So teuer ist die Schweizer Vermögensverwaltung
Von: mm/f24.ch
moneyland.ch, der unabhängige Schweizer Online-Vergleichsdienst, hat die Kosten in der Schweizer Vermögensverwaltung im Jahr 2021 untersucht. Ergebnis: Vermögensverwaltungsmandate sind teuer. Mandate von traditionellen Banken sind mehr als doppelt so teuer wie neue Online-Angebote.
Das Zinsgeschäft der Schweizer Banken gerät verstärkt unter Druck. Umso wichtiger wird für viele Banken das Anlagegeschäft. Doch wie gut schneiden die Anlageberatungs- und Vermögensverwaltungsmandate im Vergleich ab? Der unabhängige Online- Vergleichsdienst moneyland.ch hat die Angebote der wichtigsten Universalbanken sowie der Online- Vermögensverwalter hinsichtlich ihrer Kosten untersucht.
Resultat: Im Durchschnitt zahlen Kundinnen und Kunden in der traditionellen Vermögensverwaltung für ein Aktienportfolio in der Höhe von 1 Million Franken 13‘667 Franken (rund 1.37%) pro Jahr. Bei den digitalen Anbietern sind es hingegen durchschnittlich 6214 Franken (rund 0.62%) pro Jahr. Dazu kommen weitere Kosten wie Produktgebühren und Fremdwährungszuschläge.
«Die Bedeutung der Vermögensverwaltung nimmt für Schweizer Banken zu. Gleichzeitig wird sie langfristig von Online-Angeboten herausgefordert», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Die digital verwalteten Vermögen wachsen stetig – wenn bis jetzt auch erst langsam.
«Das ist auch der Grund, weshalb sich bei den Gebühren in der traditionellen Vermögensverwaltung in der Schweiz in den letzten Jahren nicht viel verändert hat», so Manz. Die Entwicklungsgeschwindigkeit der Online-Angebote dürfte sich jedoch in Zukunft deutlich beschleunigen. Die Robo Advisor könnten zu einer wachsenden Konkurrenz werden.
Aktienportfolios mit hohen Gebühren
Für ein Aktienmandat (80-100% Aktien) verlangen die untersuchten traditionellen Banken eine durchschnittliche Pauschalgebühr von rund 1.4% pro Jahr für einen Anlagebetrag von 250‘000 oder 500‘000 Franken. Für einen Anlagebetrag von 1 Million Franken müssen Kunden in der traditionellen Vermögensverwaltung im Durchschnitt 13‘667 Franken pro Jahr – rund 1.37% – zahlen.
Zu dieser Pauschalgebühr kommen allerdings weitere Kosten hinzu: Dazu gehören vor allem Produktgebühren für die eingesetzten Fonds. Bei vielen Banken zahlen die Kunden doppelt: Zum einen die Pauschalgebühr für das Mandat, zum anderen für die Fonds. Die Fondsgebühren können ähnlich teuer sein wie das Mandat selbst.
Ausserdem können noch weitere Gebühren wie Steuern, Fremdwährungszuschläge und Börsengebühren anfallen.
Grosse Gebührenunterschiede zwischen den Banken
Zwischen den einzelnen Vermögensverwaltungsmandaten gibt es grosse Unterschiede (vergleiche Tabellen im Anhang und interaktiven Vergleich auf moneyland.ch). So zahlen Kunden je nach Anlagesumme und Portfolio für die teuersten Mandate mehr als das Zweieinhalbfache als für die günstigsten Angebote.
Für ein Aktienportfolio (80 bis 100% Aktien) und eine Anlagesumme von 1 Million Franken ist von den untersuchten traditionellen Banken die Sparkasse Schwyz am günstigsten mit einer Pauschalgebühr von 6500 Franken pro Jahr (ETF-Mandat). Es folgen die Bank Cler und die Migros Bank (je 11‘000 Franken), das Einzeltitel-Mandat der Sparkasse Schwyz (11‘500 Franken), die Basler Kantonalbank und das Premium-Mandat der Zürcher Kantonalbank (je 12‘000 Franken).
Je nach Risikoprofil – also Aktiengehalt der Portfolios – und Anlagesumme können die Mandatsgebühren unterschiedlich hoch sein. Es lohnt sich deshalb ein persönlicher Vergleich, wie er auf moneyland.ch kostenlos zur Verfügung steht.
Anlageberatung im Vergleich
In der Theorie haben bei der Anlageberatung – im Unterschied zur eigentlichen Vermögensverwaltung – die Kunden «das letzte Wort». In der Praxis ähnelt die Anlageberatung der traditionellen Vermögensverwaltung aber stark und hat oft auch eine ähnliche Gebührenstruktur.
Viele Banken haben mehrere Anlageberatungsmandate, die sich bezüglich der Gebühren und Leistungen unterscheiden. Bei teureren Mandaten können mehr Beratungsleistungen und günstigere Gebühren für den selbständigen Börsenhandel enthalten sein.
Für ein Aktienportfolio in der Höhe von 250‘000 Franken schneidet von den untersuchten Banken die Anlageberatung der Sparkasse Schwyz am günstigsten ab (750 Franken pro Jahr), gefolgt von der Credit Suisse mit Invest Compact (1250 Franken pro Jahr) und der Anlageberatung Plus der Sparkasse Schwyz (1500 Franken pro Jahr).
Digitale Vermögensverwalter
Es gibt immer mehr Online-Vermögensverwalter, die auch häufig «Robo Advisor» genannt werden. Der Hauptunterschied zur traditionellen Vermögensverwaltung: Die Dienstleistung wird nur online angeboten – es gibt in der Regel keine Beratung. Eingesetzt werden mehrheitlich Exchange Traded Funds (ETFs), während die klassische Vermögensverwaltung noch stark auf aktiv gemanagte Fonds setzt.
Der Nachteil: Wer zusätzlich eine Beratung möchte, geht bei den meisten Online-Anbietern leer aus. Die Hauptvorteile der digitalen Anbieter: Robo Advisor können bereits ab kleinen Anlagesummen genutzt werden und sind im Allgemeinen deutlich günstiger als traditionelle Banken.
Kosten für Robo Advisor für 25‘000 Franken
Die meisten Kundinnen und Kunden nutzen Robo Advisor für kleinere Beträge – moneyland.ch hat deshalb die Gebühren für einen Anlagebetrag von 25‘000 Franken untersucht.
Dafür zahlen Kundinnen und Kunden von Schweizer Robo Adivsor eine durchschnittliche Pauschalgebühr von 189 Franken – rund 0.76% – pro Jahr. Dazu kommen Produktgebühren (vor allem von ETFs) in der Höhe von durchschnittlich 0.28% (bei einer angegebenen Bandbreite hat moneyland.ch mit den Maximalwerten gerechnet, in der Praxis dürften deshalb die Produktkosten noch etwas tiefer liegen).
Die tiefsten Pauschal- und Produktgebühren für eine Anlagesumme von 25‘000 Franken hat Findependent mit 167.50 Franken pro Jahr. Es folgen True Wealth mit 170 Franken und Clevercircles mit 212.50 Franken pro Jahr.
Bei den meisten Anbietern kommen (wie auch bei traditionellen Vermögensverwaltern) noch einige weitere Gebühren dazu – darunter vor allem Fremdwährungskosten und Steuern.
Kosten für Robo Advisor für 1 Million Franken
Da sich die Robo Advisor auch als echte Alternative für die traditionelle Vermögensverwaltung etablieren möchten, hat moneyland.ch auch einen Gebührenvergleich für einen grossen Anlagebetrag in der Höhe von 1 Million Franken durchgeführt.
Auch bei einigen Online-Vermögensverwaltern nehmen die prozentualen Gebühren mit steigenden Anlagebeträgen ab – dazu gehören Clevercircles, Inyova, Selma Finance, Swissquote und True Wealth.
Im Durchschnitt kostet die Pauschalgebühr bei Schweizer Online-Vermögensverwaltern für eine Anlagesumme von 1 Million Franken 6214 Franken pro Jahr – das sind rund 0.62% des Anlagebetrags. Dazu kommen Produktgebühren in der Höhe von rund 0.28% pro Jahr. Pauschal- und Produktgebühren schlagen im Durchschnitt mit 8976 Franken im Jahr zu Buche.
Im Vergleich der Pauschal- und Produktgebühren für eine Anlagesumme von 1 Million Franken schneidet True Wealth mit Kosten in der Höhe von 5700 Franken am günstigsten ab, gefolgt von Inyova (6000 Franken), Clevercircles (6500 Franken) und Findependent (6700 Franken). Vontobel Volt ist im Vergleich der teuerste Anbieter und mit Kosten in der Höhe von 15‘600 Franken mehr als doppelt so teuer wie True Wealth.
Kostenvergleich zwischen digitalen und traditionellen Vermögensverwaltern
Interessant ist ein Vergleich mit den traditionellen Vermögensverwaltern: Diese haben für eine Aktienportfolio in der Höhe von 1 Million Franken eine durchschnittliche Pauschalgebühr von 13‘667 Franken oder 1.37% pro Jahr, während es bei den digitalen Anbietern nur 0.62% sind. Die klassische Vermögensverwaltung ist also mehr als doppelt so teuer.
Dazu kommen Produktgebühren, zu denen einige traditionelle Banken keine Angaben machen und deshalb im Unterschied zu den Online-Vermögensverwaltern nicht angezeigt werden können. Stichproben zeigen allerdings, dass die Produktgebühren in der traditionellen Vermögensverwaltung im Durchschnitt ebenfalls deutlich höher sind als bei den digitalen Anbietern, da traditionelle Banken vermehrt aktive Produkte einsetzen.
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