweizer Markt auswirken.
Als grösste Herausforderung könnte sich der wahrscheinliche Rückgang der weltweiten Gesamtnachfrage nach Milchprodukten erweisen, und zwar für alle Absatzmärkte (Haushalte, Ausserhauskonsum, Nahrungsmittelindustrie und Export).
Leichte Steigerung der Milchproduktion
In der Schweiz war die Menge der im ersten Quartal 2020 in Verkehr gebrachten Milch etwas höher als im gleichen Zeitraum 2019 (+0,9%). Laut der monatlichen Milchmarktstatistik der TSM ist für den April 2020 ein Anstieg von 0,6% im Vergleich zum Vorjahresmonat und für Mai 2020 keine Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat zu erwarten.
In der EU ist die produzierte Milchmenge von Januar bis März 2020 im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahrs um 2,8% gestiegen. Mit Blick auf die ganze Welt lässt sich feststellen, dass die Milchproduktion im ersten Quartal 2020 in den Vereinigten Staaten von Amerika (+2,9%) und in Australien (+4,9%) zunahm, während sie in Neuseeland leicht rückläufig war (–0,8%).
Der Aufwärtstrend der Milchproduktion in der Schweiz und im Ausland während des Beobachtungszeitraums könnte sich negativ auf den Milchmarkt auswirken, wenn die Nachfrage nicht proportional steigt. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die chinesische Nachfrage nach Milchprodukten besonders hoch ist und daher den Druck auf den Markt entlasten könnte, wenn sie weiter zunimmt.
Produzentenpreise
In der Schweiz ist der Produzentenpreis für Milch im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahrs gestiegen (+3,5% bzw. +2,19 Rp./kg). Der Anstieg des Preises für Molkereimilch war höher und erreichte im A-Segment 7,1 % (+4,28 Rp/kg) und im B-Segment 12,4% (+5,38 Rp./kg). Dieser Anstieg ist unter anderem auf den Nachhaltigkeitszuschlag zurückzuführen, der seit September 2019 an die Milchproduzenten gezahlt wird.
In der EU blieb der Produzentenpreis für Milch im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum nahezu stabil (+0,2%). Allerdings ist er im März 2020 im Vergleich zum März 2019 gesunken (–0,8%), und die Indikatoren sind tendenziell schlecht.
Im Vergleich zu 2019 ging der Produzentenpreis für Milch insbesondere in den Nachbarländern zurück, in Deutschland um 1,1% und in Österreich um 2,7%). In Frankreich hingegen war ein leichter Anstieg (+1,2%) des Quartaldurchschnitts zu verzeichnen, während der Trend im März 2020 rückläufig war (–0,7% gegenüber März 2019). Die aktuelle Marktsituation übt Druck auf den Produzentenpreis für Milch aus, was sich an den anderen, im Folgenden erläuterten Marktindikatoren ablesen lässt.
Niedrigere EU-Preise für Butter und Milchpulver
In der EU war der Preis für Butter zwischen Januar und April 2020 deutlich niedriger als in der entsprechenden Vorjahresperiode (–19,5%). Der Preis für Magermilchpulver ist in den letzten Monaten stark gefallen, von 258€/100 kg im Februar 2020 auf 198 €/100 kg im April 2020 (–23,3%). Betrachtet man jedoch den Durchschnittswert von Januar bis April 2020, so ist der Preis für Magermilchpulver höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (+26,2%).
Sinkende Käsepreise in der EU
In der EU war der Durchschnittspreis für Cheddar in den ersten vier Monaten des Jahres 2020 niedriger als im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 (–1,4%). Gouda (–1%) und Edamer (–3%) notierten in der Woche 19 des Jahres 2020 ebenfalls tiefer als im Vorjahr. Im Gegensatz dazu verzeichnete der Emmentaler einen Anstieg (+11%).
Viehbestand abnehmend
In der Schweiz lagen 2020 die Milchkuhbestände im Januar (–1,5%), Februar (–1,4%), März (–1,5%) und April (–0,6%) unter den Vorjahreswerten.
Rückläufiger Molkereimilchpreisindex
In der Schweiz fiel der Molkereimilchpreisindex von 95,69 Punkten im Januar 2020 auf 93,48 Punkte im März 2020 (–2,21 Punkte). Betrachtet man jedoch den Durchschnitt für das erste Quartal 2020, so liegt er höher als 2019 (+2,5 Punkte). Die niedrigeren Preise in der EU (Butter und Milchpulver) und in den Nachbarländern (Produzentenpreis für Milch) tragen zur Schwäche des Molkereimilchpreisindex in der Schweiz bei. Dies verdeutlicht die Abhängigkeit des Schweizer Milchmarkts von der Marktsituation im Ausland.
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