Der Aargau an der 47. Zuger Messe
Von: mm/f24.ch
Gestern Morgen um 10.30 Uhr öffnete die Zuger Messe zum 47. Mal ihre Pforten.
Über 400 Ausstellerinnen und Aussteller freuten sich auf die erwarteten 80‘000 Besucher. Die Ansprachen anlässlich der offiziellen Eröffnungsfeier am Morgen sowie die Vorstellung des Gastkantons Aargau und der weiteren Sonderschauen bildeten die Höhepunkte im Rahmen der Eröffnungsfeier in der TopLive-Halle.
Dr. Urs Hofmann, Landstatthalter und Vorsteher Departement Volkswirtschaft und Inneres des Kantons Aargau
Beat Baumann, Verwaltungsrat der Zuger Messe begrüsste alle Anwesenden und Freunde der Zuger Messe. Messen stünden im Zeichen des Wandels und anstatt wie früher Wartelisten zu haben, müsse man sich mächtig ins Zeugs legen mit der Akquisition. Der Spardruck von Stadt und Kanton sei allgegenwärtig. Als ein Beispiel wurde das neue Parkplatzreglement der Stadt zitiert: «Ausstellerparkplätze, deren Mehrkosten nicht auf die Aussteller abgewälzt werden können, kosten die Messe 16‘000 Franken mehr.»
Dass die Zuger Messe trotzdem eine langjährige Erfolgsgeschichte ist, sei einerseits dem geführten Rundgang zu verdanken. «Wer dem folgt, kommt bei jedem Aussteller vorbei und legt insgesamt 4,6 Kilometer zurück.» Andererseits würden die Klassenzusammenkunft-Atmosphäre, das Sehen und Gesehenwerden, die Öffnungszeiten bis spät in den Abend hinein und das vielseitige Unterhaltungsangebot für Alt und Jung einen weiteren Teil zum Erfolg beitragen.
Mit dem Hinweis, dass rund 50 % der Besucher aus dem Kanton Zug, aber auch 10 % aus dem Kanton Aargau kommen sowie einem Dankeschön an alle, die an der heutigen Eröffnungs-zeremonie der Zuger Messe die Ehre erweisen, schloss er seine Ansprache.
Gastkanton Aargau
Dr. Urs Hofmann, Landstatthalter und Vorsteher Departement Volkswirtschaft und Inneres des Kantons Aargau, bedankte sich im Namen des Regierungsrats und der ganzen Aargauer Bevölkerung für die Einladung, an der Zuger Messe 2018 Gastkanton sein zu dürfen. Das Geschenk des Gastkantons an die Zuger seien neun Tage lang einen einmaligen Einblick in den Kanton Aargau und viele Augenblicke, um in die wohl für viele überraschende Vielfalt des Kantons einzutauchen.
«Lernen Sie dabei die eher unbekannten Seiten unseres Kantons kennen. Wir bieten Ihnen Hintergrundinformationen zu Land, Leuten, Sitten und Gebräuchen, zur Aargauer Geschichte und zu Aargauer Geschichten! Erfahren Sie dabei den Aargau nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den anderen Sinnen, so zum Beispiel mit Kostproben von bekannten Produkten aus der Aargauer Wirtschaft: Rivella, Hero, Zweifel Chips und wie sie alle heissen und natürlich auch mit einem Glas eines der feinen Aargauer Weine – es dürfen auch mehrere sein!»
Der Besuch des Gastkantons an der Zuger Messe soll aber auch Ausdruck sein von Werten wie Freundschaft, Zusammenleben, Solidarität und Dankbarkeit. Eine Messe sei kein Online-Shop, wo jeder für sich alleine im stillen Kämmerlein vor dem Computer oder mit Tunnelblick aufs Smartphone Produkte in einen digitalen Warenkorb packt. Eine Messe sei ein Ort der persönlichen Begegnung, von Angesicht zu Angesicht, von Mensch zu Mensch – oder eben von Kanton zu Kanton. «Eine gute Gelegenheit, Beziehungen zu pflegen, Freundschaften zu festigen und neue zu schliessen. Und sich gegenseitig noch besser kennenzulernen.»
Die Kantone Zug und Aargau seien ein schönes Beispiel, wie zwei bezüglich ihrer Geschichte, Lage, Struktur oder Grösse her ganz unterschiedliche Kantone ihren Teil zum Wohlergehen unseres Landes beitragen. Zug sei mit einer Fläche von 238 Quadratkilometern im Herzen der Schweiz, seinen rund 125‘000 Einwohnerinnen und Einwohnern und elf Gemeinden ein Kanton, der seit 1352 zur Eidgenossenschaft gehört.
Der Aargau wurde vor 215 Jahren von Napoleon aus drei helvetischen Kantonen bzw. vier historischen Gegenden zu einem Kanton «zusammengeschustert». Er musste sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu erfinden und zusammenbringen, was zuvor nie zusammengehörte. Mit 15 Staatsbeamten begann 1803 dieses Abenteuer eines «Nation buildings» – in einem freiheitlichen Geist und mit viel Enthusiasmus. Kaum jemand hätte diesem Konstrukt damals viel Kredit, geschweige denn ein langes Leben gegeben. Doch der Aargau habe es geschafft. Mit 1'400 Quadratkilometern, mit über 670'000 Einwohnerinnen und Einwohnern und mit 212 Gemeinden sei er heute der viertgrösste Stand der Eidgenossenschaft – und habe einiges zu bieten.
«Um den Erfolg und den Wohlstand unseres Landes sicherzustellen, braucht es Zug und es braucht den Aargau. Doch ebenso wichtig wie das ökonomische Ökosystem sind die freundeidgenössischen und guten nachbarlichen Beziehungen, welche die beiden doch recht unterschiedlichen Kantone miteinander pflegen. Diese sind so gut, dass sie auch der Belastungsprobe standhielten, die Anfang der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts die beiden Kantone sogar vors Bundesgericht führte mit der Episode des Fischereistreits. Die juristische Auseinandersetzung hatte erfreulicherweise ein versöhnliches Nachspiel, das bis heute Wirkung zeigt: Die beiden Kantonsregierungen treffen sich seither jährlich zu einem Fischessen, das abwechslungsweise im Aargau und in Zug stattfindet.»
Mit den Worten «Ich und meine vier Kolleginnen und Kollegen – Sie haben richtig gehört, wir begnügen uns seit eh und je mit fünf Regierungsmitgliedern – freuen uns deshalb auf den Fischschmaus am nächsten Mittwoch. Und ich freue mich zusammen mit der Aargauer Delegation auf viele Begegnungen gleich anschliessend beim Aargauer Apéro, auf dem Rundgang durch die Zuger Messe und beim gemeinsamen Mittagessen», schloss Dr. Urs Hofmann seine Rede.
Eröffnungsansprache
In der darauffolgenden offiziellen Eröffnungsansprache startete Manuela Weichelt-Picard, Frau Landammann und Vorsteherin der Direktion des Innern, gleich mit der Hinterfragung, ob Messen überhaupt noch Zukunft hätten und nicht lediglich Relikte aus alten Zeiten darstellen im Hinblick auf das digitale Zeitalter, in dem wir uns befänden und in welchem Produkte je länger je mehr über Internet gehandelt und bestellt würden – mit deutlich steigendem Trend.
Sie ist jedoch überzeugt: «Wir brauchen Messen gerade, weil der E-Commerce so stark ist, denn kein Online-Anbieter ersetzt die direkte Begegnung und die fachliche Beratung, von der man an einer Messe profitiert.» Sie führte fort, dass Messen keineswegs ein Auslaufmodell seien, wenn Produkte erlebbar sind. «Das Erlebnis und die Inszenierung machen den grossen Unterschied.»
Sie wies des Weiteren auf die Zuger Messe als unverzichtbare Visitenkarte des Gewerbes, des Zuger Wirtschaftsraumes und Dienstleistungskantons hin, in dem ein Mix aus Tradition und Neuheiten gut ankommen. Nicht zu unterschätzen, dass es sich auch um ein gesellschaftliches Happening handle, bei welchem sich Stadt und Land einfinden unter dem Motto «sehen und gesehen werden».
Die Vielfalt sei mit den Händen zu greifen: Von A wie «Ägerisee Schifffahrt» und B wie «Brautfashion» über F wie «Felsenkeller», S wie «Spitex» bis Z wie «Zuwebe».
Ausserdem sei die Zuger Messe gar nicht etwa ein kleiner Fisch mit ihren über 400 Ausstellern und rund 80'000 Besucherinnen und Besuchern und brauche den Vergleich mit einer BEA, Expovina, Giardina, Luga, Wohga usw. keineswegs zu scheuen. Abgesehen davon: «Die Quantität ist nur einer von vielen Gradmessern. Die Zuger Messe setzt auf Qualität.»
Bewährt habe sich auch die Tradition, dass jedes Jahr ein Gastkanton eingeladen werde, ganz im Zeichen freudeidgenössischer Beziehungen, die die Kantone untereinander pflegen.
Mit den Worten: «Es freut mich, dass die Wahl auf den bezaubernden Nachbarskanton Aargau gefallen ist und es ist manchmal erstaunlich, wie wenig wir Zuger über den Aargau wissen. Schulkinder kennen Berlin, Barcelona, Dublin, Dubai und New York, haben aber keinen Schimmer, wo auf der Landkarte Wohlen, Lenzburg, Bremgarten oder Unterkulm liegen. Das muss sich ändern. Entdecken wir also den wenig oder gänzlich unbekannten Kanton Aargau – jetzt oder nie!», erklärte M. Weichelt-Picard die 47. Zuger Messe als eröffnet.
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